Planet Hunters entdecken erste Planeten
von Stefan Deiters astronews.com
27. September 2011
Seit Dezember können Internet-Nutzer auf der ganzen Welt
Wissenschaftlern dabei helfen, in den Daten des Weltraumteleskops Kepler
nach Hinweisen auf erdähnliche Planeten zu suchen. Jetzt kann das Planet
Hunters genannte Projekt einen ersten Erfolg vorweisen: Den Teilnehmern
könnte die Entdeckung von zwei extrasolaren Planeten gelungen sein.
Internet-Nutzer
könnten in Daten des Weltraumteleskops
Kepler zwei
extrasolare Planeten entdeckt haben.
Bild: NASA / Ames Research Center |
"Das ist das erste Mal, dass die Öffentlichkeit Daten einer
NASA-Weltraummission genutzt hat, um potentielle Planeten zu entdecken, die um
andere Sterne kreisen", freute sich Astronomin Debra Fisher von der Yale
University, eine der Initiatorinnen des Planet Hunters-Projekts.
Seit Dezember 2010 können dabei Internet-Nutzer aus aller Welt in Daten des
NASA-Weltraumteleskops Kepler nach Hinweisen auf extrasolare Planeten
suchen. Insgesamt 40.000 Menschen haben sich bislang an der Suche beteiligt.
Kepler beobachtet kontinuierlich weit über 100.000 Sterne. Sollte, von der
Erde aus gesehen, ein Planet vor einem dieser Sterne vorüberziehen, müsste sich
dessen Helligkeit kurzzeitig verringern. Genau nach solchen "Transits" suchen
die Astronomen des Kepler-Teams und auch die Teilnehmer von Planet
Hunters.
Jetzt hat das Planet Hunters-Projekt einen ersten Erfolg
vorzuweisen: In einem bei der Fachzeitschrift Monthly Notices of the Royal
Astronomical Society eingereichten Artikel beschreiben die Astronomen zwei
im Rahmen des Projekts entdeckte Planetenkandidaten. Die Planeten umrunden ihre
Sonne mit einer Periode von rund 10 und 50 Tagen und haben einen Radius vom
zweieinhalb- bzw. achtfachen Radius der Erde. Bei einem der beiden Planeten
könnte es sich somit sogar um einen Gesteinsplaneten handeln, beide Welten
liegen allerdings nicht in der habitablen Zone um ihre Sonne.
Die am Planet Hunters-Projekt beteiligten Astronomen der Yale
University, der University of Oxford und des Adler-Planetariums in
Chicago haben am Keck Observatory auf Hawaii die jeweiligen
Zentralsterne der beiden Neuentdeckungen unter die Lupe genommen. "Ich gehe
davon aus, dass es sich bei den beiden Kandidaten mit einer Wahrscheinlichkeit
von 95 Prozent oder sogar mehr tatsächlich um Planeten handelt", fasst Fisher
die Ergebnisse der Beobachtungen zusammen.
Das Team des Weltraumteleskops Kepler hat bereits eine Liste von
1.200 Planetenkandidaten zusammengestellt, deren vielversprechendste Kandidaten
weiter untersucht werden sollen. Die von den Planet Hunters entdeckten
potentiellen Welten befinden sich allerdings nicht darunter.
Die beiden Kandidaten wurden von Planet Hunters-Teilnehmern bereits
im ersten Monat nach dem Start des Projektes entdeckt, das frei verfügbare
Kepler-Daten nutzt. Die zehn interessantesten Entdeckungen der Nutzer
schickten Fisher und ihre Kollegen an das Kepler-Team, die daraus die
zwei Kandidaten auswählten, die auch nach ihren Kriterien den Status eines
Planetenkandidaten verdienen. Mehrere Dutzend Planet Hunters-Teilnehmer
hatten die Kandidaten als potentielle Planeten markiert. Jeder Datensatz wird
bei Planet Hunters von mehreren Teilnehmern analysiert.
Inzwischen widmen sich die Planet Hunters den nächsten 90 Tagen frei
verfügbarer Kepler-Daten. "Was jetzt vorliegt, haben wir nach einem nur
flüchtigen Blick auf die erste Runde von Kepler-Daten entdeckt", so
Fisher. "Ich habe keine Zweifel daran, dass es nach jedem neuen Datenpaket von
Kepler weitere Entdeckungen geben wird."
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