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Was bisher für unmöglich gehalten wurde, könnte ein Team von Astronomen aus Israel, Australien und den USA jetzt entdeckt haben: einen Planeten, der um ein Doppelsternsystem kreist. Zumindest sei dies die Deutung der Lichtkurve eines sogenannten Microlensing-Ereignisses, heißt es in einem Artikel, der in der heutigen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature erschienen ist.
Die Microlensing Planet Search Collaboration (MPS) hat ein ehrgeiziges Ziel: Sie will anhand von Störungen in Lichtkurven, die auf Microslensing-Ereignisse zurückgehen, auf die Existenz von Planeten schließen. Beobachtet man einen weit entfernten Stern kann es passieren, dass ein anderer Stern die Sichtlinie von der Erde zu dem entfernten Stern durchläuft. Durch die Gravitation des durchlaufenden Sterns wird das Bild des weit entfernten Sterns in mehrere Einzelbilder zerteilt, die allerdings bei Ereignissen in unserer Galaxis nicht getrennt werden können (der sogenannte Gravitationslinsen-Effekt). So beobachtet man auf der Erde lediglich, dass der eigentlich beobachtete Stern plötzlich heller wird. Die Änderung der Helligkeit des beobachteten Stern - gemeinhin in einer Lichtkurve des Sterns festgehalten - läuft theoretisch sehr gleichmäßig ab. Wenn allerdings um den Stern, der die Sichtlinie durchläuft, auch noch ein Planet kreist, kommt es zu Störungen der gleichmäßigen Lichtkurve. Und nach genau diesen Abweichungen sucht das MPS-Team.
Im Falle des Microlensing-Ereignisses MACHO-97-BLG-41 hatten die
Astronomen zunächst große Probleme: Die gemessene Lichtkurve ließ sich
weder mit einem störenden Einzelstern, noch mit einem Doppelsternsystem
erklären. So versuchte das Team ein
Dreifach-System als Lösung. Ihre Modelle deuteten dann auf eine kleine Sensation hin: Als beste
Lösung präsentierten sie nämlich zwei Objekte mit 0.6 und 0.18
Sonnenmassen - also zwei kleine Sterne
(sogenannte K- und M-Zwerge) - und ein drittes Objekt mit etwa
dreifacher Jupitermasse - also ein Planet. Die beiden Sterne sind 1.8 Wegen der außergewöhnlichen Gravitationskräfte in einem Doppelsternsystem hielt man es bisher für unmöglich, dass hier Planeten entstehen können. Der jetzt entdeckte Planet, ist der erste jupiterähnliche Planet, der durch den Gravitationslinsen-Effekt entdeckt wurde und zugleich der erste Planet, der ein Doppelsternsystem umkreist. Die Wissenschaftler spekulieren, dass durch die Nähe der beiden Sterne und die große Entfernung des Planeten, die Entstehung von Planeten in diesem System möglich wurde. Allerdings haben andere Wissenschaftler auch andere Erklärungen für die beobachtete Lichtkurve: So könnte der ursprünglich beobachtete Stern selbst zu einem Doppelsternsystem gehören und daher für die Änderung in der Lichtkurve verantwortlich sein. Dieser Verdacht und andere Theorien sollen nun mit weiteren Beobachtungen geprüft werden. Sollten sich die Beweise jedoch weiter verdichten, hätte dies weitreichende Konsequenzen: "Etwa die Hälfte bis zu zwei Drittel aller Sterne in der Nachbarschaft unserer Sonne sind Doppelsterne", so Morris Aizenman von der amerikanischen National Science Foundation, die das Projekt unterstützte. "Wenn Planeten auch ein Paar von Sternen umkreisen können, würde das bedeuten, dass es viel mehr Planetensysteme geben könnte, als wir bisher angenommen haben."
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