Die höchsten Berge auf Titan
von Stefan Deiters astronews.com
4. April 2016
Mithilfe eines Radarinstruments an Bord der Sonde Cassini
haben Astronomen die vermutlich höchsten Berge auf dem Saturntrabanten Titan
identifiziert. Die Gipfel gehören zu drei Bergketten in einer Mithrim Montes genannten
Region
und erreichen Höhen von mehr als 3.000 Metern. Der höchste der vermessenen Berge
Titans bringt es auf 3.337 Meter.

Radarblick von Cassini auf die Region Mithrim
Montes auf dem Saturnmond Titan. Die drei
Bergketten sind hier als dunklere Striche
auszumachen.
Bild: NASA / JPL-Caltech / ASI [Großansicht] |
"Es dürfte sich dabei nicht nur um den höchsten Punkt handeln, den wir
bislang auf Titan entdeckt haben, sondern wohl auch um den höchsten Punkt, den
wir überhaupt finden können", so Stephen Wall, der stellvertretende Leiter des
Radarteams von Cassini am Jet Propulsion Laboratory der NASA. Die Wissenschaftler
hatten das Radarinstrument an Bord der NASA-Sonde genutzt, um die im sichtbaren
Bereich des Lichts undurchsichtige Atmosphäre des Saturnmonds zu durchdringen
und Informationen über die Oberflächenstruktur von Titan zu sammeln.
Die höchsten Berge auf Titan scheinen sich hauptsächlich entlang des Äquators
des Mondes zu befinden. In der Mithrim Montes genannten Region entdeckten die
Wissenschaftler noch eine Reihe anderer Berge, die eine ähnliche Höhe erreichen,
wie der vermutlich höchste Berg des Mondes. Dieser ist 3.337 Meter hoch. Auch in
einem anderen, Xanadu genannten Gebiet gibt es Berge mit stattlicher Höhe.
Die Berge waren den Forschern aufgefallen, als sie nach aktiven Regionen in
der Kruste von Titan suchten, also nach Bereichen, in denen geologische Kräfte
für das Aussehen der Oberfläche verantwortlich waren und diese eventuell sogar
noch in jüngster Zeit geprägt haben könnten. "Als Entdecker finden wir es natürlich toll,
die höchsten oder tiefsten Orte zu finden", so Jani Radebaugh von der Brigham
Young University. "Aber diese Extreme auf Titan können uns auch etwas über die
Kräfte verraten, die die Entwicklung des Mondes beeinflusst haben."
Auf der Erde finden sich Bergketten in der Regel in Bereichen, in denen die
Erdkruste durch die Bewegung der tektonischen Platten nach oben gedrückt wurde.
Später sorgte dann Erosion für ein allmähliches Abtragen dieser Berge. Die
Anden und der Himalaya auf der Erde wachsen durch solche Kräfte bis heute. Die Appalachen im Osten Nordamerikas sind hingegen deutlich älter und wurden
inzwischen schon erheblich erodiert.
Auch auf Titan fand man Hinweise auf Regen und Flüsse, die die Landschaft
erodieren. Allerdings könnten diese Prozesse auf Titan erheblich langsamer
ablaufen, da in dieser Entfernung von der Sonne nicht so viel Energie zur
Verfügung steht, um solche Vorgänge in der Atmosphäre anzutreiben.
Unter der eisigen Oberfläche von Titan dürfte sich ein Ozean aus flüssigem
Wasser befinden. Während das Eis auf der Oberfläche des Mondes angesichts der
Temperaturen hart wie Gestein ist, wird dies in tieferen Schichten anders
sein. Deshalb haben die Forscher auch nicht damit gerechnet, auf Titan
Berggipfel zu finden, die ähnlich hoch sind, wie die Berge auf der Erde.
Dass man nun aber dennoch Berge mit einer beachtlichen Höhe auf dem
Saturnmond entdeckt hat, könnte auf das Wirken tektonischer Kräfte hindeuten,
die beispielsweise etwas mit der Rotation des Mondes, mit Gezeitenkräften oder
einem Abkühlen der Kruste zu tun haben könnten.
Nach dem Aufspüren der Berggipfel geht es also im nächsten Schritt darum, die
Entstehung so hoher Berge auf einer eisigen Welt schlüssig zu erklären. "Die
Erforschung der globalen Topographie von Titan liefert uns wichtige Daten über
die Kräfte, die auf die Oberfläche wirken - und zwar von oben und von unten", so
Radebaugh.
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