Der detailreichste Blick auf 2014 MU69
von Stefan Deiters astronews.com
26. Februar 2019
Die NASA-Sonde New Horizons
hat die detailreichsten Bilder des Kuipergürtel-Objekts
2014 MU69 zur Erde gefunkt. Sie entstanden nur wenige Minuten bevor die Sonde
den geringsten Abstand zu 2014 MU69 erreicht hatte. Es war unklar, ob diese
Aufnahmen überhaupt gelingen würden, doch schaute New Horizons offenbar
genau in die richtige Richtung.
Dieses detaillierteste Bild von 2014 MU69
entstand nur 6,5 Minuten bevor die Sonde ihre
geringste Entfernung zu dem Objekt erreicht
hatte. Es wurde aus neun Einzelbildern
zusammengesetzt, jedes Bild wurde 0,025 Sekunden
belichtet.
Bild: NASA / Johns Hopkins Applied Physics
Laboratory / Southwest Research Institute,
National Optical Astronomy Observatory [Großansicht] |
Die am Freitag vorgestellten Bilder stellten ein sogenanntes "Stretch Goal"
dar, also ein sehr ambitioniertes Ziel, von dem man nicht unbedingt erwarten
konnte, dass es tatsächlich auch erreicht werden wird. Wichtig für das Gelingen
der Aufnahmen von 2014 MU69 aus einem möglichst geringen Abstand war nämlich
eine exakte Ausrichtung der Sonde New Horizons zu dem Kuipergürtel-Objekt, was wiederum eine
genaue Kenntnis der Position von Sonde und 2014 MU69 erforderlich machte.
Nun hat New Horizons
die bislang an Bord der Sonde gespeicherten Rohdaten dieser
"Stretch-Goal"-Aufnahmen am frühen Morgen des 1. Januar 2019
zur Erde gefunkt - und offenbar hat alles genauso geklappt, wie das Team gehofft
hatte. Die Bilder zeigen das Kuipergürtel-Objekt mit einer Auflösung von 33
Metern pro Bildpunkt und erlauben damit einen einmaligen Blick auf die
Oberflächenstruktur des Brockens.
"Treffer!", freute sich Alan Stern vom Southwest Research Institute und
der verantwortliche Wissenschaftler der Mission. "Um diese Bilder zu bekommen,
mussten wir genau wissen, wo sich der winzige Ultima und New Horizons befinden
und dies während sie sich mit einer Geschwindigkeit von mehr als 50.000
Kilometern pro Stunde im dunklen Licht des Kuipergürtels weit jenseits der
Plutobahn aneinander vorüberbewegen. Diese Beobachtungen waren deutlich
schwieriger als während des Vorüberflugs an Pluto im Jahr 2015."
Die Stretch-Goal-Beobachtungen waren, so Stern, ein Risiko, "da auch die
Möglichkeit bestand, dass wir nur einen Teil von Ultima oder gar nichts auf den
Bildern sehen werden, da das Blickfeld der Kamera sehr klein ist." Doch das
Wagnis hat sich gelohnt und die nun vorliegenden Bilder liefern den
Wissenschaftlern ganz neue Blicke auf die fernste Welt im Sonnensystem, die
jemals detaillierter erforscht wurde.
Interessant für das Team sind vor allem die zahlreichen
Oberflächenstrukturen, die auf den früheren Bildern so genau nicht zu erkennen
waren. So rätseln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler etwa darüber, um
was es sich bei den ungefähr kreisförmigen Flecken handelt: Es könnten
Einschlagkrater sein oder Bereiche, wo sich der Untergrund abgesenkt hat oder es
könnte ganz andere Erklärungen für sie geben.
Die neuen Bilder von New Horizons dürften die bestaufgelösten Aufnahmen sein,
die die Sonde während ihrer Mission gemacht hat: Schließlich flog sie deutlich
näher an 2014 MU69 vorüber als an Pluto. Das Kuipergürtel-Objekt mit der
offiziellen Bezeichnung 2014 MU69 hat vom New-Horizons-Team den Namen
"Ultima Thule" erhalten. Die Übertragung der Daten wird noch bis ins nächste
Jahr andauern. New Horizons ist aktuell rund 6,4 Milliarden Kilometer von der
Erde entfernt.
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