Das Glitzern der Sonne in Kraken Mare
von Stefan Deiters astronews.com
4. November 2014
Während ihres Vorüberflugs am Titan im August hat die Saturnsonde
Cassini bei Infrarotbeobachtungen das Glitzern der Sonne in einem See
des Mondes und gleichzeitig die Ausdehnung der Seen auf der Nordhalbkugel
erkennen können. Die Seen auf dem größten Saturntrabanten bestehen nicht aus Wasser, sondern aus flüssigen Kohlenwasserstoffen.

Blick auf die Seelandschaft auf der
Nordhalbkugel des Saturnmonds Titan.
Bild: NASA/JPL-Caltech / University of
Arizona / University of Idaho [Großansicht] |
Am 21. August 2014 flog die Saturnsonde Cassini wieder einmal am
Saturnmond Titan vorüber. Der Trabant interessiert die Wissenschaftler
besonders, da er - von der Erde abgesehen - das einzige Objekt im Sonnensystem
ist, auf dem es einen Flüssigkeitskreislauf auf der Oberfläche gibt. Die Rolle
des verdampfenden und wieder abregnenden Wassers übernehmen auf dem größten
Saturnmond allerdings Kohlenwasserstoffe wie Methan und Ethan.
Auf Titan hat man inzwischen zahlreiche Seen und auch Flusssysteme aus
Kohlenwasserstoffen entdeckt. Der direkte Blick ist den Wissenschaftlern dabei
verwehrt, da der Saturnmond von einer dichten Atmosphäre eingehüllt ist. Um
etwas über die Vorgänge auf der Oberfläche zu erfahren, muss man also in anderen
Wellenlängenbereichen als im sichtbaren Licht beobachten - etwa im
Radiobereich oder - wie aktuell - im Infraroten.
Das jetzt veröffentlichte Mosaik des Saturnmonds basiert auf Daten, die das
Visual and Infrared Mapping Spectrometer (VIMS) an Bord der Sonde im nahen
Infrarot gesammelt hat. Erstmals sind darauf gleichzeitig die Seen und auch eine
Reflexion des Sonnenlichts auf der Oberfläche eines Sees zu erkennen. Diese ist
als heller Fleck etwa in der Elf-Uhr-Position auszumachen. Die Sonne glitzert
hier im Süden des größten Titansees Kraken Mare.
Das Glitzern war so hell, dass der Detektor von VIMS vollständig gesättigt
wurde. Im südlichen Bereich von Kraken Mare, also rund um das Glitzern bis in
den Bereich oben links, ist auch ein heller Rand zu erkennen. Die
Wissenschaftler deuten dies als Hinweis darauf, dass Kraken Mare einmal
größer war und in letzter Zeit Flüssigkeit verdampft ist und dabei Rückstände
hinterlassen hat.
Der Bereich mit der höchsten Auflösung, unmittelbar rechts neben dem
Glitzern, zeigt eine Region, in dem sich zahlreiche Kanäle befinden, die Kraken
Mare mit Ligeia Mare, einem weiteren Titansee, verbinden. Ligeia Mare selbst ist
im Norden teilweise durch einen auffälligen pfeilförmigen Wolkenkomplex
verdeckt, der aus flüssigen Methantröpfchen besteht. Wenn diese abregnen,
könnte das die Seen wieder auffüllen.
Die Sonde Cassini, die bereits über zehn Jahre im Saturnsystem unterwegs ist,
versucht gegenwärtig die Änderungen auf Titan zu erfassen, die sich mit dem Wechsel der
Jahreszeiten einstellen. Diese dauern auf dem Saturnmond deutlich länger als auf
der Erde: Frühlingsanfang war auf der Nordhalbkugel des Titan im August 2009,
Sommeranfang
wird im Mai 2017 sein.
|