Kein Signal von Kometenlander Philae
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
20. März 2015
Es wäre schon großes Glück gewesen, wenn das Team im Lander-Kontrollzentrum
des DLR in Köln in den vergangenen Tagen vom Kometenlander Philae gehört hätte.
Entsprechend hält sich die Enttäuschung darüber, dass Philae stumm
geblieben ist, in Grenzen. Die Forscher hoffen nun auf die nächste Kommunikationsmöglichkeit.
Und diese dürfte es schon im
April geben.

Dieses topographische Modell der
Kometenoberfläche zeigt die wahrscheinliche
Position, in der sich der Lander Philae auf 67P/Churyumov-Gerasimenko
befindet.
Bild: ESA / Rosetta / Philae / CNES / FD [Großansicht] |
Vielleicht ist es derzeit noch zu kalt für Lander Philae, um auf dem
Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko aufzuwachen. Vielleicht reicht aber auch
einfach seine Energie noch nicht aus, um sich beim Team im Lander-Kontrollzentrum
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit einem Signal zu melden.
Am 12. März 2015 begann der Orbiter, den Lander zu rufen und auf eine Reaktion
zu horchen, doch Philae meldete sich bisher noch nicht zurück.
"Es war ein sehr früher Versuch, den wir solange wiederholen werden, bis wir
eine Rückmeldung von Philae erhalten", sagt Philae-Projektleiter
Dr. Stephan Ulamec vom DLR. "Wir müssen noch etwas Geduld haben." Am 20. März
2015 um 5 Uhr mitteleuropäischer Zeit wurde deshalb die Kommunikationseinheit
des Orbiters wieder ausgeschaltet. Nun berechnet das DLR-Team, wann die nächste
günstige Konstellation zwischen Orbiter und Lander besteht, um erneut auf ein
Signal von Philae zu horchen. Voraussichtlich in der ersten Aprilhälfte
besteht die nächste Chance auf einen Kontakt.
Nach seiner Landung am 12. November 2014 auf dem Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko
war Philae mehr als 54 Stunden vor Ort kontinuierlich in Betrieb, alle zehn
Instrumente an Bord waren zum Einsatz gekommen und hatten Daten gesendet. Dann
war die Batterie des Landers erschöpft, und Philae ging an seinem
schattigen Standort in Winterschlaf. Nun benötigt er eine Betriebstemperatur von
über minus 45 Grad Celsius und mindestens 5 Watt Energie, um sich automatisch
einzuschalten. Und solange ihm nicht insgesamt 19 Watt für das zusätzliche
Einschalten seines Senders zur Verfügung stehen, kann er keinen Mucks tun.
Für die Monate Januar und Februar konnten die Ingenieure des DLR ein Ende des
Winterschlafs definitiv ausschließen: "Unsere Simulationen zeigten eindeutig,
dass Philae noch zu kalt sein würde, um sich einzuschalten", sagt Dr.
Koen Geurts vom Kontrollraumteam des DLR. Eine erste, wenn auch frühe Chance
sahen die Ingenieure hingegen im März, wenn Komet und Lander rund 300 Millionen
Kilometer von der Sonne entfernt sind - und die Kraft der Sonnenstrahlung sich
entsprechend nahezu verdoppelt hat.
Den nächste Versuch mit Philae zu kommunizieren, plant das Lander-Team
des DLR jetzt für April: Dazu müssen Orbiter und Lander zueinander in einer
Konstellation und Reichweite sein, die den Kontakt überhaupt ermöglicht. Und
Philae muss währenddessen im Sonnenlicht stehen, um mit ausreichend Energie
das Signal des Orbiters zu hören und eventuell sogar auch schon antworten zu
können. "Diese Bedingungen müssen immer mindestens über 45 Minuten andauern,
denn Philae schaltet nach seinem Aufwachen seinen Empfänger nur alle 30
Minuten an", erläutert Geurts.
Das Aufwachen könnte ihm im April sogar etwas leichter fallen, denn das Team
des Lander-Kontrollzentrums schickte insgesamt sechs Mal Kommandosequenzen an
Philae, die vor allem einem dienen: Der Lander soll die gewonnene
Energie möglichst effektiv für das Heizen und die Kommunikation einteilen. Zum
letzten Mal erhielt der Lander am 17. März 2015 gegen 12.30 Uhr die "blinde
Kommandierung", seine Energieströme zu optimieren.
"Wir wissen, dass die Kommunikationseinheit des Orbiters funktioniert hat -
ob Philae die neuen Kommandos empfangen hat, wissen wir allerdings
nicht", so Geurts. Sollte der Lander bereits wach sein und nur noch nicht
genügend Energie für eine Rückmeldung haben, könnte er die Befehle dennoch
empfangen und ausführen.
Spätestens im Sommer, wenn der Komet auf seiner Reise der Sonne bedeutend
näher gekommen ist, hofft das Philae-Team auf ein Lebenszeichen - und
auf Daten, die ihnen sagen, wie es Philae geht. Welche
Betriebstemperatur hat der Lander? Arbeiten alle Systeme fehlerlos oder hatte
der Winterschlaf bei eisigen Temperaturen unerfreuliche Folgen? Wieviel
Tageslicht und somit Energie erhält er? Und lädt er seine Batterie auf?
Nachdem die Daten zum "Gesundheitszustand" von Philae sorgfältig
ausgewertet sind, kann dann auch konkret der Einsatz der Experimente festgelegt
werden und der Schichtdienst im Lander-Kontrollzentrum des DLR wieder beginnen.
Ist der Lander erst einmal wach, wird er seine Aufgaben auch erfüllen, denn, und
darin ist sich Geurts sicher: "Philae ist optimal für das Überleben auf
einem Kometen eingestellt."
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