Rosetta-Komet ist ganz schön grau
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
12. Dezember 2014
Auf den Schwarz-Weiß-Bildern, die die Raumsonde Rosetta
vom Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko zur Erde gefunkt hat, wirkt der Brocken
wie eine graue Welt. Nun haben Wissenschaftler versucht, eine Ansicht zu
erstellen, die die tatsächliche Farbe des Rosetta-Kometen zeigt. Das Ergebnis:
67P ist tatsächlich sehr dunkel und eintönig grau.
Sieht aus wie schwarz-weiß, ist aber ein
Farbbild des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko.
Es wurde aus drei Aufnahmen zusammengestellt, die
am 6. August 2014 vom Kamerasystem OSIRIS
mithilfe des roten, grünen und blauen Filters aus
einer Entfernung von 120 Kilometern gemacht
wurden.
Bild: ESA / Rosetta / MPS für OSIRIS Team
(MPS / UPD / LAM / IAA / SSO / INTA / UPM / DASP
/ IDA) [Großansicht] |
Wie auch viele andere kleine Körper im Weltall, beispielsweise die meisten
Asteroiden, erscheint der Rosetta-Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko in einem
farblosen Grau. Dies lässt sich Farbbildern entnehmen, die Forscher aus
Aufnahmen des Kamerasystems OSIRIS erstellt haben. Um ein solches Farbbild in
den "echten" Farben zu erhalten, haben die Wissenschaftler Aufnahmen, die mit
Hilfe des roten, grünen und blauen Filters gemacht wurden, sorgfältig
überlagert.
"Wir bezeichnen OSIRIS oft als die Augen von Rosetta", sagt Holger Sierks vom
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), der Leiter des
OSIRIS-Teams. "Allerdings unterscheiden sich diese Augen stark von unseren
menschlichen." Das Kamerasystem ist mit mehreren Farbfiltern ausgerüstet, die
nur eine begrenzte Bandbreite des Lichtes durchlassen.
Intensitätsunterschiede in OSIRIS-Bildern basieren deshalb stets nur auf
einem kleinen Teil des Sonnenlichts, das der Komet ins All reflektiert. "Für
wissenschaftliche Fragestellungen sind diese Aufnahmen solchen überlegen, die
sich aus allen Wellenlängen zusammensetzen", so Sierks. Auf diese Weise lassen
sich etwa die Fingerabdrücke bestimmter Mineralien oder Vorgänge wie
Weltraum-Erosion aufspüren.
Doch welche Farbe hat 67P nun wirklich? Um ein Farbbild zu erzeugen, das dem
entspricht, was das bloße Auge sehen würde, überlagerte das OSIRIS-Team
Aufnahmen, die mit Hilfe des roten, grünen und blauen Filters entstanden.
Dieses Prinzip wird auch bei Computer- und Fernsehbildschirmen genutzt. "Im Fall
von OSIRIS ist dies jedoch etwas aufwendiger. Die einzelnen Bilder müssen nacheinander aufgenommen werden, während Rosetta weiter durchs All rast und
der Komet sich dreht", so Sierks. Sie sind deshalb nicht nur leicht
gegeneinander versetzt, sondern zeigen auch verschiedene Perspektiven. Nur durch
eine sorgfältige Überlagerung entsteht das Farbbild.
"Wie sich herausstellt, sieht 67P dunkelgrau aus, in Wirklichkeit fast so
schwarz wie ein Stück Kohle", beschreibt Sierks. Um Strukturen auf der
Oberfläche des Kometen überhaupt sichtbar zu machen, wird die Intensität der
Aufnahmen erhöht. So ergeben sich hellere Grautöne. Gleichzeitig ergeben erste
Analysen, dass der Rosetta-Komet rotes Licht geringfügig effizienter
reflektiert als Licht anderer Wellenlängen. Dieses Verhalten zeigen auch andere
kleine Körper im Sonnensystem und beruht auf der feinen Körnung der Oberflächen.
Es bedeutet jedoch nicht, dass der Komet sich dem bloßen Auge rötlich zeigt. Da
im natürlichen Sonnenlicht die roten Komponenten leicht unterdrückt sind, ergibt
sich insgesamt ein grauer Eindruck.
Lange bevor Rosetta am Kometen 67P eintraf, hatten erdgebundene
Beobachtungen bereits auf eine solche Graufärbung hingewiesen. Nicht erwartet
hatten die Forscher hingegen, dass der Komet selbst auf den kleinen Skalen, die
jetzt erstmals OSIRIS auflösen kann, ausgesprochen gleichmäßig gefärbt ist. Dies
deutet auf eine sehr einheitliche Zusammensetzung der Oberfläche hin.
So enthalten die Bilder beispielsweise keine Anzeichen gefrorenen Wassers.
Solche vereisten Stellen würden bläulich wirken, also im blauen Filter heller
erscheinen als in den anderen Filtern. Stattdessen ist das Eis des Kometen
offenbar unter seiner Oberfläche verborgen.
Die insgesamt 25 Filter von OSIRIS sind so ausgewählt, dass sie auf der
Kometenoberfläche nicht nur Eis aufspüren können, sondern auch bestimmte
Mineralien wie Pyroxene und Hydrate (Kristallwasser) auf der Komentenoberfläche.
Zudem machen sie die Verteilung verschiedener Gase in der Atmosphäre des Kometen
sichtbar. Die Auswertungen dieser Daten dauern noch an.
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