CoRoT entdeckt sechs neue Exoplaneten
von Stefan Deiters astronews.com
15. Juni 2010
Das Team der Sonde CoRoT hat jetzt die Entdeckung
von sechs neuen extrasolaren Planeten und eines Braunen Zwergs bekannt gegeben.
Über eine Welt, CoRoT-11b, freuen sich die Astronomen besonders: Der Planet mit
etwa der doppelten Masse des Jupiter umrundet einen Stern, der sich sehr schnell
um die eigene Achse dreht. Er ist daher mit anderen Verfahren kaum aufzuspüren.

Die Sonde CoRoT fand sechs neue extrasolare
Planeten.
Bild: CNES - D. Ducros |
Die unter Federführung der französischen Raumfahrtagentur CNES
betriebene Sonde CoRoT sucht nach extrasolaren Planeten, indem sie eine
Vielzahl von Sternen kontinuierlich beobachtet und dabei nach geringen
Helligkeitsschwankungen Ausschau hält. Diese könnten nämlich durch das
Vorüberziehen eines umlaufenden Planeten vor dem fernen Stern verursacht werden.
Mit dieser sogenannten "Transitmethode" wurden - wie berichtet - schon
zahlreiche Sterne aufgespürt. Sie hat den Vorteil, dass sie den Astronomen auch
etwas über den Radius des Planeten verraten kann.
Allerdings muss nicht jeder regelmäßig flackernde Stern gleich über einen
Transitplaneten verfügen, sondern könnte beispielsweise auch einen oder mehrere
bislang unbekannte stellare Begleiter haben. Deswegen sind nach Entdeckung eines
potentiellen Transitplaneten weitere ergänzende Beobachtungen nötig, um so die
Natur des vor dem Stern vorüberziehenden Objekts zu verifizieren.
Dabei kommt hauptsächlich die Radialgeschwindigkeitsmethode zum Einsatz, mit
der bislang die meisten Exoplaneten aufgespürt wurden. Dabei sucht man nach
einem leichten Wackeln des Sterns, das durch den umlaufenden Planeten verursacht
wird. Es verrät sich durch eine geringfügige Dopplerverschiebung im Spektrum des
Lichts der entfernten Sonne. Auf diese Weise können die Astronomen die Masse des
Transitobjektes abschätzen und so dessen Planetennatur bestätigen. Radius und
Masse zusammen erlauben dann auch eine Aussage über die Dichte der fernen Welt
und damit eine Unterscheidung zwischen Gas- und Gesteinsplaneten.
Jetzt haben Astronomen sechs neue extrasolare Planeten präsentiert, die die
Sonde CoRoT aufgespürt hat. "Mit diesen neuen Planeten steigt die Zahl
der von CoRoT entdeckten Planeten auf 15", freut sich Magali Deleuil
vom Laboratoire d'Astrophysique de Marseille, die das CoRoT-Exoplanetenprogramm
leitet. "Die wachsende Zahl von Planeten, darunter Objekte mit ganz
unterschiedlichen Eigenschaften, ist für unser Verständnis anderer
Planetensysteme extrem wichtig."
Auch die neuen Entdeckungen sind sehr unterschiedlich: Der kleinste Planet,
CoRoT-8b hat ungefähr 70 Prozent der Masse des Saturn, bei CoRoT-10b, CoRoT-11b,
CoRoT-12b, CoRoT-13b und CoRoT-14b hingegen handelt es sich um sogenannte "heiße
Jupiter" also Gasriesen, die ihre Sonne in großer Nähe umrunden. CoRoT-15b
schließlich hat etwa die 60-fache Masse von Jupiter und wird als Brauner Zwerg
klassifiziert.
Die Exoplaneten unterscheiden sich aber nicht nur durch ihre Masse: So hat
etwa CoRoT-10b einen äußerst exzentrischen Orbit, was während eines Umlaufs zu
großen Temperaturschwankungen auf seiner Oberfläche führen dürfte. Und der
Zentralstern von CoRoT-11b dreht sich mit großer Geschwindigkeit um die eigene
Achse. Für eine Umdrehung benötigt er nur zwei Tage - unsere Sonne braucht dafür
26.
Die hohe Umdrehungsgeschwindigkeit des Sterns hätte eine Entdeckung des
umlaufenden Planeten allein mit der Radialgeschwindigkeitsmethode sehr
unwahrscheinlich gemacht. Auch die Bestätigung seines Planetenstatuses
erforderte umfangreiche Beobachtungen mit den verschiedensten Teleskopen
weltweit. Dank dieser gemeinsamen Anstrengung konnte dann aber die Masse von
CoRoT-11b auf die doppelte Masse des Jupiter und sein Radius auf den 1,4-fachen
Radius des Gasriesen bestimmt werden.
"Die große Vielfalt unter den jetzt entdeckten Planeten macht deutlich, dass
CoRoT Exoplaneten entdeckten kann, die sich sehr voneinander
unterscheiden", so Malcolm Fridlund, ESA-Projektwissenschaftler für CoRoT.
"Diese Vielfalt gibt uns wichtige Einblicke in die Entstehung und Entwicklung
von Planetensystemen."
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