Doch kein morgendlicher Nieselregen?
von Stefan Deiters astronews.com
21. Mai 2008
Über morgendlichen Nieselregen aus Methan auf dem Saturnmond
Titan berichteten Astronomen im vergangenen Jahr. Die Forscher folgerten dieses
eigentümliche Wetterphänomen aus der Analyse von Infrarot-Beobachtungen des
Saturntrabanten. Neue Beobachtungen lassen an der damaligen Schlussfolgerung
jetzt allerdings Zweifel aufkommen. Also doch kein Nieselregen auf Titan?
Wolken auf dem Saturnmond Titan.
Bild: NASA / JPL / Space Science
Institute |
Der Saturnmond Titan gehört mit Sicherheit zu den faszinierendsten
Himmelskörpern des Sonnensystems. Verborgen unter einer dichten Atmosphäre
könnte sich hier eine Welt verbergen, die sich in manchen Punkten zwar
dramatisch von der Erde unterscheidet, in anderen Aspekten aber unserem
Heimatplaneten ähnlicher ist als lange Zeit angenommen. So fanden die
Saturnsonden Cassini und der Titanlander Huygens Hinweise auf
eine Art Flüssigkeitskreislauf vergleichbar mit dem Wasserkreislauf auf der
Erde. Die Rolle des Wassers würde aber auf Titan Methan übernehmen.
In dieses Bild passten Infrarot-Beobachtungsdaten des Very Large Telescope und
des Keck-Teleskops
auf Hawaii, die darauf hindeuteten, dass es auf dem Titankontinent Xanadu regelmäßig morgendlichen
Nieselregen gibt. astronews.com hatte über diesen Fund im Herbst vergangenen
Jahren berichtet.
Dieser Nieselregen, so vermuten die Astronomen damals, könnte durch Titans
Topographie entstehen, wenn nämlich - wie auf der Erde - feuchte Luftmassen
durch Winde an eine Bergkette gedrückt werden und dort abregnen. Gefunden wurde
der Nieselregen nur in Regionen nahe des Kontinents Xanadu, so dass es durchaus
sein könnte, dass es nur hier zu solchem Nieselregen kommt, der entweder den
Boden tatsächlich erreicht oder zu Bodennebel wird. Am späteren Vormittag, so
hieß es damals, würde der Regen oder Nebel dann verschwinden.
Jetzt haben Astronomen mit Hilfe des Gemini Nord-Teleskops sich der
Sache mit dem morgendlichen Nieselregen noch einmal angenommen. In
vergleichbaren Infrarotbeobachtungen entdeckten sie ähnliche Absorptionsspuren,
die die Kollegen im vergangenen Herbst als Nieselregen gedeutet hatten. Und sie
entdeckten sie auch noch an anderen Stellen auf Titan. Außerdem, so schreibt das
Team um Professor Sang Joon Kim von der koreanischen Kyunghee University
in der aktuellen Ausgabe der Astrophysical Journal Letters, wären ihre
Beobachtungen zu einem Zeitpunkt gemacht worden, zu dem in der betreffenden
Region gerade Nachmittag war.
Nach Aussage von Kim scheint die Methode, die im Herbst verwandt wurde, um
auf Nieselregen zu schließen, nicht wirklich zu funktionieren. Die Forscher
schlussfolgern, dass Nieselregel aus Methan auf Titan nicht so häufig ist wie
angenommen und dass es insbesondere kein morgendliches Phänomen ist. Das würde
allerdings nichts bedeuten, dass es keinen Nieselregen auf dem Saturnmond geben
kann. Doch ist es offenbar nicht ganz so leicht, diesen mit Beobachtungen von
der Erde aus auch nachzuweisen.
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