Hubble hilft
mit dem neuen Zielkometen
Redaktion
astronews.com
8. September 2003
Durch
technische Probleme mit den Ariane 5-Raketen ging der europäischen
Kometensonde Rosetta Anfang des Jahres der Zielkomet verloren. Inzwischen
hat man einen Ersatz gefunden: 67P/Tschurjumow-Gerasimenko.
Durch Beobachtungen des Hubble-Weltraumteleskops erfuhr das Rosetta-Team
nun mehr über das neue Ziel - wichtige Daten für ein Gelingen der
anspruchsvollen Mission.
Computermodell des neuen Rosetta-Zielkometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko,
das auf Hubble-Daten beruht. Bilder:
NASA, ESA und Philippe Lamy (Laboratoire d'Astronomie Spatiale,
Frankreich) |
Die Ergebnisse von Messungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop der
NASA/ESA spielen eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung der ambitionierten
ESA-Mission Rosetta für ihr neues Ziel, den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko.
Hubble lieferte genaue Angaben über die Größe, Form und Rotationszeit des
Kometen, die für Rosetta dringend benötigt werden - schließlich soll sie
einen Kometen anfliegen, ihn umkreisen und ein Landegerät auf ihm absetzen, was
bisher noch nie versucht wurde und bedeutende Erkenntnisse über den Ursprung des
Sonnensystems verspricht.
Die Beobachtungen mit Hubble im März 2003 zeigten, dass der Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
(kurz: 67P/C-G) eine Ausdehnung von rund 5 mal 3 Kilometer und die Form eines
Rugbyballes hat, auf dem eine Landung möglich erscheint. Die
Missionswissenschaftler der ESA wünschten vor allem genaue Informationen über
die Größe des festen Kometenkerns, da diese benötigt werden, um die Mission auf
das Schwerefeld des Kometen abzustimmen.
"Obwohl 67P/C-G etwa dreimal größer ist
als der ursprüngliche Zielkomet, dürfte seine ausgeprägt längliche Form eine
Landung auf dem Kometenkern möglich machen, nachdem wir nun über die
erforderlichen Messwerte zur Anpassung des Landegeräts an das neue Szenario
verfügen", sagt Dr. Philippe Lamy vom Laboratoire d’Astronomie Spatiale
in Frankreich. Lamy hatte die mit Hubble gewonnenen Erkenntnisse über den
Kometen 67P/C-G vergangene Woche auf der Jahrestagung der Abteilung
Planetenforschung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft in
Kalifornien/USA vorgestellt.
Die Missionswissenschaftler zogen den neuen Zielkometen in Betracht, als der
Start von Rosetta verschoben wurde (astronews.com berichtete). Wegen der
Verzögerung war der ursprüngliche Zielkomet, 46P/Wirtanen, nicht mehr wie
geplant erreichbar. Andererseits verfügten die Wissenschaftler noch nicht über
genug Informationen für den statt dessen in Betracht gezogenen Kometen 67P/C-G
und wünschten Daten aus Beobachtungen der größten Teleskope.
Mit einer Technik,
die im letzten Jahrzehnt von Lamy sowie Imre Toth (Observatorium Konkoly,
Ungarn) und Harold Weaver (Applied Physics Laboratory der Johns
Hopkins-Universität in Laurel, USA) entwickelt worden war, machte das Team am
11. und 12. März 2003 über einen Zeitraum von 21 Stunden insgesamt 61 Hubble-Aufnahmen
des Kometen 67P/C-G. Die Wide-Field-Planetary Camera 2 des
Hubble-Teleskops schälte den Kometenkern aus der Koma, der ihn umgebenden
Gashülle, heraus und lieferte rasch die ersehnten Informationen. Das Teleskop
ließ erkennen, dass der Kern ellipsenförmig ist und seine Rotationsdauer rund 12
Stunden beträgt.
Der Start von Rosetta ist gegenwärtig für Februar 2004 und sein Rendezvous mit
dem Kometen etwa 10 Jahre später geplant.
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