Sechs Planeten um eine Sonne
von Stefan Deiters astronews.com
2. Februar 2011
Mithilfe der NASA-Sonde Kepler haben Astronomen
ein außergewöhnliches extrasolares Planetensystem aufgespürt: Um den Stern
Kepler-11 in rund 2000 Lichtjahre Entfernung kreisen gleich sechs Planeten und
dies in extremer Nähe. Gleichzeitig wurden Daten über weitere Planetenkandidaten
veröffentlicht. Die Zahl der potentiell durch Kepler entdeckten
Planeten steigt damit auf 1.235.
Mit Kepler wurden überraschend viele
Mehrfachsysteme entdeckt. Hier das System Kepler-11
in rund 2000 Lichtjahre Entfernung. Bild: NASA/Tim
Pyle |
"Das Kepler-11-Planetensystem ist faszinierend", freut sich Jack
Lissauer vom Ames Research Center der NASA und Mitglied des Kepler-Wissenschaftlerteams.
"Es ist außerordentlich kompakt und sehr flach. Da gibt es eine große Zahl von
Planeten, die ganz dicht um ihren Stern kreisen. Wir haben keine Ahnung, wie ein
solches System eigentlich existieren kann."
"Man kennt nur ganz wenige Sterne, die mehr als einen Transitplaneten haben
und Kepler-11 ist das erste System mit mehr als drei", so Lissauer. "Wir wissen
also, dass es Systeme wie dieses nicht so häufig geben kann." Wie selten solche
Planetensysteme aber sind, können die Wissenschaftlicher noch nicht sagen, da
sie ja erst eins davon entdeckt haben.
Alle Planeten, die Kepler-11, einen gelben Zwergstern in rund 2000
Lichtjahre Entfernung, umkreisen, sind größer als die Erde. Der größte Planet
ist etwa vergleichbar mit Uranus und Neptun. Der innerste Planet, Kepler-11b,
liegt zehn Mal näher an seiner Sonne als die Erde an unserer Sonne. Der äußerste
Planet, Kepler-11g, ist seiner Sonne immer noch zweimal näher. "Die innersten
fünf Planeten sind ihrer Sonne näher als jeder Planet in unserem Sonnensystem
und der sechste ist ihr immer noch sehr nahe", so Lissauer. In unserem
Sonnensystem würde Kepler-11g zwischen der Bahn von Merkur und Venus kreisen.
Die inneren fünf Planeten haben Umlaufperioden zwischen 10 und 47 Tagen,
Kepler-11g benötigt 118 Tage für eine Umrundung seiner Sonne. "Durch Messung der
Größe und Masse der fünf inneren Planeten konnten wir feststellen, dass sie mit
zu den kleinsten bestätigten Exoplaneten gehören", so Lissauer. "Diese Planeten
bestehen aus Gestein und Gasen, vielleicht auch aus Wasser. Das Gestein ist für
den Großteil ihrer Masse verantwortlich, die Gase für einen Großteil ihres
Volumens."
Zur Bestätigung dieses Systems waren umfangreiche Nachbeobachtungen mit
bodengebundenen Teleskopen und auch mit dem Weltraumteleskop Spitzer
nötig. Mit Kepler selbst registrieren die Astronomen nämlich nur, wie sich die Helligkeit
eines
fernen Sterns geringfügig verringert, wenn ein Planet - von Keplers
Beobachtungsort aus gesehen - vor seiner Sonne vorüberzieht.
Kepler beobachtete ständig eine große Zahl von Sternen, um solche
Helligkeitsschwankungen zu entdecken. Das Ziel ist dabei, auch tatsächlich
erdähnliche Planeten zu finden. Da man dafür aber wiederholte Transits des
Planeten vor ihrer Sonne beobachten muss, ist mit solchen Entdeckungen erst nach
einigen Jahren zu rechnen - schließlich braucht auch die Erde ein Jahr für eine
Umrundung ihrer Sonne und würde somit für nur einen Transit pro Jahr sorgen.
Außer der am Mittwoch auf einer Pressekonferenz vorgestellten Entdeckung
veröffentlichte die NASA auch die Daten von mehreren Hundert neuer Planetenkandidaten. Damit erhöht sich die Zahl der von Kepler
möglicherweise gefundenen Planeten auf 1235. Davon haben 68 ungefähr die Größe
der Erde, 288 sind Super-Erden, 662 in etwa so groß wie Neptun, 165 so groß wie
Jupiter und 19 größer als Jupiter.
Von den 54 neuen Planetenkandidaten, die sich in der habitablen Zone um ihre
Sonne befinden, haben etwa fünf die Größe der Erde. Die Entdeckungen basieren
auf Kepler-Beobachtungen, die zwischen dem 12. Mai und dem 17.
September 2009 gemacht wurden. Kepler beobachtet dabei rund 1/400-tel
des Nachthimmels. Bevor aus den Kandidaten allerdings auch bestätigte Planeten
werden, sind noch umfangreiche Nachbeobachtungen notwendig.
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