Rosetta-Komet ist bemerkenswert unmagnetisch
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Technischen Universität Braunschweig astronews.com
14. April 2015
In Wien wurden heute weitere Ergebnisse der Messungen mit
dem Magnetometer an Bord des Kometenlanders Philae vorgestellt.
Kombiniert man die Daten mit Messungen der Sonde Rosetta ergibt sich,
dass 67P/Churyumov-Gerasimenko ein äußerst unmagnetisches Objekt zu sein
scheint. Dies ist auch im Hinblick auf seine Entstehung interessant.
Der Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko am 25.
März 2015 aus einer Entfernung von 86,6
Kilometern vom Kometenzentrum.
Bild: ESA / Rosetta / NavCam -
CC BY-SA
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Erkenntnisse über die magnetischen Eigenschaften der Planeten und anderer
Körper im Sonnensystem lassen weitreichende Schlüsse über ihre innere
Beschaffenheit, Dynamik und Entstehungsgeschichte zu. Nach der spektakulären
Landung des Rosetta-Landers Philae auf der Oberfläche des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko
im November 2014, liegen nun die Ergebnisse der Magnetfeldmessungen zweier an
der Technischen Universität Braunschweig entwickelter Messinstrumente vor.
"Churyumov-Gerasimenko ist ein bemerkenswert unmagnetisches Objekt", erklärt
Dr. Hans-Ulrich Auster, Leiter des Lander-Magnetometerteams vom Institut für
Geophysik und extraterrestrische Physik (IGEP) der TU Braunschweig. Zwar war
aufgrund seiner geringen Größe nicht zu erwarten, dass im Inneren des
Kometenkerns Dynamoprozesse ablaufen, wie sie beispielsweise das Erdmagnetfeld
erzeugen. Jedoch wurde darüber spekuliert, dass eisenhaltige, magnetische
Staubpartikel als Bestandteile des kometaren Materials durch starke Magnetfelder
vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren ausgerichtet worden und so eine bleibende
Magnetisierung entstanden sein könnte.
Die Messungen des Braunschweiger ROMAP-Magnetometers auf dem Kometenlander
Philae zeigen an der Kometenoberfläche nun aber Magnetfelder, die in ihrer
Struktur und Stärke den Messungen des Braunschweiger RPC-Magnetometers auf der
Rosetta-Sonde sehr ähneln. "Die bemerkenswerte Übereinstimmung der Messungen im
Orbit und an der Oberfläche ist ein untrüglicher Hinweis, dass sich an der
Oberfläche gemessenen Magnetfeldes wesentlich die Eigenschaften des Magnetfeldes
in der kometaren Koma widerspiegeln", erläutert IGEP-Wissenschaftler Dr. Ingo
Richter, Instrument-Manager des Orbiter-Magnetometers.
Die seit Anfang August 2014 gemessenen regelmäßigen Oszillationen des Feldes,
das von den Braunschweiger Forschern als "Singen" des Kometen bezeichnet wird,
beherrscht auch das Magnetfeld direkt an der Oberfläche. Beiträge des Kerns zum
Magnetfeld liegen nach den Messungen der Braunschweiger Wissenschaftler deutlich
unter zwei Nanotesla, also bei etwa einem Fünfzigtausendstel des
Erdmagnetfeldes. Erst die Kombination aus Messungen im Orbit und an der
Oberfläche sowie der mehrfache Anflug und Abflug zur und von der Oberfläche
führten zu diesem Ergebnis.
"Die von uns festgestellte äußerst geringe Magnetisierung des kometaren
Materials lässt nun den Schluss zu, dass Magnetfelder in der Region, in der
dieser Komet entstanden ist, keine Rolle für das Zusammenbacken Dezimeter großer
Brocken gespielt hat", erläutert Prof. Dr. Karl-Heinz Glaßmeier, Leiter des
Rosetta-Orbiter-Magnetometer Teams. Da starke Magnetfelder eine wichtige
Rolle für das Verständnis der Entstehung des Sonnensystems spielen, sehen die
Braunschweiger Forscher den kommenden Diskussion mit ihren internationalen
Kolleginnen und Kollegen mit Spannung entgegen.
Ihre neuen Ergebnisse präsentierten die Wissenschaftler heute im Rahmen
der Generalversammlung der Europäischen Vereinigung für Geowissenschaften (EGU)
in Wien sowie in der Fachzeitschrift Science.
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