Intensive Suche nach extrasolaren Planeten
Redaktion / DLR
astronews.com
13. Dezember 2006
Kurz vor dem Jahreswechsel soll es soweit sein: Mit dem
Start der Weltraum-Mission COROT wird erstmals von einer Erdumlaufbahn
systematisch nach extrasolaren Planeten gefahndet werden. Die beteiligten
Forscher aus ganz Europa hoffen auch auf die Entdeckung erdähnlicher Planeten. Dazu
sollen rund 60.000 Sterne beobachtet werden.

Das Weltraumteleskop COROT wird der erste Satellit sein, der von
einer Erdumlaufbahn aus systematisch nach Planeten außerhalb
unseres Sonnensystems sucht. Bild: CNES / D. Ducros
|
Am 27. Dezember 2006 um 15.31 Uhr MEZ soll das Weltraumteleskop COROT (COnvection
ROtation and planetary Transits) mit einer Sojus-Fregat-Rakete vom
Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan starten. Es wird der erste Satellit sein,
der von einer Erdumlaufbahn aus systematisch nach Planeten außerhalb unseres
Sonnensystems sucht. Die Wissenschaftler hoffen, auf diese Weise
Gesteinsplaneten zu entdecken, die etwa so groß sind wie die Erde. Noch vor
Jahresende soll COROT seine Arbeit aufnehmen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) bildet zusammen mit der Thüringer Landessternwarte und der
Universität Köln das deutsche COROT-Team und ist finanziell, technisch sowie
wissenschaftlich maßgeblich an der Mission beteiligt. Das Weltraumteleskop COROT wird die Erde auf einer rund 900 Kilometer hohen
polaren Umlaufbahn umkreisen. Von dort aus hat es einen ungetrübten Blick auf
unsere Nachbarsterne und ist unabhängig von Witterungseinflüssen, den
Luftbewegungen der Atmosphäre und dem Tag-Nacht-Rhythmus unter irdischen
Bedingungen. Zudem kann COROT sehr viel mehr kleinere Planeten entdecken als
bodengebundene Teleskope.
Die Mission hat zwei wissenschaftliche Ziele: Zum einen soll das Teleskop das
Innere der Sterne vermessen (Astroseismologie), zum anderen soll es extrasolare
Planeten in ausgewählten Sternfeldern der Milchstraße auffinden. Besonderes
Augenmerk gilt dabei vor allem Gesteinsplaneten, deren Durchmesser in etwa dem
der Erde gleicht.
Sowohl für die Astroseismologie als auch für die Planetensuche werden
minimale Helligkeitsschwankungen eines Sterns registriert. Wenn sich ein Planet
zwischen Stern und Teleskop schiebt, so verursacht er durch seinen Schatten eine
Abnahme der Strahlungsintensität. Diese Helligkeitsschwankungen werden vom
Teleskop erfasst und aufgezeichnet. Bei der Auswertung der Daten können anhand
der charakteristischen Helligkeitskurven Rückschlüsse auf das Vorhandensein
eines Planeten gezogen werden. Dieses Verfahren wird als Transitmethode
bezeichnet.
Die COROT-Mission steht unter der Führung der französischen Raumfahrtagentur
CNES. Die deutschen Partner sind das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR), die Universität Köln und die Thüringer Landessternwarte. Das deutsche
COROT-Team hat seine fünfjährige Vorbereitungsphase inzwischen erfolgreich und
in enger Zusammenarbeit mit den französischen Missionspartnern abgeschlossen.
Im Auftrag der Bundesregierung, mit finanzieller Förderung durch die
Raumfahrt-Agentur des DLR in Bonn-Oberkassel und unter technischer Mitwirkung
des DLR in Berlin wurde in den vergangenen fünf Jahren die spezielle
On-Board-Software des Satelliten – sozusagen das Gehirn von COROT – entwickelt,
erprobt und an CNES zur Integration übergeben. Die Software steuert die
Instrumente und sorgt für die präzise Ausrichtung des Satelliten. Die
Bordsoftware übernimmt auch einen Teil der Datenverarbeitung auf dem Satelliten
und steuert die fehlerfreie Übertragung der Beobachtungsdaten zur Erde. Die
deutschen Forscher werden dann die großen Mengen an Daten, die COROT liefert,
mit speziell entwickelter Software nach "verräterischen" Planetensignalen
durchforsten und weiter analysieren. Der gesamte deutsche Beitrag zur Mission
beträgt rund fünf Millionen Euro.
Bereits am 15. November wurde das in Frankreich gefertigte weltraumtaugliche
Teleskop mit einer Antonow-Transportmaschine zum russischen Raumfahrtzentrum
Baikonur transportiert. Nun werden vor Ort die letzten Vorbereitungen für den
Start mit einer Sojus-2-1b/Fregat-Rakete der neuesten Generation
getroffen.
COROT ist ein Kleinsatellit, der die Erde auf einer polaren Umlaufbahn in 896
Kilometern Höhe umkreisen wird, um extrasolare Planeten mit Hilfe der
Transitmethode zu finden und das Innere der Sterne zu vermessen
(Astroseismologie). COROT wird gleichzeitig Lichtschwankungen von zehn besonders
hellen Sternen mit scheinbaren Helligkeiten zwischen sechster und 9,5ter
Größenklasse beobachten. Für die Suche nach Exoplaneten wird COROT rund 60.000
schwach leuchtende Sterne mit scheinbaren Helligkeiten zwischen elfter und 16.
Größenklasse aufzeichnen.
Die Transitmethode, auch Sternbedeckung oder Planetendurchgang genannt, beruht
auf Folgendem: Das von der Erde aus winzige Scheibchen des vor der
Sternoberfläche vorbeiziehenden Planeten schwächt geringfügig das Licht seines
Muttersterns ab. Vertraut ist den Astronomen dieses Phänomen schon seit langem.
Man kennt es von bestimmten Doppelsternpaaren, aber auch von den regelmäßig
auftretenden Merkur- und Venuspassagen vor der Sonne. In einem besonders
spektakulären Ausmaß tritt es bei Sonnenfinsternissen auf, bei denen sich der
Mond ganz oder teilweise vor die Sonne schiebt. Wenn also COROT einen
Helligkeitsabfall des Sternlichts registriert, könnte dies in der Tat von einem
nicht sichtbaren Planeten verursacht worden sein, der - wie die Erde die Sonne -
sein Zentralgestirn umkreist.
In den Sternenfeldern, die COROT beobachtet, befinden sich allerdings mehr
als 60.000 Sterne, deren Helligkeit aufgezeichnet wird. Die anschließende
Datenanalyse auf der Erde kommt daher der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel
im Heuhaufen gleich: Die gesuchten Helligkeitsschwankungen sind äußerst gering -
etwa ein Prozent oder weniger - und können von vielen anderen Effekten
überlagert werden.
Geführt wird die Mission von der französischen Raumfahrtagentur CNES. Außer
den Wissenschaftlern deutscher Einrichtungen (DLR, Thüringer Landessternwarte in
Tautenburg und Universität Köln) sind auch Forscher aus Österreich, Belgien,
Spanien, Brasilien und der Europäischen Weltraumorganisation ESA zusammen mit
ihren französischen Kollegen an der Mission beteiligt.
|