Spiegelglatter See auf Saturnmond Titan
von
Rainer Kayser
24. August 2009
Mithilfe von Radarbildern der Saturnsonde Cassini
fanden Wissenschaftler jetzt weitere Indizien dafür, dass es auf der Oberfläche
des Saturnmondes Titan tatsächlich Seen gibt. Nach den jetzt veröffentlichten
Daten war der See Ontario Lacus beim Vorüberflug der Sonde so glatt wie ein
Spiegel. Nun rätseln die Forscher wie es sein kann, dass es auf einem so großen
See zu keinerlei Wellenbildung kommt.
Der See Ontario
Lacus auf dem Saturnmond Titan.
Bild: NASA / JPL / Space Science Institute |
Radarbilder der amerikanischen Sonde Cassini zeigen an den Polen des größten Saturnmondes
Titan zahlreiche dunkle Flecken. Seit langem vermuten die Planetenforscher, dass
es sich bei diesen Flecken um Seen aus flüssigen Kohlenwasserstoffen, vor allem
aus Methan, handelt. Jetzt veröffentlichte Messungen von einem Vorbeiflug der
Sonde an Titan im Dezember vergangenen Jahres zeigen, dass die Oberfläche des
größten Sees spiegelglatt ist: Etwaige Unebenheiten müssen kleiner als drei
Millimeter sein, um die Stärke des Radarechos zu erklären. Das bestätige, dass
es sich tatsächlich um eine flüssige Oberfläche handeln müsse, so die Forscher,
die im Fachblatt Geophysical Research Letters
über die Messungen berichten.
"Es ist schwer vorstellbar, dass eine feste Oberfläche derart glatt ist", erklärt Lauren Wye von der
Stanford University, eine der beteiligten Wissenschaftlerinnen. Denn sowohl beim Überfrieren als auch beim Austrocknen bilden sich stets Spannungsrisse und Verwerfungen.
Allerdings ist die Oberfläche des Sees auf Titan den Forschern nun schon wieder fast zu glatt: Es müsse zu Zeitpunkt der Messungen völlige Windstille geherrscht haben.
Denn Computersimulationen deuten eigentlich darauf hin, dass Wellen unter den Bedingungen auf dem Saturnmond erheblich höher sein müssten als auf der Erde. Der Ontario
Lacus getaufte See in der Nähe des Südpols von Titan ist 235 Kilometer groß - schwer vorstellbar, dass es auf einem derart großen See keinerlei Wellen gibt. Vielleicht ist die Flüssigkeit in dem See sehr zäh und wirft deshalb keine großen Wellen, spekulieren die Forscher.
Wie sich ein Gemisch aus flüssigen Kohlenwasserstoffen unter den klimatischen Bedingungen auf Titan genau verhält, ist bislang nicht genau bekannt. Außerdem weisen Wye und ihre Kollegen darauf hin, dass auf der Südhalbkugel von Titan gerade der Herbst anbricht, und in dieser Zeit gäbe es dort am wenigsten Wind. Endgültige Klarheit kann jedoch nur eine direkte Untersuchung vor Ort bringen - die Wissenschaftler hoffen deshalb, dass eine künftige Raumsonde direkt auf einem der Seen niedergeht.
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