Extrasolarer Gesteinsplanet entdeckt
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
3. Februar 2009
Die Sonde CoRoT hat den bislang kleinsten bekannten
extrasolaren Planeten entdeckt. Er trägt den Namen CoRoT-Exo-7b und ist knapp
zweimal so groß wie die Erde. Er umkreist seinen sonnenähnlichen Zentralstern in
nur 20 Stunden. Schon deswegen dürfte es sich bei der rund 400 Lichtjahre
entfernten Welt um alles andere als um eine zweite Erde handeln.
So könnte das 400 Lichtjahre entfernte System
aussehen.
Bild: Klaudia Einhorn / DLR |
Eine "zweite Erde" dürfte der Planeten CoRoT-Exo-7b kaum sein, der in
rund 400 Lichtjahren Entfernung einen sonnenähnlichen Stern in gerade einmal 20
Stunden umrundet. Auf dem jetzt von der europäischen Sonde CoRoT (Convection,
Rotation and Planetary Transits) entdeckten Planeten sollten wegen seiner
großen Nähe zu seinem Zentralstern Temperaturen von mehr als 1.000 Grad Celsius
herrschen. Doch trotz dieser Hitze unterscheidet sich CoRoT-Exo-7b grundsätzlich
von den meisten bisher entdeckten 330 Planeten, die in der Regel riesige
Gasplaneten, so genannten heiße Jupiter sind.
Noch kennen die Forscher zwar die genaue Dichte von CoRoT-Exo-7b nicht - nach
den bisherigen Kenntnissen könnte es sich aber um einen Gesteinsplanet, ähnlich
wie unsere Erde handeln oder um einen mit Lava bedeckten Planeten. Möglich ist
auch, dass er zur Hälfte aus Wasser und zur Hälfte aus Stein besteht und eine
extrem heiße und dichte Wasserdampf-Atmosphäre besitzt.
"Die Entdeckung eines so kleinen Planeten ist eine echte Sensation. Damit
haben sich die Erwartungen, die wir in CoRoT gesetzt haben, voll
erfüllt", sagt Prof. Heike Rauer, Projektleiterin CoRoT beim Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das DLR hat die On-Board-Software von
CoRoT entwickelt und ist an der wissenschaftlichen Auswertung der Daten
beteiligt.
Der erste Verdacht der Entdeckung entstand nach 40 Tagen während einer
150-tägigen Beobachtungsperiode im Winterhalbjahr 2007/2008. CoRoT
sucht nach extrasolaren Planeten mit der Transitmethode. Dabei misst das
Weltraumteleskop über eine längere Periode die Helligkeitsschwankungen von
Sternen. Der Grund für eine solche Schwankung kann ein Planet sein, der vor der
Sonne entlangwandert und diese minimal, aber messbar, verdunkelt. Forscher
bezeichnen diese Konstellation als Planetentransit.
Eine Veränderung der Helligkeit eines Sterns kann jedoch verschiedene
Ursachen haben. Deshalb muss jeder Planetenkandidat, der den Forschern aus den
Lichtkurvenmessungen ins Netz geht, durch mehrere Nachfolgemessungen bestätigt
werden. Diese Nachfolgebeobachtungen werden von einem Netzwerk großer
erdgebundener Teleskope übernommen, unter anderem auch von der Thüringer
Landessternwarte in Tautenberg.
Bei diesen Nachfolgemessungen haben die Forscher auch herausgefunden, dass
innerhalb von acht Tagen noch ein weiterer Planet diese Sonne umkreist. Dieser
hat die 14-fache Erdmasse und ist damit ein so genannter heißer Neptun. Dieser
große Planet wandert von der Erde aus gesehen nie vor seinem Zentralstern her
und konnte daher nicht mit der Transitmethode nachgewiesen werden. Aufgrund
seiner großen Masse wirkt seine Gravitationskraft aber auf seinen Zentralstern
und die Forscher konnten die periodische Änderung der Radialgeschwindigkeit des
Sterns nachweisen.
Um die Chance einer Entdeckung zu erhöhen, beobachtet CoRoT in einem
Messzyklus einen Himmelsausschnitt mit mehreren Tausend Sternen. Dabei wechselt
CoRoT halbjährlich die Beobachtungsrichtung. Im Winter ist der Blick in
Richtung des Sternbilds Einhorn, im Sommer in die des Sternbilds Adler, in das
Zentrum der Milchstraße, gerichtet.
CoRoT startete - wie berichtet - am 27. Dezember 2006 vom
Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan und ist die erste Satellitenmission, die
nach Gesteinsplaneten außerhalb des Sonnensystems sucht. CoRoT hat ein Teleskop
mit 27 Zentimetern Öffnung an Bord und befindet sich auf einer polaren
Umlaufbahn um die Erde in einer Höhe von rund 900 Kilometern. Die Messtechnik von CoRoT ist nicht nur für die Transitsuche von extrasolaren Planeten geeignet,
sondern ebenso für den Nachweis und die Untersuchung von Sternvibrationen, die
etwas über den Aufbau von fernen Sonnen verraten.
Die Mission wird von der französischen Raumfahrtagentur CNES geleitet,
beteiligt sind Forscher der ESA und anderen Forschungsinstituten aus Belgien,
Brasilien, Deutschland, Österreich, Spanien. Im Auftrag der Bundesregierung und
mit finanzieller Förderung des DLR-Raumfahrtmanagements wurde am DLR-Institut
für Planetenforschung in Berlin innerhalb von fünf Jahren die On-Board-Software
entwickelt und erprobt. Neben der Steuerung der Instrumente und der präzisen
Ausrichtung des Satelliten übernimmt die Software auch einen Teil der
Datenverarbeitung und Übertragung.
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