Ab Sonntag wieder auf Empfang für Philae
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
10. April 2015
Ab Sonntagmorgen heißt es erneut Daumendrücken: Beim DLR in Köln
wird man wieder auf Empfang für ein Signal des Kometenlanders Philae
gehen. Noch ist die Wahrscheinlichkeit für einen Kontakt eher gering. Ein Grund
dafür ist auch, dass die Sonde Rosetta wegen einiger technischer Probleme
gegenwärtig weiter vom Kometen entfernt ist, als ursprünglich geplant war.
Der Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko am 2.
April 2015 aus einer Entfernung von 385
Kilometern vom Kometenzentrum.
Bild: ESA / Rosetta / NavCam -
CC BY-SA
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Auch wenn der Orbiter Rosetta nach Schwierigkeiten mit den
Sternsensoren und somit der Navigation am 28. März 2015 zunächst einmal neue und
weiter entfernte Flugbahnen an Komet Churyumov-Gerasimenko fliegt - das Team des
"Lander Control Center" des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)
wird ab 12. April 2015, 3 Uhr MESZ, erneut auf Signale von Lander Philae
lauschen.
"Die Kommunikationseinheit am Orbiter wird dann rund um die Uhr eingeschaltet
sein", erklärt Dr. Stephan Ulamec, DLR-Wissenschaftler und Philae-Projektleiter.
Wann genau die Bedingungen für die automatische Kontaktaufnahme zu Philae
günstig sind, wird exakt berechnet, sobald die neuen Flugbahnen des Orbiters
feststehen. "Am wahrscheinlichsten ist es zwar, dass Philae erst im Mai
oder Juni aufwacht - allerdings wollen wir sein Aufwachen natürlich nicht
verpassen, falls er bereits jetzt genügend Energie und eine ausreichend hohe
Betriebstemperatur haben sollte."
Mindestens 5,5 Watt und eine Betriebstemperatur über minus 45 Grad Celsius
benötigt Philae, um sich selbst einzuschalten und auf die "Rufe" des
Orbiters zu hören. Auch die Konstellation des Orbiters zum Lander sowie seine
Entfernung von Philae sind entscheidend, um Kontakt mit Philae
aufnehmen zu können.
Erschwerend kommt daher hinzu, dass die Rosetta-Sonde bei einem
dichten Vorbeiflug am Wochenende des 28. März 2015 durch Partikel rund um den
Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko irritiert wurde. Der Orbiter schaltete in den
sogenannten "Safe mode" und entfernte sich auf einer "Fluchtbahn" rund 400
Kilometer vom Kometen.
Dem Orbiter-Team gelang es zwar schnell, die Sonde mit mehreren Manövern
wieder erfolgreich auf eine Entfernung von nur noch 140 Kilometer an den
Kometen heranzuführen - doch nun muss zunächst einmal die Flugbahn neu geplant
werden. "Wir fliegen als nächstes auf 100 Kilometer an den Kometen heran. Dann
werden wir dieselbe Strategie anwenden wie bei der Annäherung an Churyumov-Gerasimenko im August letzten Jahres", erläutert Sylvain Lodiot,
Operationsmanager für den Rosetta-Orbiter bei der Europäischen
Weltraumorganisation ESA.
Rosetta wird daher erst einmal auf dichte Vorbeiflüge über den
zunehmend aktiven, ausgasenden Kometen verzichten. Für die Suche nach Lander
Philae bedeutet dies, dass zurzeit noch nicht exakt berechnet werden kann,
wann die Konstellation von Orbiter und Lander eine Kommunikation zwischen beiden
erlaubt.
Die Kommunikationseinheit am Orbiter wird dennoch ohne Unterbrechung nach
Lander Philae "rufen". Ist dieser bereits mit Energie und Wärme
ausreichend versorgt, schaltet er sich ein und beginnt, nach den Signalen zu
horchen. Kann er im Sonnenlicht noch etwas mehr Energie - nämlich 19 Watt -
speichern, würde er sich dann mit einem Signal melden. "Wir werden auch wieder
wie bereits im März blind Kommandos an den Lander schicken, die ihm helfen,
seine Energie optimal zum Heizen und Kommunizieren zu nutzen", sagt Philae-Projektleiter
Ulamec.
Sollte Philae bereits wach sein, ohne eine Empfangsbestätigung
schicken zu können, empfängt er immerhin die Kommandos und kann sie ausführen.
Für das DLR-Team am Boden sind vor allem die ersten Daten spannend, die
Philae nach dem Aufwachen schickt. "Nach deren Auswertung wissen wir mehr
über den Gesundheitszustand des Landers, über seine Temperatur oder auch über
die Energie, die er über seine Solarpanele aufnimmt."
Sobald sich die Batterie des Landers auflädt, können die Wissenschaftler dann
auch während der Kometennacht mit Philae und seinen Instrumenten an
Bord arbeiten. "Umso mehr sich der Komet mit Philae auf seiner
Oberfläche der Sonne nähert, desto größer sind die Chancen, dass er wieder
aufwacht", blickt Ulamec hoffnungsvoll auf die nächsten Wochen und Monate.
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