Kontakt zu Philae weiter unregelmäßig
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
27. Juni 2015
Trotz Kursänderung der ESA-Kometensonde Rosetta ist
der Kontakt zum Lander Philae auf der Oberfläche des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko
weiterhin instabil und unregelmäßig. Jetzt hofft das Lander-Team auf eine
weitere Annäherung der Sonde an den Kometen. Nur bei einer stabilen Verbindung
mit Philae können nämlich wieder Experimente durchgeführt werden.

Der Lander
Philae in einer künstlerischen Darstellung.
Bild:
ESA/ATG medialab |
Trotz neuer Flugbahn und einer Annäherung an den Kometen
Churyumov-Gerasimenko von 200 Kilometer auf 180 Kilometer bleiben die Kontakte
zu Lander Philae unregelmäßig und kurz. Nach dem ersten Kontakt am 13.
Juni 2015 meldete sich Philae insgesamt noch sechs Mal beim Lander-Kontrollzentrum
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Zu den letzten
drei berechneten Möglichkeiten für eine Verbindung zu Philae konnten allerdings
keine Daten empfangen werden.
"Im Moment spielen wir mit der Geometrie zwischen Orbiter Rosetta
und Lander Philae", sagt DLR-Philae-Projektleiter Dr. Stephan
Ulamec. "Der letzte Kontakt am 24. Juni 2015 dauerte 20 Minuten, allerdings
brach die Verbindung immer wieder ab." Nun analysieren die Missionsteams des DLR
und der ESA, ob und mit welchen Maßnahmen bessere Kontakte mit Lander Philae
möglich sind.
Der Komet Churyumov-Gerasimenko hat eine Rotationszeit von 12,4 Stunden - und
so wäre ungefähr zwei Mal am Erdtag bei einem Überflug von Orbiter Rosetta
ein Kontakt möglich. Allerdings müssen dabei gleich mehrere Bedingungen passen,
damit Philae über Rosetta und dessen Kontrollraum in Darmstadt
Verbindung mit dem DLR-Lander-Kontrollzentrum aufnehmen kann. Zum einen muss
Lander Philae in Betrieb sein, und dies kann er derzeit nur bei einer
ausreichenden Beleuchtung durch die Sonne und der damit verbundenen
Energieversorgung über seine Solarpanele sein.
Außerdem müssen die Antenne des Landers und die Antenne des Orbiters
aufeinander ausgerichtet sein. Philaes Antennen sind offensichtlich
durch Objekte in der direkten, recht harschen Umgebung teilweise beim Senden und
Empfangen beeinträchtigt. Auch muss der Orbiter Rosetta seine Antenne
möglichst genau in Richtung Komet ausrichten.
Doch Rosetta hat bei ihrem Flug noch andere Umstände zu
berücksichtigen. Der zunehmend aktive Komet Churyumov-Gerasimenko schleudert mit
seinen Gas-Ausstößen auch Staubpartikel ins All. Diese sorgten bereits im März
2015 dafür, dass die Sternsensoren des Orbiters diese Partikel falsch
interpretierten und die Orientierung des Orbiters nicht mehr bestimmen konnten.
Damals ging Rosetta automatisch in einen Sicherheitsmodus, entfernte sich vom
Kometen und konnte erst dann wieder über Kommandos vom Boden gesteuert werden.
Eine weitere Annäherung an Churyumov-Gerasimenko erfolgt daher nur
schrittweise und unter ständiger Beobachtung, ob der Orbiter dabei
unbeeinträchtigt bleibt. Auch die Flugbahn des Orbiters berücksichtigt derzeit
die nicht ungefährliche Umgebung des ausgasenden Kometen. So fliegt Rosetta
zurzeit im sogenannten "Terminator"-Orbit entlang der Tag-Nacht-Grenze des
Kometen und überfliegt Philae immer am frühen Kometenmorgen - zu diesem
Zeitpunkt schaltet sich der Lander allerdings gerade erst ein. "Der Lander wird
dann nicht optimal beleuchtet von der Sonne", sagt Philae-Projektleiter
Ulamec. Überflüge zu anderen Tageszeiten am Kometen wurden seit Philaes
Aufwachen noch nicht durchgeführt.
Bei den bisherigen Kontakten mit Philae scheint die Annäherung an
den Kometen um 20 Kilometer noch keinen Erfolg gebracht zu haben. "Es gab
mehrfach Kontakte, bei denen Philae uns Daten über seinen Status
gesendet hat, aber diese Verbindungen waren instabil", erläutert Ulamec. Am 19.
Juni 2015 empfing das Lander-Kontrollzentrum des DLR in Köln beispielsweise
innerhalb von 19 Minuten zwei Mal zwei Minuten lang Daten von Philae.
Am 20. Juni 2015 gab es zwar zwei Verbindungen, beide dauerten allerdings
jeweils nur etwa eine Minute.
Am 23. Juni 2015 meldete sich Philae kurz, konnte aber in dem
20-sekündigen Kontakt keine Daten senden. Beim letzten Kontakt am 24. Juni 2015
dauerte der Kontakt zwar 20 Minuten - die Verbindung war aber ebenfalls nicht
stabil, und so sendete Philae insgesamt nur 80 Datenpakete. Zwischen
den Kontakten gab es allerdings auch mehrfach berechnete Kontaktzeiten, zu denen
keine Verbindung zwischen Philae und Rosetta aufgebaut werden
konnte. Auch bei den letzten drei Überflügen von Rosetta in 180
Kilometern Höhe kam kein Kontakt zustande.
Heute beginnt die ESA mit neuen Manövern, die den Rosetta-Orbiter
bis zum 30. Juni 2015 um weitere 20 Kilometer näher an die Kometenoberfläche und
somit an Philae heranführen. Das Team des DLR-Kontrollzentrums hofft,
dass die Kontakte zu Lander Philae bei einer Distanz von dann 160
Kilometern regelmäßiger und stabiler werden. Erst im Laufe der nächsten Tage
wird sich zeigen, ob Veränderungen der Geometrie zwischen Lander und Orbiter die
Kommunikation mit Philae verbessern.
Auch ein durch die schlechten Bedingungen während des Winterschlafs
verursachter Ausfall beispielsweise der Kommunikationseinheiten von Philae
wäre ein möglicher Grund für das derzeitige Schweigen des Landers. Die
Auswertung der bisher empfangenen Daten durch das Team des DLR hat aber gezeigt,
dass zwar eine der beiden Kommunikationseinheiten beeinträchtigt ist, die zweite
Einheit jedoch bisher ohne Probleme funktionierte.
"Um mit Philae wieder wissenschaftlich zu arbeiten, sind wir auf
längere und vorhersagbare Kontaktzeiten angewiesen", unterstreicht Ulamec. Nur
wenn Philae umfangreiche Kommandos sicher empfangen und ausführen sowie
die gemessenen Daten speichern und dann zu seinem Bodenteam senden kann, können
seine zehn Instrumente an Bord wieder zum Einsatz kommen.
Aktuelle Updates in unserem
Missionslog zur Mission von Philae.
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