Methan-Seen auf Titan
von Rainer Kayser
29. September 2006
Die amerikanische Raumsonde Cassini hat ein Dutzend
weiterer dunkler Flecken in der Nordpol-Region des Saturnmondes Titan
aufgespürt. Die NASA-Forscher sind sich inzwischen sicher, dass es sich bei
diesen Flecken um Seen aus flüssigem Methan handelt. Im Verlauf der nächsten
Jahre erwarten die Wissenschaftler, dass sich jahreszeitliche Veränderungen auf
Titan zeigen: Die Seen am Nordpol sollten austrocknen, während sich bislang
ausgetrocknete Seen am Südpol wieder mit Methan füllen.
Radarbild von der Titanoberfläche. Bei den
dunklen Flächen handelt es sich nach Ansicht der Forscher um
Methan-Seen. Bild: NASA
/JPL |
"Was auch immer dieses schwarze Zeug ist, es ist extrem beweglich - deshalb
denken wir, dass es sich um eine Flüssigkeit handeln muss", erklärt Stephen Wall
vom Jet Propulsion Laboratory in Pasadena. Der Forscher ist für die
Radarmessungen der Cassini-Sonde verantwortlich. "Die einzigen Stoffe,
die auf Titan bei Temperaturen um minus 180 Grad flüssig sind, sind Methan und
Ethan."
Die Oberfläche Titans ist ständig unter einem dichten Dunstschleier
verborgen, den die Wissenschaftler nur mit Radarstrahlen durchdringen können.
Schwarz bedeutet auf dem Radarbild, dass die Oberfläche keine Radarstrahlen zur
Sonde reflektiert. Sie muss an diesen Stellen also extrem glatt sein - eben wie
eine Flüssigkeitsoberfläche. Zudem sind bei einigen der schwarzen Flächen
Strukturen sichtbar, die Zuflüssen ähneln.
Titans Atmosphäre enthält einen hohen Anteil an Methan. Vor der Ankunft
Cassinis beim Saturn hatten die Planetenforscher deshalb vermutet, dass es
auf Titan große Seen oder gar Meere aus flüssigem Methan gibt. Diese Vermutung
hat sich nicht bestätigt, flüssiges Methan scheint es nur in den jeweils rund 20
Kilometer großen Seen an den Polen des Saturnmondes zu geben. Wall und seine
Kollegen vermuten, dass die Seen sich durch jahreszeitlich bedingte
Niederschläge bilden.
Gegenwärtig herrscht am Nordpol von Titan Winter. Weitere Messungen sollen
nun zeigen, ob die Oberflächen der Seen auf gleicher Höhe liegen. Dies wäre ein
Beleg dafür, dass die Seen durch ein Methanreservoir im Boden Titans - ähnlich
dem Grundwasser auf der Erde - miteinander verbunden sind.
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