Morgendlicher
Nieselregen in Xanadu
von Stefan Deiters astronews.com
12. Oktober 2007
Gleich zwei Forschergruppen haben jetzt neue Ergebnisse über
den Saturnmond Titan veröffentlicht: Während die ESA eine neu erstellte
Radarkarte präsentierte, die den Trabanten als Land der Seen zeigt, machten
sich Astronomen mit Hilfe des Very Large Telescope und des Keck-Teleskops
an eine Wettervorhersage für den Titankontinent Xanadu. Ergebnis: Mit
Nieselregen oder Nebel am Morgen ist immer zu rechnen.
Titan - ein Land der Seen. Die Falschfarbenkarte
fasst alle Radardaten der Nordpolarregion
zusammen, die mit Cassinis Hilfe bislang
gewonnen wurden.
Bild:
NASA/ JPL / USGS [Großansicht] |
Die jetzt vorgelegten Radarbilder von Cassini bieten einen
faszinierenden Blick auf die Seenlandschaft auf dem Saturnmond Titan. Ganz neue
Radarbilder aus der Südpolarregion des Mondes, die bei einem Vorüberflug am 2.
Oktober gewonnen wurden, deuten zudem darauf hin, dass es auch hier eine
Seenlandschaft gibt.
Am eindrucksvollsten ist allerdings das Bild zur Zeit für
die nördliche Polarregion. Auf der aus den Daten von insgesamt sieben Vorüberflügen
zusammengestellten Karte zeigt sich eine irgendwie vertraute Seenlandschaft.
Einige der Seen können es dabei an Größe mit den großen Seen im Norden der USA
aufnehmen. Von den 60 Prozent der nördlichen Polarregion, die Cassini bislang mit Radar
untersucht hat, sind 14 Prozent von Seen bedeckt. Im Norden des Mondes,
wo jetzt gerade Winter herrscht, scheinen Seen also zumindest in dieser
Jahreszeit sehr verbreitet zu sein.
So vertraut das Bild der Seenlandschaft auf dem Saturnmond auch aussieht, die
Seen auf Titan unterscheiden sich dramatisch von den Seen auf der Erde: Auf
Titan dürfte es Regen aus Methan und Ethan geben, der die Seen füllt und auch
Flussbetten in die Oberfläche des Mondes gräbt.
Nach den zahlreichen Informationen über die nördliche Hemisphäre interssierte die Forscher
natürlich auch, wie es in der südlichen Polarregionen aussieht: "Wir wollten
wissen, ob es noch mehr Seen gibt, und tatsächlich haben wir gleich drei kleine
Seen dort gefunden. Titan ist tatsächlich ein Land der Seen", so Rosaly Lopes
vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. "Es wird sehr interessant sein,
die Unterschiede zwischen Nord- und Südpolarregionen zu untersuchen."
Auf der südlichen Hemisphäre von Titan herrscht gerade Sommer. Eine
Jahreszeit auf dem Saturnmond dauert etwa 7,5 Jahre, also ein Viertel eines
Saturnjahres. Die jahreszeitlichen Veränderungen auf dem Mond zu verfolgen
könnte den Forschern helfen, die Vorgänge auf dem Saturnmond besser zu verstehen. Die bislang
auf Titan gefundenen Seen sind unterschiedlich stark gefüllt. Die Wissenschaftler
vermuten, dass es auf dem Saturnmond einen komplexen Flüssigkeitskreislauf gibt,
der dem Wasserkreislauf der Erde gleicht. Dies würde Titan einzigartig unter den
Objekten in unserem Sonnensystem machen.
Während das Cassini-Team auf Daten von weiteren
Vorüberflügen wartet, machen auch Astronomen von der Erde aus Beobachtungen des Saturnmondes, die helfen, sich ein genaueres Bild von der fernen Welt zu machen:
Infrarot-Beobachtungsdaten des Very Large Telescope und Keck-Teleskops
deuten darauf hin, dass es auf dem Titankontinent Xanadu regelmäßig morgendlichen
Nieselregen gibt.
Dieser Nieselregen, so vermuten die Astronomen, könnte durch Titans
Topographie entstehen, wenn nämlich - wie auf der Erde - feuchte Luftmassen
durch Winde an einen Bergkette gedrückt werden und dort abregnen. Gefunden wurde
der Nieselregen nur in Regionen nahe des Kontinents Xanadu, so dass es durchaus
sein könnte, dass es nur hier zu solchem Nieselregen kommt, der entweder den
Boden tatsächlich erreicht oder zu Bodennebel wird. Am späteren Vormittag, so die Forscher,
würde der Regen oder Nebel dann verschwinden. Ein Tag auf Titan dauert 16 Erdtage.
Die mit Hilfe der erdgebundenen Teleskope gefunden Wolkenstrukturen
ermöglichen einen neuen Einblick in das Wettergeschehen auf dem Saturnmond. Der
entdeckte Methan-Nieselregen könnte sich dabei als ein wichtiger Baustein im
Flüssigkeitskreislauf des Mondes erweisen und hauptsächlich dafür verantwortlich
sein, dass Methan aus der Atmosphäre wieder auf die Oberfläche gelangt.
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