Vorbereitungen für Asteroiden-Rendezvous
von Stefan Deiters astronews.com
8. Juli 2008
Die im März 2004 gestartete Kometensonde Rosetta
soll im Mai 2014 den Kometen 67/P Churyumov-Gerasimenko erreichen. Auf dem Weg
dorthin wird die Sonde an zwei Asteroiden vorüberfliegen. Das erste Rendezvous
steht nun im September an. Zur Vorbereitung des Vorüberflugs an (2867) Steins
wurde Rosetta jetzt aus dem Tiefschlaf geweckt.
Rosetta soll
Anfang September den Asteroiden Steins
passieren.
Bild: ESA / AOES Medialab |
Die Reise Rosettas zum Kometen 67/P Churyumov-Gerasimenko
ist lang. Sie begann im März 2004 und wird mehr als zehn Jahre dauern. Im Mai
2014 nämlich soll Rosetta ihr Ziel erreichen. Grund für die lange Reise
ist der äußerst komplizierte Weg durch das Sonnensystem, den Rosetta
nehmen muss, um den Kometen einholen und ihn dann auf seinem Weg ins innere
Sonnensystem begleiten zu können. Für den November 2014 ist eine Landung auf dem
Kometenkern geplant.
Für bestimmte Zeiten der Reise wird Rosetta vom Kontrollteam auf der
Erde in eine Art Tiefschlaf versetzt. Doch dieser wurde jetzt erst einmal
unterbrochen: Am 5. September nämlich wird Rosetta den Asteroiden
(2867) Steins passieren, der vermutlich zu einer besonders seltenen Art dieser
Brocken gehört. Rosetta war im November des vergangenen Jahres zum
erneuten Schwungholen an der Erde vorübergeflogen (astronews.com berichtete) und
befindet sich gerade auf dem Weg in den Asteroidengürtel zwischen Mars und
Jupiter. In den "sonnennahen Tiefschlafmodus" war die Sonde am 27. März versetzt
worden. Dabei werden einige Systeme nahezu abgeschaltet, um so ihre Lebensdauer
zu verlängern.
Rosetta wird den Asteroiden Steins am 5. September 2008 erreichen
und soll den Brocken um 20.37 Uhr MESZ in einem Abstand von 800 Kilometern und
mit einer relativen Geschwindigkeit von 8,6 Kilometern pro Sekunden passieren.
Um diesen Vorüberflug vorzubereiten werden über den gesamten Monat die
Instrumente an Bord der Sonde getestet. Für den August ist eine "optisches
Navigationskampagne" geplant, bei dem das Kontrollteam den Asteroiden mit den
Kameras an Bord von Rosetta verfolgen und so mehr über den Orbit von
Steins herausfinden will. Die Bahn des Asteroiden ist bislang nur durch
Beobachtungen von der Erde aus bekannt.
Asteroiden gelten als Überbleibsel aus der Entstehungszeit der Planeten und
bieten daher einen interessanten Einblick in Entwicklung und Entstehung des
Sonnensystems. Bei (2867) Steins scheint es sich um einen Asteroiden eines recht
seltenen Typs zu handeln. Nach Beobachtungen von der Erde wurde er in die
Kategorie E eingeordnet, in eine Gruppe von Objekten, die hauptsächlich aus
Silikaten und Basalten bestehen. Allerdings ist über Steins nur sehr wenig
bekannt, was auch der Grund war, ihn für einen Vorüberflug auszuwählen. So
erhoffen sich die Astronomen von Rosetta einige neue Erkenntnisse über
E-Asteroiden, die auch helfen dürften, künftige Beobachtungen von der Erde
besser zu interpretieren.
Während des Vorüberflugs wird Rosetta nach Angaben der ESA ihre
gesamten Möglichkeiten ausspielen und nahezu "am Limit" ihrer Leistungsfähigkeit
arbeiten müssen. So wird sich die Sonde während der dichtesten Annäherung
schnell drehen, um sicherzustellen, dass der Asteroid auch im Sichtfeld der
Instrumente bleibt. Vor der Tiefschlafphase war dieses Manöver bereits einmal
getestet worden und zur vollen Zufriedenheit des Kontrollteams verlaufen.
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