Planetenteleskop soll Mitte Dezember starten
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Bern astronews.com
6. Dezember 2019
Das Weltraumteleskop CHEOPS wird voraussichtlich am Dienstag
der übernächsten Woche an Bord einer Sojus-Rakete vom europäischen
Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana aus seine Reise ins All
antreten. CHEOPS soll keine neuen extrasolaren Planeten aufspüren, sondern
bereits bekannte Systeme gründlich untersuchen, um mehr über ihre Eigenschaften
zu erfahren.
CHEOPS, die erste Exoplaneten-Mission der
ESA, soll bereits bekannte extrasolare Planeten
genauer untersuchen.
Bild: ESA / ATG medialab [Großansicht] |
CHEOPS (kurz für CHaracterising ExOPlanet Satellite) besteht aus einem
Weltraumteleskop, das von der Universität Bern in Zusammenarbeit mit der
Universität Genf entwickelt und zusammengebaut wurde, und einer
Satellitenplattform, die das Teleskop tragen und dessen Betrieb vom Boden aus
ermöglichen wird. CHEOPS, das von der Universität Genf betrieben werden wird,
ist die erste Mission unter gemeinsamer Leitung der Schweiz und der europäischen
Weltraumagentur ESA.
Die Mission dient der Untersuchung von Exoplaneten und wird Sterne
beobachten, von denen bekannt ist, dass Planeten um sie kreisen. Dabei wird
CHEOPS winzige Helligkeitsänderungen messen, die entstehen, wenn ein Planet vor
seinem Wirtsstern durchzieht. Da diese Helligkeitsänderungen proportional sind
zur Oberfläche des Transitplaneten, wird CHEOPS die Größe der Planeten messen
können. Die Mission zielt auf Sterne ab, um die Planeten im Größenbereich von
Erde bis Neptun kreisen, und wird genaue Daten zu deren Größen liefern.
Diese Daten, zusammen mit bereits vorhandenen Informationen zu den Massen der
Planeten, werden es ermöglichen, ihre mittlere Dichte zu bestimmen. Das
bedeutet, dass Forschende wichtige Informationen über die Zusammensetzung und
Struktur dieser Planeten erhalten können – zum Beispiel, ob sie überwiegend
felsig sind, aus Gasen bestehen oder ob sich auf ihnen tiefe Ozeane befinden.
Dies wiederum ist ein wichtiger Schritt, um die Wahrscheinlichkeit der
Bewohnbarkeit eines Planeten zu bestimmen.
Im August 2019 hatte CHEOPS die letzten Tests bei Airbus in Madrid bestanden.
Willy Benz, Astrophysikprofessor an der Universität Bern und
Hauptverantwortlicher der CHEOPS-Mission, sagt: "Nach über sechs Jahren
intensiver Arbeit freue ich mich natürlich sehr, dass es nun endlich losgeht."
CHEOPS soll nun voraussichtlich am Dienstag, 17. Dezember 2019 an Bord einer
Sojus-Trägerrakete, kurz vor 10 Uhr MEZ (6 Uhr Ortszeit) seine Reise ins All
antreten. Zuständig für den Raketenstart ist das multinationale Unternehmen
Arianespace.
CHEOPS wird die Reise in den Weltraum gemeinsam mit einem Satelliten
antreten, der zum italienischen Cosmo-SkyMed-Satellitenprogramm gehört. Die
Trägerrakete wird zudem fünf Kleinsatelliten, sogenannte "CubeSats", an Bord
haben. Willy Benz wird für den Raketenstart mit einer Schweizer Delegation nach
Kourou reisen, darunter Didier Queloz, Nobelpreisträger für Physik 2019,
Professor an den Universitäten Genf und Cambridge.
"Ein Raketenstart ist immer ein heikler und stressvoller Moment, in dem
einiges schief gehen kann. Zudem könnte beispielsweise schlechtes Wetter den
geplanten Start kurz vor Weihnachten verhindern", erklärt Benz. Nach dem Start
wird es ca. 140 Minuten dauern, bis CHEOPS die Rakete verlassen und in rund 700
km Höhe die Erde umkreisen wird. Erste Daten werden dann Anfang 2020 erwartet.
Während sich das CHEOPS Mission Control Center in Madrid befindet,
ist das CHEOPS Science Operations Center an der Sternwarte der
Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Genf, der zweiten Schweizer
Partneruniversität des Experiments, angesiedelt. David Ehrenreich,
CHEOPS-Projektwissenschaftler an der Universität Genf, sagt: "Auch ich werde
erst wieder wirklich ruhig schlafen können, wenn CHEOPS seine Umlaufbahn
erreicht haben wird und voll funktionstüchtig ist."
Die Mission stelle eine ausgezeichnete Gelegenheit für Forschende weltweit
dar, erklärt Kate Isaak, ESA-Projektwissenschaftlerin: "Mit 20 Prozent der
Beobachtungszeit, die durch das von der ESA geleitete Guest Observers
Programme zur Verfügung steht, werden Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler aus der ganzen Welt in der Lage sein, direkt von den
einzigartigen Fähigkeiten von CHEOPS zu profitieren."
Der Start von CHEOPS werde ein großer Moment für alle Beteiligten,
insbesondere aber auch für die Schweiz, wie David Ehrenreich betont: "CHEOPS
wurde dank einer guten Zusammenarbeit zwischen Schweizer Hochschulen unter
Leitung der Universität Bern und der Industrie entwickelt – dies zeigt einmal
mehr, dass die Schweiz eine Raumfahrtnation ist."
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