Perfekter Blick auf den Asteroiden Steins
von Stefan Deiters astronews.com
19. August 2008
Die Kometensonde Rosetta
hat in der vergangenen Woche erfolgreich eine erste Kurskorrektur für ihren für
Anfang September vorgesehenen Vorüberflug am Asteroiden (2867) Steins
durchgeführt. Dabei verwendete Rosetta Bahndaten des Asteroiden, die
mit Hilfe der optischen Kameras an Bord der Sonde gewonnen wurden. Für die ESA
eine Premiere.
Winziger Punkt:
Der Blick von Rosettas Navigationskamera A auf
den Asteroiden Steins am 4. August 2008 aus etwa
24 Millionen Kilometern Entfernung. Die größeren
anderen Punkte auf dem Bild sind Stern, die
kleinen Punkte Bildfehler.
Bild: ESA |
Die erste größere Kurskorrektur im Vorfeld des Vorüberflugs von
Rosetta am Asteroiden Steins fand in einer Entfernung von weniger als
17 Millionen Kilometern vom Asteroiden statt. Die Treibwerke der Sonde wurde
dafür für rund zwei Minuten gezündet und veränderten dadurch die Geschwindigkeit
der Sonde in Bezug auf den Asteroiden um 12,8 Zentimeter pro Sekunde. Durch
diese Änderung wurde die Entfernung, mit der Rosetta am 5. September an
Steins vorüberfliegt um 250 Kilometer verändert. Der alte Kurs hätte Rosetta
zu sehr in die Nähe des Asteroiden geführt. Die Sonde soll mindestens einen
Abstand von 800 Kilometer zu Steins haben.
Die Kameras an Bord von Rosetta hatten am 4. August damit begonnen,
zwei Mal in der Woche den Asteroiden Steins anzuvisieren und haben inzwischen 52
Bilder des Asteroiden geliefert. Aus den Daten berechneten die Ingenieure am
European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt die erforderliche
Kurskorrektur. Die Beobachtung von Steins wird bis zum Rendezvous Anfang
September noch verstärkt werden: Ab 25. August soll Steins täglich anvisiert
werden.
"Je näher wir Steins kommen, desto genauer werden wir auch Rosettas
relative Position zum Asteroiden kennen", erläutert Trevor Morley, der am ESOC
für die Flugbahn von Rosetta verantwortlich ist. "Dank der Kameras der Sonde
erhalten wir immer genauere Messdaten, so dass wir die Bahn von Rosetta
für einen optimalen Vorüberflug immer weiter anpassen können." Möglichkeiten für
Kurskorrekturen bestehen noch am 28. August sowie am 2, 4 und 5. September.
Die Ergebnisse der Beobachtungskampagne haben die Erwartungen der
Wissenschaftler bei weitem übertroffen: "Beide Navigationskameras konnten den
Asteroiden schon vom Beginn der Kampagne an beobachten, obwohl der Asteroid noch
so weit entfernt war und wir dies gar nicht erwartet hatten", so Andrea
Accomazzo, am ESOC verantwortlich für den Betrieb der Raumsonde. "Die Qualität
der Aufnahmen der wissenschaftlichen Kamera OSIRIS war so gut, dass wir schon
jetzt sehr genaue Bahnberechnungen durchführen konnten."
Die optische Beobachtungskampagne von Rosetta ist für die ESA eine
Premiere: "Es ist das erste Mal, dass optische Instrumente an Bord einer
wissenschaftlichen Sonde für die Navigation verwendet wurden und nicht - wie
bislang üblich - die Auswertung von Radiosignalen", so Morley. "Die Ergebnisse
sind außergewöhnlich und wir werden das Verfahren sicherlich wieder anwenden,
wenn es möglich ist."
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