Wichtiger Schritt zum Jungfernflug
Redaktion / ESA
astronews.com
27. Juni 2006
Die kleine Trägerrakete Vega der ESA hat jetzt mit
dem erfolgreichen ersten Probelauf des Triebwerks Zefiro 23 ihrer Zweitstufe
einen weiteren Schritt auf dem Weg zu ihrem Jungfernflug Ende nächsten Jahres
absolviert. Vega soll in Zukunft das europäische Angebot aus Ariane-5
und Sojus-Trägern vervollständigen.
Vega soll Ende nächsten Jahres erstmals starten. Bild:
ESA / J. Huart
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Der Heißlauf fand auf dem Prüfstand des Testzentrums des italienischen
Verteidigungsministeriums in Salto di Quirra auf Sardinien statt. Das 7,5 Meter
hohe Triebwerk mit einem Durchmesser von 2 Metern und einem Leichtbau-Gehäuse
aus kohlefaserverstärktem Epoxidharz lieferte einen Schub von über 100 Tonnen
bei der Verbrennung von rund 24 Tonnen Festtreibstoff in 75 Sekunden.
Bei diesem Probelauf wurden zahlreiche Daten gesammelt, die nun analysiert
werden, um die technischen Kenntnisse über das Verhalten des Triebwerks zu
verbessern und die künftige Leistung des Trägers zu verfeinern. Außerdem wurden
verschiedene Untersysteme wie das Schubvektorsteuerungssystem getestet, das der
Steuerung der Schubdüse des Triebwerks während des Flugs dient. Nach diesem
Erfolg wird das Triebwerk die kritische Entwurfsüberprüfung durchlaufen, um
seine technischen Daten endgültig festzulegen.
Das von Avio in Colleferro bei Rom gebaute Triebwerk Zefiro 23 ist das Herzstück
der Zweitstufe des Vega-Trägers. Der erste Probelauf des Triebwerks der
Drittstufe - Zefiro 9 - fand im Dezember 2005 statt. Diesen beiden im Rahmen des
ESA-Programms zur Entwicklung der Vega durchgeführten Probeläufen gingen
drei Heißläufe des Zefiro-16-Demonstrators in den Jahren 1998, 1999 und 2000
voraus. Zefiro 23 und Zefiro 9 werden noch jeweils einen weiteren Bodentest
absolvieren, um ihre Entwicklung und Qualifizierung abzuschließen.
"Zefiro 23 ist eines der größten Feststofftriebwerke mit
Verbundwerkstoffgehäuse, das je in Westeuropa einem Probelauf unterzogen wurde",
sagte Antonio Fabrizi, der ESA-Direktor für Raumfahrzeugträgerprogramme. "Es
wird jedoch in Kürze vom Triebwerk P80 der Vega-Erststufe mit einer
Treibsatzmasse von 88 Tonnen überholt, dessen Heißlauf im November in Kourou,
Französisch-Guayana, geplant ist. Mit der Zündung dieses neuen Triebwerks
passiert das Programm Vega pünktlich den nächsten Meilenstein."
Der Erstflug der Vega ist derzeit für Ende 2007 vom europäischen
Raumflughafen in Französisch-Guayana aus vorgesehen. Die Trägerrakete Vega
für Kleinsatelliten wird seit 1998 entwickelt. An dem Projekt sind sieben
Mitgliedstaaten der ESA (Italien, Frankreich, Belgien, die Schweiz, Spanien, die
Niederlande und Schweden) beteiligt. Es handelt sich um ein Trägersystem mit
drei reinen Feststoffstufen und einem Flüssigtreibstoffmodul für die
Bahninjektion. Die Verantwortung für die Entwicklung der Vega wurde der
Gesellschaft ELV SpA, einer Joint-Venture von Avio und der italienischen
Raumfahrtagentur, ASI, übertragen. Das CNES, die französische Raumfahrtagentur,
ist bei der Erststufe P80 federführend.
Die Vega ist dafür ausgelegt, Einzel- oder Mehrfachnutzlasten in bis zu 1.500
Kilometer hohe Umlaufbahnen zu befördern. Ihre Referenz-Nutzlastkapazität
beträgt rund 1.500 Kilogrann in eine sonnensynchrone Kreisbahn in 700 Kilometer
Höhe, sie kann jedoch Satelliten mit einem Gewicht von 300 Kilogramm bis 2
Tonnen transportieren und "Huckepack" Kleinstsatelliten mitnehmen.
Diese breite Leistungspalette deckt die Anforderungen verschiedenster
Anwendungen in den Bereichen Fernerkundung, Umweltüberwachung,
Geowissenschaften, Weltraumwissenschaften, Grundlagenforschung, aber auch der
Forschung und Technologie für künftige Weltraumanwendungen und -systeme ab. Nach
ihrer Qualifizierung wird die Vega von Arianespace ergänzend zu
den Trägern Ariane-5 und Sojus kommerzialisiert und betrieben, um
den Markt für kleine Satelliten zu bedienen.
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