ESA-Astronaut Maurer zurück auf der Erde
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
6. Mai 2022
Der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer ist nach knapp
sechs Monaten im All und 175 Tagen auf der Internationalen Raumstation ISS
wieder zurück auf der Erde. Er landete heute an Bord der Dragon-Kapsel
Endurance mit seinen Crew-Kollegen Kayla Barron, Raja Chari und Thomas
Marshburn vor der Küste Floridas im Meer. Es war Maurers erster Aufenthalt im
All.

ESA-Astronaut Matthias Maurer (von links)
und Tom Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron
von der NASA nach der Wasserung ihrer
Dragon-Raumkapsel auf dem Bergungsschiff Shannon.
Bild: NASA / Aubrey Gemignani [Großansicht] |
Matthias Maurer und seine NASA-Kollegen hatten die Raumstation gestern
verlassen und erreichten die Erde nach einem 23,5-Stunden Flug. Der 52-jährige
Werkstoffwissenschaftler war am 11. November 2021 als erster Deutscher an Bord
einer Dragon-Raumkapsel des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX zur ISS gestartet,
am 12. November begann seine erste ISS-Mission "Cosmic Kiss"mit der Ankunft auf
der Raumstation. Der gebürtige Saarländer hat mehr als 100 Experimente rund 400
Kilometer über der Erde im schwerelosen Raum durchgeführt, darunter 34 aus
Deutschland.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist auf vielfältige Weise an "Cosmic
Kiss" beteiligt: Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR war für die Auswahl und
Koordination der Experimente und Beiträge aus Deutschland verantwortlich. Ebenso
führten DLR-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler eigene Experimente durch.
Das Columbus-Kontrollzentrum, beheimatet im Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum
beim DLR in Oberpfaffenhofen, organisierte die Planung und Umsetzung der
Experimente, die im europäischen Columbus-Modul auf der ISS stattfinden.
"Deutschland ist in der internationalen Raumfahrt ein gefragter Partner. Das
Wissen und die Kompetenzen aller auf der Erde an der Cosmic-Kiss-Mission
Beteiligten haben einen großen Anteil am Erfolg des Fluges von Matthias Maurer",
betont Prof. Anke Kaysser-Pyzalla, DLR-Vorstandsvorsitzende. "Der deutsche
ESA-Astronaut war an mehr als 100 Experimenten, davon 34 aus Deutschland
beteiligt. Die Auswertung der Ergebnisse am Boden wird zeigen, wie reich die
Ernte sein wird. Resultate der Mission werden dazu beitragen, dass wir irdische
Probleme unter anderem in der Biologie, Medizin und Materialwissenschaft noch
besser verstehen und damit auch lösen können."
"Wir freuen uns, dass Matthias Maurer gesund auf der Erde zurück ist. Wir
gratulieren ihm zu seiner ersten erfolgreichen ISS-Mission, die unter besonderen
- auch weltpolitischen - Herausforderungen stand", ergänzt Dr. Walther Pelzer,
DLR-Vorstandsmitglied und Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. "Cosmic
Kiss ist ein großer Erfolg, weil die Mission einmal mehr gezeigt hat, wie
wichtig der nachhaltige Umgang mit unserem Heimatplaneten ist. Deutschland als
größter europäischer Partner der Raumstation setzt auf Forschung für die Zukunft
- und auf friedliche internationale Zusammenarbeit."
Matthias Maurer war als vierter Deutscher auf der Raumstation Teil der
ISS-Langzeitbesatzungen 66 und 67. Er erlebte kurz nach seiner Ankunft am 15.
November 2021 die Teilevakuierung der ISS, um einer potenziellen Kollision mit
Teilen eines ausgedienten Satelliten zu entgehen. Glücklicherweise kam es zu
keinem Zusammenstoß. Die Raumstation war in den vergangene sechs Monaten auch
zweimal für mehrerer Tage Aufenthaltsort von "Weltraumtouristen": Im Dezember
2021 waren zum ersten Mal nach zwölf Jahren zwei Japaner für zehn Tage auf der
Raumstation, die von einem russischen Kosmonauten begleitet wurden. Im April
folgte dann der zweiwöchige Aufenthalt der ersten privaten ISS-Crew des
US-Unternehmens Axiom Space.
Am 23. März arbeitete Matthias Maurer bei einem gemeinsamen Außenbordeinsatz
mit dem NASA-Astronauten Raja Chari sechs Stunden und 54 Minuten außerhalb der
ISS. Gemeinsam installierten die beiden Astronauten neue Schläuche an einem
Kühlsystem, tauschten eine Kamera aus und schlossen Strom- und Datenverbindungen
an die europäische Forschungsplattform Bartolomeo an. Der Außenbordeinsatz war
der 441. Weltraumausstieg in der Raumfahrtgeschichte. Am 28. April nahm Matthias
Maurer seine Kollegin Samantha Christoforetti in Empfang. Die Italienerin folgt
dem Deutschen mit ihrer zweiten Mission "Minerva" als ESA-Astronautin auf der
ISS.
Matthias Maurer war insgesamt rund 4100 Stunden auf der Internationalen
Raumstation, er hat mehr als 2700 Mal die Erde umrundet und dabei fast 2800
Sonnenauf- und Sonnenuntergänge gesehen. Maurer hat sehr häufig beim Sport den
neuen EMS-Fitnessanzug getragen und auch für das in Kooperation mit der
Universität des Saarlandes durchgeführte Experiment "Touching Surfaces", wo es
um die Keimverschmutzung von Oberflächen geht, hat er überdurchschnittlich viel
gearbeitet. Er hat nachhaltigeren Beton in Schwerelosigkeit getestet und eine
Versuchsreihe über Biopflaster aus dem 3D-Drucker durchgeführt.
"Das Gros seiner Experimente betraf die Bereiche Materialwissenschaften,
Humanphysiologie, Technologie und Nachwuchsförderung", bilanziert DLR-Cosmic-Kiss-Missionsmanager
Volker Schmid. Kinder und Jugendliche für die Raumfahrt und insbesondere
MINT-Fächer zu begeistern, stand auch bei Cosmic Kiss im Fokus. Matthias Maurer
ist Botschafter der Stiftung Kinderherz und hat von der ISS aus auch
Schulaktionen des DLR unterstützt.
Der deutsche ESA-Astronaut wird am 6. Mai gegen 22:30 Uhr zurück in
Deutschland erwartet: im raumfahrtmedizinischen Forschungszentrum :envihab beim
DLR in Köln wird Maurer von DLR- und ESA-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
empfangen und die kommenden 14 Tage rund um die Uhr betreut werden. "Wir freuen
uns, dass auch Matthias Maurer das :envihab als erste Anlaufstelle nach seiner
Rückkehr aus dem All beziehen wird. Es bietet ideale Bedingungen, um sich von
den Monaten im Weltraum zu erholen. Unser hochspezialisiertes Team wird sich
optimal um ihn kümmern und kann so zum erfolgreichen Verlauf der Cosmic
Kiss-Mission beitragen", betont Prof. Jens Jordan, Leiter des DLR-Instituts für
Luft- und Raumfahrtmedizin.
Matthias Maurers "Direct Return" ist der achte Aufenthalt europäischer
Astronauten in dem raumfahrtmedizinischen Forschungszentrum des DLR: Vor ihm
haben sich der Franzose Thomas Pesquet (2021 und 2017), der Italiener Luca
Parmitano (2020), der Deutsche Alexander Gerst (2018 und 2014), der Brite
Timothy Peake (2016) und der Däne Andreas Mogensen (2015) hier wieder an die
Bedingungen auf der Erde angepasst.
Ob Außenbordeinsatz, wissenschaftliche Experimente oder Live-Events - während
Matthias Maurer auf der ISS seine Runden um die Erde drehte, stand er stets in
engem Bodenkontakt mit dem Columbus-Kontrollzentrum, das im Deutschen
Raumfahrtkontrollzentrum beim DLR in Oberpfaffenhofen angesiedelt ist. Rund 50
Mitarbeitende sorgen bei allen ESA-Missionen dafür, dass das europäische
Forschungslabor auf der ISS jederzeit voll einsatzfähig ist. Bei seinen
vielseitigen Aufgaben standen sie Matthias Maurer rund um die Uhr zur Seite.
Columbus-Flugdirektor Stefan Neumann lobt die Zusammenarbeit mit dem
deutschen ESA-Astronauten: "Es ist schön zu sehen, dass Matthias Maurer während
seiner Cosmic Kiss-Mission zahlreiche Versuche aus unterschiedlichsten
Forschungsgebieten erfolgreich durchführen konnte. Mit ihm zu arbeiten hat uns
allen viel Freude bereitet."
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