Windgeschwindigkeiten auf Titan
von Stefan
Deiters
astronews.com
11. Februar 2005
Mit
Hilfe eines globalen Netzwerks von Radioteleskopen konnten Wissenschaftler
jetzt die Windgeschwindigkeiten bestimmen, denen die Sonde Huygens bei
ihrer Reise durch die Atmosphäre des Saturnmondes Titan ausgesetzt war. Die
Daten galten wegen eines Kommunikationsproblems zwischen Huygens und
Cassini zunächst als verloren.
Radioteleskope auf der Erde halfen, die Daten über die
Windgeschwindigkeiten in Titans Atmosphäre zu rekonstruieren.
Bild: ESA |
Nach den jetzt veröffentlichten vorläufigen Daten sind die Winde an der
Oberfläche relativ schwach, werden aber bis in eine Höhe von 60 Kilometern
langsam stärker. Darüber dürfte es wirklich stürmisch zugehen und es eine starke
Strömung geben. Die Ergebnisse wurden mit Hilfe von präzisen Messungen mit
Radioteleskopen gewonnen, die die Doppler-Verschiebung des Signals der Sonde
während ihres Sinkfluges zur Titanoberfläche registrierten und so bestimmen
konnten, wie groß die relative Geschwindigkeit zwischen dem Sender, also Huygens,
und dem Empfänger auf der Erde ist. Die horizontale Bewegung der Sonde
verursacht, genau wie man das auf der Erde etwa bei einem vorüber fahrenden
Krankenwagen hören kann, eine Frequenzverschiebung des empfangenen Signals.
An den Beobachtungen waren Radioteleskope auf der ganzen Welt
beteiligt, an erster Stelle das Robert C. Byrd Green Bank Telescope in
West Virginia, USA und das Parkes Radio Telescope in Australien. Dank
dieser ausgezeichneten Messungen, die auch das erste "Lebenssignal" von
Huygens
am 14. Januar lieferten, konnte das "Doppler Wind Experiment" doch noch
durchgeführt werden. Die Daten dieses Experimentes wurden nämlich wegen eines
Konfigurationsfehlers nicht von Cassini aufgezeichnet und zur Erde
übermittelt (astronews.com berichtete).
"Unser Team hat nun einen wichtigen ersten Schritt unternommen, um die Daten
wiederzugewinnen, die wir benötigen, um unser wissenschaftliches Ziel zu
erreichen, nämlich die Erstellung eines genauen Windprofils von Titan entlang
der Flugbahn von Huygens", erläutert Dr. Michael Bird von der Universität in
Bonn, der für das "Doppler Wind Experiment" verantwortlich ist.
Nach den ersten Ergebnissen entspricht die Windrichtung auf Titan der
Rotation des Mondes, die Winde wehen also von Westen nach Osten in nahezu allen
Höhenbereichen. Die höchste Windgeschwindigkeit von 120 Metern pro Sekunde (also
430 Kilometer pro Stunde) wurde rund zehn Minuten nach Beginn des Abstiegs zu
Titan gemessen in einer Höhe von rund 120 Kilometern. Auf der Oberfläche sind
die Winde relativ schwach und nehmen dann langsam bis in eine Höhe von 60
Kilometern zu. In größeren Höhen gab es große Variationen in den
Doppler-Messungen. Huygens hatte hier offenbar einiges auszuhalten.
"Einige Eckpunkte der Mission, wie etwa den Wechsel der Fallschirme oder auch
den Einschlag auf Titan können wir in den Dopplerdaten genau sehen", so Bird.
Zur Zeit gibt es noch eine Lücke in den Daten von rund 20 Minuten, in denen
weder das Green Bank noch das Parkes Telesope Daten aufzeichnete. Die
Forscher hoffen aber, diese Daten noch aus Beobachtungen ergänzen zu können, die
mit anderen Radioteleskopen gemacht wurden. Außerdem wurden von einem Netz von
Radioteleskopen interferometrische Daten des Huygens-Signals gesammelt,
mit deren Hilfe die exakte Position der Sonde während ihrer Reise durch die
Atmosphäre des Titans bestimmt werden soll.
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Huygens, Sonde zur Erkundung des Saturnmondes
Titan (ESA)
Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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