Huygens' Landung als Film
von Stefan
Deiters
astronews.com
5. Mai 2006
Am 14. Januar letzten Jahres landete die Sonde Huygens
auf dem Saturnmond Titan und sandte einmalige Bilder der fernen Welt zur Erde.
Jetzt veröffentlichte des Huygens-Team zwei Filme, die den 147-minütigen
Flug durch die Titanatmosphäre aus der Sicht der Sonde zeigen. Vorausgegangen
war eine monatelange Auswertung der Huygens-Daten.
Ausschnitt aus dem jetzt veröffentlichten Film
über die Landung auf Titan. Bild: ESA / NASA / JPL
/University of Arizona
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Die beiden jetzt veröffentlichen Filme basieren auf Daten, die das Decent
Imager/Spectral Radiometer-Instrument an Bord von Huygens während des
147-minütigen Fluges durch die orange-braune Atmosphäre des Titan bis zur
Landung in einem trockenen Flussbett gesammelt hatte. Sie wurden mehrere Monate
lang ausgewertet, so dass die jetzt der Öffentlichkeit vorgestellten Filme, die
beste visuelle Präsentation des Datenmaterials darstellen. Der Betrachter erlebt
die Landung auf Titan praktisch aus der Perspektive von Huygens. Im Film
"View from Huygens" ist der rund zweieinhalbstündige Flug auf 4 Minuten und
40 Sekunden zusammengefasst.
"Als erstes sah die Huygens-Kamera nur den Nebel über der weit
entfernten Oberfläche", erläutert Erich Karkoschka von der University of
Arizona, der den Film erstellt hat. "Der Nebel lichtete sich erst in rund 60
Kilometer Höhe, so dass man Oberflächenstrukturen erkennen konnte, die größer
waren als rund 100 Meter. Erst nach der Landung konnte die Kamera dann auch
Objekte auflösen, die viele Millionen Mal kleiner waren als der Mond Titan, wie
etwa Sandkörner. So kann man mit diesem Film perfekt die verschiedenen
Größenordnungen demonstrieren, mit denen man es zu tun hatte."
Während sich der erste Film auf die wissenschaftlichen Fakten beschränkt,
nahmen sich die Wissenschaftler für den zweiten Film einige künstlerische
Freiheiten. So ergänzten sie Töne, die verschiedene Datensätze des Instruments
repräsentieren und schufen ein Art Missions-Kontrollbildschirm, der nicht nur
die Bilddaten der Sonde, sondern auch ihre Position, ihrer
Rotationsgeschwindigkeit und anderer Parameter anzeigt.
"Diese Filme zeigen wirklich, dass die Kamera an Bord von Huygens
bestens für ihre Aufgaben zugeschnitten war", meint auch Jean-Pierre Lebreton
von der Europäischen Weltraumagentur ESA. "Sie zeigen so viele unterschiedliche
Details einer Landschaft, die nur einen winzigen Bruchteil, nämlich rund ein
Tausendstel, der Oberfläche des Titan ausmacht. Da kommt man wirklich ins
träumen, wenn man über zukünftige Missionen zu dieser wundervollen und
faszinierenden erdähnlichen Welt nachdenkt."
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