ROSETTA
Start der
Kometensonde verschoben
Redaktion
astronews.com
15. Januar 2003
Die
europäische Kometensonde Rosetta wird nicht - wie ursprünglich vorgesehen - in
diesem Monat zum Kometen Wirtanen starten. Grund sind Probleme, die Anfang
Dezember beim Start einer Ariane-5 Rakete aufgetreten waren. Durch die
Verschiebung muss sich die Europäischen Weltraumagentur ESA nun auch Gedanken
über ein neues Ziel für Rosetta machen, da Wirtanen wohl nicht mehr erreicht werden
kann.
Rosetta. Bild:
ESA/AOES Medialab |
Die Erklärung war nur kurz, dürfte aber einige Folgen haben: "Nach
Kenntnisnahme der Schlussfolgerungen des Überprüfungsausschusses, der zum Start
der Raumsonde Rosetta Stellung nehmen sollte, haben Arianespace
und die Europäische Weltraumorganisation (ESA) beschlossen, den Start zunächst
weiter zu verschieben. Der Ausschuss hat sich dafür ausgesprochen, dass sich
Arianespace und ihre Partner im Rahmen des Programms zur Wiederaufnahme der
Ariane-5-Flüge vergewissern, dass sämtliche Qualifikations- und
Überprüfungsverfahren für das System Ariane-5 verifiziert sind. Arianespace
und die ESA werden nun gemeinsam mit allen Beteiligten die Modalitäten für einen
möglichst frühzeitigen Start von Rosetta festlegen." Damit dürften sich
die Verantwortlichen der Mission auch ein neues Ziel für Rosetta suchen
müssen, der Komet Wirtanen ist für die Sonde nämlich nur bei einem Start im
Januar 2003 erreichbar. Im Dezember musste eine Ariane-5-Rakete kurz nach dem
Start wegen Unregelmäßigkeiten gesprengt werden (astronews.com berichtete).
Die ESA-Mission Rosetta sieht erstmals die Landung auf einem Kometen
vor, einem jener eisigen Himmelskörper, die durch das Sonnensystem wandern und
bei der Annäherung an unser Zentralgestirn einen charakteristischen Schweif
entfalten. Nach den ursprünglichen Planungen sollte Rosetta in diesem Monat mit
einer Trägerrakete des Typs Ariane-5 von Kourou in Französisch-Guayana aus
gestartet werden und den Zielkometen Wirtanen im Jahr 2011 erreichen. Die
Kometensonde wurde nach dem berühmten Stein von Rosette benannt, der vor nahezu
200 Jahren die Entschlüsselung der ägyptischen Hieroglyphen ermöglicht hat. In
Anlehnung daran hoffen die Wissenschaftler, dass Rosetta helfen wird, die
Geheimnisse des Sonnensystems zu enträtseln.
Für die Wissenschaftler sind Kometen deshalb interessant, weil ihre
Zusammensetzung Aufschluss über den Zustand des Sonnensystems gibt, als es noch
sehr jung und "unfertig" war. In den seither vergangenen 4,6 Milliarden Jahren
haben sich Kometen nur wenig verändert. Rosetta sollte bei der Umrundung des
Kometen Wirtanen und nach der Landung auf seinem Kern Informationen sammeln, die
für das Verständnis des Ursprungs und der Entwicklung unseres Sonnensystems von
entscheidender Bedeutung sind. Die Sonde soll auch die Frage beantworten helfen,
ob Kometen zu den Anfängen des Lebens auf der Erde beigetragen haben. Kometen
sind Träger komplexer organischer Moleküle, die möglicherweise bei Einschlägen
auf die Erde gelangt sind und so vielleicht eine Rolle bei der Entstehung von
Lebensformen gespielt haben.
"Rosetta ist eine der anspruchsvollsten Missionen, die je unternommen worden
sind", meint Professor David Southwood, der Wissenschaftsdirektor der ESA.
"Niemand hat bisher ein ähnliches Vorhaben gewagt, das wegen seiner
wissenschaftlichen Bedeutung, aber auch wegen seiner komplexen und spektakulären
Raumflugmanöver einzigartig ist". Vor der Ankunft bei Wirtanen im Jahr 2011
sollte Rosetta die Sonne fast vier Mal auf weiten Schleifen im inneren
Sonnensystem umkreisen, wobei sie zum Teil extremen Temperaturen ausgesetzt sein
wird. Durch diese ausgefeilte Bahn, die nur bei einem Start im Januar 2003
realisiert werden kann, ist es möglich, dass die Sonde den Kometen mit möglichst
wenig Treibstoff erreicht.
Die ESA-Sonde sollte dazu dreimal durch Vorbeiflüge an Planeten Schwung holen:
einmal am Mars im Jahr 2005 und zweimal an der Erde in den Jahren 2005 und 2007.
Über ein neues Ziel für Rosetta wird man sich nun Gedanken machen müssen.
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