Deutscher ESA-Astronaut auf der ISS
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
29. Mai 2014
Es lief alles genau nach Plan: Gestern Abend um 21.57 Uhr
MESZ hob das Raumschiff Sojus TMA-13M von Baikonur aus ab, sechs
Stunden später erreichte es die Internationale Raumstation ISS. Der deutsche
ESA-Astronaut Alexander Gerst war in seinem neuen Zuhause angekommen. Hier soll
der Geophysiker nun bis November leben und forschen.
Start des
Raumschiffs Sojus TMA-13A gestern Abend von
Baikonur aus.
Foto: NASA/Joel Kowsky [Großansicht] |
Der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst und seine Teamkollegen, der
russische Kosmonaut Maxim Suraev und der amerikanische Astronaut Reid Wiseman
sind auf der Internationalen Raumstation ISS eingetroffen. Die Crew war gestern
um 21.57 Uhr MESZ vom Weltraumbahnhof Baikonur ins All gestartet. Ihr Flug vom
Startplatz in Kasachstan bis zur ISS dauerte sechs Stunden, noch in der Nacht,
um 3.44 Uhr MESZ, dockte die Sojus-Kapsel mit der Crew an die
Raumstation an. Um 5.52 Uhr MESZ öffnete sich die Verbindungstür zur ISS -
Alexander Gersts Mission "Blue Dot" hatte begonnen.
"Mit dem Flug von Alexander Gerst wird das deutsche Engagement in der
bemannten Raumfahrt konsequent fortgesetzt. In den letzten Jahrzehnten,
beginnend mit den Flügen von Sigmund Jähn und Ulf Merbold, haben deutsche
Ingenieure und Wissenschaftler mit dazu beigetragen, dass sich der Mensch im
Erdorbit etablieren konnte", sagt Prof. Johann-Dietrich Wörner,
Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR)."Wieder zeigt die Raumfahrt, was möglich ist, wenn über alle Grenzen
hinaus international kooperiert wird, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen und
dieses auch gemeinsam zu erreichen."
Gerst hat rund 6.000 Stunden lang rund um Welt für seine Mission trainiert
und sich in Houston, Moskau, Tokio und Köln auf das Leben und Arbeiten auf der
ISS vorbereitet. Mit dem Start vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur hat das
Training ein Ende, und Gerst muss seine erworbenen Kenntnisse in seinen sechs
Monaten im Weltall anwenden.
Während seiner Zeit im All wird Gerst rund 100 Experimente durchführen. 25
dieser Experimente finden unter Führung deutscher Projektwissenschaftler oder
mit deutscher Industriebeteiligung statt. Dazu gehören Experimente des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrtforschung (DLR) wie DOSIS-3D zur
Charakterisierung der Weltraumstrahlung oder materialwissenschaftliche
Experimente im Elektromagnetischen Levitator EML, aber auch Experimente von
Forschungseinrichtungen wie der Charité Berlin, der Deutschen Sporthochschule
oder dem Fraunhofer Institut für Physikalische Messtechnik sowie von Unternehmen
wie Airbus werden auf dem täglichen Stundenplan des 38-jährigen Astronauten
stehen.
Neben seiner Arbeit als "verlängerter Arm" der Wissenschaftler auf der Erde,
wird Gerst in dem sechsköpfigen Team in der ISS als Bordingenieur für Wartungs-
und Reparaturarbeiten in und an der Raumstation eingesetzt. Er unterstützt die
Crew aber auch als "Medical Officer" bei gesundheitlichen Problemen und steht
dann mit dem Ärzteteam am Boden in Kontakt. Dafür erhielt er eine medizinische
Ausbildung, so dass er Wunden nähen oder auch Zahnfüllungen ersetzen kann.
Auch bei der Ankunft verschiedener Transportraumschiffe ist der deutsche
Astronaut im Einsatz: So wird im Juni der Transporter Cygnus des
Unternehmens Orbital Sciences an der ISS andocken. Im Juli und
September wird das Unternehmen SpaceX jeweils einen Dragon-Transporter
mit Fracht an Bord zur Raumstation schicken. Gerst hat dafür das Greifen und
Einfangen mit dem an der Außenseite angebrachten Roboterarm trainiert.
Im Juli wird zudem der europäische Raumtransporter ATV "Georges Lemaître"
automatisch an der ISS andocken - der deutsche Astronaut wird diesen Vorgang
überwachen und im Notfall eingreifen. Vorgesehen sind auch Ausstiege aus der
ISS, bei denen die Astronauten im mehrstündigen Einsatz Reparaturen und
Installationen an der Außenseite der Raumstation durchführen.
Sechs Arbeitstage in der Woche sind so für Gerst im Minutentakt durchgeplant.
Dazu kommen noch ein sportliches Pflichtprogramm, freiwilliges Experimentieren
in seiner Freizeit, Videokonferenzen und Telefongespräche mit den
Kontrollzentren, Familienmitgliedern und Freunden - und auch der Hausputz in der
Raumstation. 166 Tage wird Alexander Gerst im All verbringen, bevor er am 10.
November 2014 wieder in einer Sojus-Kapsel zur Erde zurückkehren wird.
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