Der Schatten eines Schwarzen Lochs, ein interstellarer Komet und Spuren am
Himmel
von Stefan Deiters astronews.com
31. Dezember 2019
Traditionell blickt astronews.com am Ende eines
Jahres zurück auf einige herausragende Ereignisse aus Astronomie, Astrophysik
und Raumfahrt aus den vergangenen zwölf Monaten, in diesem Jahr bereits zum
21. Mal. Wissenschaftlicher Höhepunkt des Jahres war zweifellos die Abbildung
des Schattens des Schwarzen Lochs in der Galaxie Messier 87.

Machten 2019 Schlagzeilen: der
interstellare Komet Borisov, der Merkurtransit,
die Starlink-Satelliten und das Bild des
Schattens eines Schwarzen Lochs.
Bild:
Gemini Observatory / NSF / AURA,
NASA/SDO, HMI und AIA Science Teams, Victoria
Girgis/Lowell Observatory, EHT-Kollaboration |
Das erste Highlight aus Astronomie und Raumfahrt gab es bereits am ersten Tag
des neuen Jahres: Die Sonde New Horizons flog am Neujahrstag am Kuipergürtelobjekt
2014 MU69 vorüber und lieferte Nahaufnahmen eines Objektes, das weiter von der
Sonne entfernt ist, als jedes andere bislang aus der Nähe erforschte Objekt des
Sonnensystems. Auf den ersten Bildern ähnelte
2014
MU69 einem Schneemann, weitere Auswertungen deuteten dann später auf
eine etwas andere Form hin.
Der Januar bescherte den Mitteleuropäern auch die letzte von hier
beobachtbare totale Mondfinsternis für einige Jahre.
Zum Frühstück verfolgten
viele, wie sich der Erdtrabant verdunkelte. Im Juli konnte man dann noch einmal
eine partielle Mondfinsternis
beobachten, astronomischer Höhepunkt in Sachen Finsternisse war aber sicherlich
die totale Sonnenfinsternis über Südamerika, deren Totalitätszone genau über die
ESO-Teleskope in La Silla
führte. Am zweiten Weihnachtstag war dann eine ringförmige Sonnenfinsternis über
der arabischen Halbinsel und Südostasien zu sehen. Im November schließlich kam
der kleinste Planet des Sonnensystems einmal ganz groß heraus - zumindest dort,
wo man die Sonne sehen konnte, vor der
Merkur als kleiner schwarzer Punkt vorüberwanderte.
Abschiednehmen hieß es im Jahr 2019 vom Marsrover Opportunity. Dieser konnte
im Januar 15 Jahre auf dem Mars
feiern, der Kontakt war allerdings damals schon abgebrochen und es bestand nur
noch wenig Hoffnung auf eine Fortsetzung der Mission. Mitte Februar erklärte die
NASA die Mission dann für beendet.
Der Marslander InSight bereitete dem Team auch nicht nur Freude, arbeitete sich
doch der sogenannte Mars-Maulwurf
des DLR nicht so in den Untergrund vor, wie man gehofft hatte.
Was genau das Eindringen der Rammsonde in
den Marsuntergrund verhinderte, weiß man bis heute nicht und noch immer laufen
Versuche, das Experiment doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.
2020 soll der ExoMars-Rover zum Mars starten. Er soll, wie die ESA im
Februar bekannt gab, Rosalind Franklin heißen.
Allerdings machten 2019 bei Tests die
Fallschirme immer wieder Probleme, so dass der Start der Mission in wenigen
Monaten zumindest fraglich erscheint. Das Mond-Programm der chinesischen
Raumfahrtagentur konnte gleich zu Beginn des Jahres einen Erfolg feiern: Die
Sonde
Chang'e-4 landete auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Die indische
Mondsonde Chandrayaan-2 war weniger erfolgreich: Hier glückte die
Landung im September nicht. Auch die Mission des israelischen Mondlanders
Beresheet schlug fehl.
Natürlich standen auch wieder extrasolare Planeten im Fokus: Der neue
Planetenjäger TESS der NASA
entdeckte im Januar die ersten Planeten und sogar
drei Kometen um Beta Pectoris.
Man fand zudem Hinweise auf einen
vulkanischen Exomond und einen
bewohnbaren Planet um GJ 357. Mit dem Instrument
Gravity untersuchte man einen Exoplaneten im Detail.
Im Dezember schließlich startete mit
CHEOPS ein neues Planetenteleskop, mit dem bereits bekannte
Exoplanetensysteme besser erforscht werden sollen. Schon im Oktober wurde die
Entdeckung des ersten extrasolaren Planeten um einen sonnenähnlichen Stern mit
dem
Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.
Eines der wissenschaftlichen Highlights des Jahrs war zweifellos die
Vorstellung von Beobachtungen des Schwarzen Lochs von Messier 87 mit dem
Event
Horizon Telescope. Sichtbar war auf dem inzwischen berühmten Bild zwar nicht das Schwarze Loch selbst,
aber zumindest sein Schatten. Und die Ansicht ähnelte eindrucksvoll
entsprechenden Simulationen. Kein Wunder also, dass das Projekt 2019 mit dem
Breakthrough Prize
ausgezeichnet wurde.
Doch auch in unserem Sonnensystem gab es 2019 noch einiges zu entdecken:
Nachdem man festgestellt hatte, dass der erste
interstellarer Asteroid `Oumuamua ist ein natürliches Objekt sein muss,
tauchte Ende August ein weiteres interstellares Objekt auf - diesmal ein Komet.
Er wurde wenig später nach seinem Entdecker
Borisov getauft. Um den Ringplaneten Saturn entdeckte man
20 neue Monde, so dass dieser nun mehr Trabanten hat als Jupiter, der
bisherige Rekordhalter.
Schlagzeilen machte auch 2019 ein Projekt des Unternehmers Elon Musk. Diesmal
stellte er keine neuen Pläne für Missionen zum Mars, zu den Monden der
Riesenplaneten oder zu anderen Zielen vor, sondern er startete die ersten
Satelliten seiner Starlink-Konstellation, mit denen einmal auch abgelegene
Regionen mit Internet versorgt werden sollen. Diese Satelliten erwiesen sich
allerdings als überraschend störend am Himmel, was die
IAU schon bald zu einer kritischen Stellungnahme veranlasste. Das Problem ist seit
dem Start der zweiten Satellitengruppe noch größer geworden und dürfte die
Astronomen auch in den kommenden Jahren beschäftigen. Der ESA-Satellit
Aeolus musste sogar ein Ausweichmanöver im Erdorbit absolvieren, um
nicht Gefahr zu laufen, mit einem der Starlink-Satelliten zu kollidieren.
Was machte 2019 noch Schlagzeilen? Die
IAU feierte ihren 100.
Geburtstag, man erinnerte an
die wichtigste Sonnenfinsternis des Jahrhunderts
und mit dem Start von
eRosita begann eine neue Ära der Röntgenastronomie. Das Teleskop im
Jumbojet SOFIA absolvierte von
Stuttgart aus den erster Wissenschaftsflug über Europa.
Sicherlich wird auch das Jahr 2020 viele interessante und auch überraschende
Nachrichten für diesen Onlinedienst bereithalten. Wir werden in gewohnter Weise
darüber berichten und bedanken uns an dieser Stelle ausdrücklich bei
allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für ihre faszinierende Arbeit,
durch die eine Nachrichtenseite wie astronews.com erst möglich wird.
Ein besonderer Dank gilt auch unseren Leserinnen und Lesern, insbesondere denen, die unsere Arbeit in diesem Jahr
im Rahmen von "astronews.com
ist mir was wert" mit einem einmaligen oder regelmäßigen Beitrag unterstützt
haben. Wir wissen dies sehr zu schätzen.
Bei allen Leserinnen und Lesern bedanken wir uns für die Treue und
wünschen für das Jahr 2020 alles Gute.
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