Zweiter erfolgreicher Start für neue ESA-Rakete
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
7. Mai 2013
Die Trägerrakete Vega, das jüngste Mitglied der
ESA-Trägerfamilie, hat ihren zweiten Flug von Europas Raumflughafen in
Französisch-Guayana aus erfolgreich absolviert. Die Rakete setzte die beiden
Erdbeobachtungssatelliten Proba-V und VNREDSat-1A auf
unterschiedliche Bahnen aus und brachte zudem mit ESTCube-1 Estlands
ersten Satelliten ins All.
Start der Vega-Trägerrakete am frühen
Morgen in Kourou.
Bild: ESA |
Die Vega-Rakete hob heute am frühen Morgen, um 4.06 Uhr MESZ
(entsprechend 23.06 Uhr Ortszeit in Französisch-Guayana am 6. Mai), zu einer
komplexen Mission ab, die fünf Zündungen der Oberstufe erforderte und rund
zweimal so lange dauert wie der Jungfernflug im Februar 2012. Die drei
Feststoffantriebsstufen arbeiteten fehlerfrei, und nach zwei Zündungen der
Flüssigtreibstoff-Oberstufe wurde etwa 55 Minuten nach dem Start der europäische
Erdbeobachtungssatellit Proba‑V auf einer kreisförmigen Umlaufbahn in
820 Kilometern Höhe über der Westküste Australiens ausgesetzt.
Der Satellit wird nun von der Bodenstation der ESA im belgischen Redu
kontrolliert und zunächst auf seine Funktionsfähigkeit überprüft, bevor seine
Betriebsphase einsetzt und Proba‑V mit der Überwachung der
Vegetationsdecke der Erde beginnt. Nach dem Aussetzen von Proba‑V wurde
die Oberstufe ein drittes Mal gezündet und die obere Hälfte des eiförmigen
Adapters der Vega für multiple Nutzlasten abgetrennt.
Nach einer vierten Zündung zur Erreichung einer kreisförmigen Umlaufbahn in
704 Kilometern Höhe wurde eine Stunde und 57 Minuten nach dem Start der
vietnamesische Erdbeobachtungssatellit VNREDSat‑1A ausgesetzt. Drei
Minuten später öffnete sich die Aussetzvorrichtung des Technologiedemonstrators
ESTCube‑1, eines Kleinstsatelliten aus Estland. Mit einer fünften und
letzten Zündung wird nun im Einklang mit den neuen Vorschriften zur Eindämmung
von Raumfahrtschrott die ausgediente Oberstufe auf eine Flugbahn befördert, die
ihren sicheren Wiedereintritt in die Erdatmosphäre gewährleistet.
"Dies ist erneut ein großer Tag für die ESA, für ihre Mitgliedstaaten und für
Europa", kommentierte ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain die erfolgreiche
Mission. "Dank der von den Mitgliedstaaten gefassten Beschlüsse stellen die ESA
und die europäische Industrie einmal mehr ihre Innovationsfähigkeit unter
Beweis. Von den Mitgliedstaaten möchte ich insbesondere drei hervorheben,
nämlich Italien, das das Vega-Programm leitet, Belgien, das
federführend beim Proba-Programm bei der ESA ist, und Frankreich, das
für die Entwicklung und Instandhaltung von Europas Raumflughafen hier in Kourou
verantwortlich ist. Wir sind außerdem stolz, den Start des ersten Satelliten
Estlands möglich gemacht zu haben."
Der Flug erfolgte im Rahmen des "Begleitenden Forschungs- und
Technologieprogramms für Vega" (VERTA), dessen Ziel die Demonstration der
Vielseitigkeit des Startsystems ist. Ferner steht er für den Beginn der Übergabe
der Startdienstbetreiberrolle von der ESA an Arianespace. Das
Unternehmen hat die Analyse und Vorbereitung des Fluges durchgeführt und war für
den Flugbetrieb zuständig und konnte zudem den Satelliten VNREDSat‑1A als erste
kommerzielle Nutzlast für Vega gewinnen.
Im Verlauf dieser zweiten Mission wurden die Fähigkeit der Vega, mit
Hilfe des neuen Adapters für multiple Nutzlasten (VESPA) mehrere Satelliten ins
All zu bringen, sowie ihre allgemeine Flexibilität unter Beweis gestellt. Auch
wurden eine neue Flugsoftware sowie eine neue Bahnverfolgungsstation im
Nordwesten Französisch-Guayanas eingeführt, die die Telemetrieverbindungen in
bestimmten Flugphasen gewährleistet, in denen diese durch die Heißgase der
Festtreibstoffe beeinträchtigt werden könnten.
"Die Vega hat gezeigt, dass sie bereit ist, einen hochwertigen
Dienst für die Beförderung kleiner Nutzlasten in niedrige Erdumlaufbahnen zu
erbringen", meinte der ESA-Direktor für Raumfahrzeugträger, Antonio Fabrizi.
"Europa ist nun in der Lage, in diesem wachsenden Segment sowohl den
institutionellen als auch den kommerziellen Markt zu bedienen. Nach dem
Qualifikationsflug vor einem Jahr hat der Markt die Ankunft der Vega
begrüßt, und heute haben wir den ersten kommerziellen Satelliten gestartet."
Der technische Fortschritt ermöglicht die Entwicklung immer kleinerer
Satelliten, womit insbesondere im Bereich der Wissenschafts- und
Erdbeobachtungsmissionen die Nachfrage nach solchen kleineren Satelliten steigt.
Mit der Vega-Trägerrakete verfügt Europa nun über einen
konkurrenzfähiges Angebot zum Start solcher Satelliten. Die Vega kann
Nutzlasten von bis zu 1,5 Tonnen in niedrige polare Umlaufbahnen zwischen 300
und 1500 Kilometer Höhe einbringen.
Der 30 Meter lange Träger mit einem Durchmesser von drei Metern verfügt über
drei Feststoffantriebsstufen und eine Flüssigstoffantriebsstufe. Anders als die
meisten anderen Kleinträger kann die Vega mehrere Nutzlasten in den
Weltraum befördern. Das VERTA-Programm erstreckt sich auf insgesamt fünf
Missionen zur Demonstration der Flexibilität des Systems, wodurch die
reibungslose Einführung des Trägers für die kommerzielle Nutzung gefördert wird.
Am Vega-Programm sind mit Italien, Frankreich, Spanien, Belgien, den
Niederlanden, der Schweiz und Schweden sieben Mitgliedstaaten der ESA beteiligt.
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