Überraschend viele Mehrfachsysteme
von
Rainer Kayser
26.
Mai 2011
Astronomen haben mit dem auf die Exoplaneten-Suche
spezialisierten Weltraumteleskop Kepler überraschend viele
Mehrfachsysteme entdeckt, also Sterne, die gleich von mehreren Planeten umrundet
werden. Da Kepler mit der Transitmethode nach fernen Welten sucht, kann
das nur bedeuten, dass die Systeme erheblich "ordentlicher" sind als unser
Sonnensystem.
Mit Kepler wurden überraschend viele
Mehrfachsysteme entdeckt. Hier das System Kepler-11
in rund 2.000 Lichtjahren Entfernung. Bild: NASA/Tim
Pyle |
Von den 1250 neuen Planeten-Kandidaten, die das amerikanische Weltraumteleskop
Kepler aufgespürt hat, kreisen unerwartet viele in Mehrfachsystemen. Das berichteten Forscher des
Kepler-Teams auf der 218.
Fachtagung der American Astronomical Society in Boston. Kepler hat danach 116 Systeme mit zwei, 45 Systeme mit drei,
acht Systeme mit vier sowie jeweils ein System mit fünf und sechs Planeten gefunden.
"Wir haben gedacht, wir finden einige wenige Mehrfachsysteme", sagt David Latham vom
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts, der die Ergebnisse auf der Tagung präsentiert hat.
"Stattdessen haben wir eine Unmenge davon entdeckt." Die hohe Zahl der Mehrfachsysteme zeige, so Latham, dass diese Systeme
"ordentlicher" sind als unser Sonnensystem: Die Planeten kreisen dort nahezu exakt in einer Ebene.
Kepler spürt Planeten bei anderen Sternen - so genannte Exoplaneten - auf, die von der Erde aus regelmäßig vor ihrem Stern vorüberziehen.
Dadurch verringern sie periodisch die Sternhelligkeit - und diese Schwankungen im Sternenlicht registrieren die Astronomen mit dem Weltraumteleskop. Damit
Kepler aber nicht nur einen, sondern mehrere Planeten eines Sterns aufspüren kann, müssen deren Bahnen exakt in einer Ebene liegen. Denn sonst würden sie von der Erde aus gesehen oberhalb oder unterhalb des Sterns verlaufen.
In unserem Sonnensystem beispielsweise ist die Bahn des sonnennächsten Planeten Merkur um sieben Grad gegen die Erdbahn geneigt. Würde ein Teleskop aus der Ferne unser Sonnensystem beobachten und einen Vorübergang Merkurs vor der Sonne registrieren, so wären die anderen Planeten auf diese Weise nicht nachweisbar. Die Wissenschaftler folgern daraus, dass sich die Planeten in den mit Kepler beobachteten Mehrfachsystemen weniger gegenseitig stören als es in unserem Sonnensystem der Fall ist. Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Systeme keine Riesenplaneten wie Jupiter oder Saturn enthalten.
"Systeme mit kleineren Planeten haben wahrscheinlich eine wesentlich ruhigere Geschichte", so Latham.
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