Mit "The Blue Dot" zur Raumstation ISS
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
23. September 2013
In Köln wurden gestern Name und Motto der ISS-Mission des
deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst vorgestellt. Der Geophysiker soll Ende
Mai 2014 im Rahmen der Mission "The Blue Dot" zur Internationalen Raumstation
fliegen. Der Name erinnert an das berühmte Foto, das die Sonde Voyager 1
vor mehr als zwanzig Jahren aus den äußeren Regionen des Sonnensystems von der
Erde machte.
"The Blue Dot" -
Das Logo zur ISS-Mission des nächsten deutschen
ESA-Alexander Gerst.
Bild: DLR/ESA |
Alexander Gerst ist seinem lange verfolgten Ziel einen wichtigen Schritt
näher: Am Tag der Luft- und Raumfahrt von DLR und ESA am 22. September 2013 in
Köln hat der parlamentarische Staatssekretär und Koordinator der Bundesregierung
für Luft- und Raumfahrt, Peter Hintze, das Logo für die ISS-Mission des nächsten
deutschen ESA-Astronauten enthüllt und zugleich den Missionsnamen "The Blue Dot"
bekanntgegeben. Das Missions-Logo ist angelehnt an das einprägsame Bild, das
einst die NASA-Raumsonde Voyager 1 aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems von der Erde,
unserem blauen Planeten, zurückschickte.
Der bekannte US-Astronom und Autor Carl Sagan
beschrieb dabei die Erde als "Pale Blue Dot", als blassen blauen Punkt, der sich
vom tiefen Schwarz des Alls als Oase des Lebens abhebt und gleichermaßen fragil
und schützenswert ist. Unter dem Motto "Shaping the future - Zukunft gestalten"
soll der promovierte Geophysiker und ausgebildete ESA-Astronaut Alexander Gerst
am 28. Mai 2014 vom Weltraumbahnhof in Baikonur in Kasachstan zur
Internationalen Raumstation ISS aufbrechen. Im November 2014 soll der 37-jährige
Künzelsauer zur Erde zurückkehren.
Alexander Gerst wird zusammen mit dem
russischen Kosmonauten Maxim Wiktorowitsch Surajew und NASA-Astronaut Gregory
Reid Wiseman an Bord des russischen Sojus-Raumschiffes zur ISS fliegen.
"Mit seiner Mission 'The Blue Dot' tritt Alexander Gerst in die Fußstapfen der
zuletzt vor ihm zur ISS geflogenen deutschen ESA-Astronauten Thomas Reiter und
Hans Schlegel. Als promovierter Vulkanologe richtet er seinen Blick vom Innern
der Erde nun auf deren äußere Umgebung - das All. Das Motto der Mission 'Shaping
the Future' verkörpert in besonderer Weise die wissenschaftliche Aufgabe, die
Alexander für ein halbes Jahr an Bord der Internationalen Raumstation,
wahrnimmt", erklärte DLR-Vorstandsvorsitzender Prof. Johann-Dietrich Wörner.
"Zugleich aber auch die Verantwortung, die wir mit der Raumfahrt für die Erde
übernehmen. Das DLR hat Alexander bei seiner Ausbildung begleitet und wird -
gemeinsam mit der ESA - seine Mission tatkräftig unterstützen. Zum Beispiel über
das beim DLR angesiedelte Columbus-Kontrollzentrum der ESA", betonte Prof.
Wörner im Beisein von Thomas Reiter, Direktor für bemannte Raumfahrt der ESA.
Während seiner für 166 Tage angesetzten Mission wartet auf den nächsten
deutschen ESA-Astronauten ein umfangreiches wissenschaftliches Programm: Etwa 40
Experimente aus der Materialphysik, Humanphysiologie, Strahlenbiologie,
Sonnenforschung, Biologie und Biotechnologie, Fluidphysik, Astrophysik und
Technologiedemonstrationen gehören zu seinem Arbeitspensum. Darüber hinaus sind
zahlreiche Experimente und Vorhaben zur Bildung und Nachwuchsförderung geplant,
darunter zum Beispiel das COLUMBUS-Eye, ein Erdbeobachtungsexperiment mit
ferngesteuerten Kameras an Bord der ISS, das das DLR-Raumfahrtmanagement und die
Universität Bonn in Zusammenarbeit mit der NASA durchführen soll.
Beim
Wettbewerb "Aktion 42", der gemeinsam von ESA und DLR mit "Jugend forscht"
ausgeschrieben wurde, entwickeln Jugendliche Experimente mit ISS-Bordmitteln.
Die Vielzahl der Experimente und der beteiligten Wissenschaftler des so
genannten ISS Inkrements 40/41 stammt dabei aus Deutschland. Darunter auch der
EML, der elektromagnetische Levitator. Das ist ein Schmelzofen, der
berührungslos die unterschiedlichsten Materialproben aufschmelzen kann.
Ziel der
Forschung ist es, auf der Erde nicht erreichbare Präzisionsmessungen bestimmter
thermophysikalischer Eigenschaften (Viskosität und Oberflächenspannung,
spezifische Wärmekapazität, thermische Ausdehnung, elektrische Leitfähigkeit)
von chemisch aggressiven Metallschmelzen vorzunehmen und die frühen Phasen der
Entstehung des Werkstoffgefüges (Keimbildung) zu analysieren und
maßgeschneiderte Gefüge zu erzeugen. Die Ergebnisse versprechen ein großes
Anwendungspotenzial; etwa zur Optimierung von Produktionsprozessen mithilfe von
Computermodellen, die möglichst genaue Eingabedaten der thermophysikalischen
Parameter verlangen. Dies trifft besonders auf filigrane und komplizierte
Gussteile zu, zum Beispiel leichtere Turbinenschaufeln mit besserer Kühlung.
Außerdem soll Gerst das Magnetfeldexperiment MFX/MagVector
installieren und in Betrieb nehmen. Das Experiment wird vom DLR
Raumfahrtmanagement mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie gefördert. "MFX" soll die Stärke und Qualität des schützenden
Erdmagnetfelds innerhalb der ISS vermessen. Darüber hinaus soll mit dem
Experiment weltweit erstmals die Wechselwirkung zwischen dem Erdmagnetfeldes und einem
elektrischen Leiter untersucht und mit hoher Auflösung gemessen werden.
Ein
weiterer Schwerpunkt der "Blue Dot"-Mission ist die Humanphysiologie. Dazu sind
eine Reihe anspruchsvoller Experimente zu den Themen Hautalterung und
Hautschutz, Ernährung und Stoffwechsel sowie Strahlenschutz vorgesehen. Alle
Experimente dienen dazu, das Leben auf der Erde zu verbessern und dazu, weitere
Explorationsvorhaben vorzubereiten. Das umfangreiche Programm für die Mission
von Alexander Gerst wird von der ESA gemeinsam mit dem DLR Raumfahrtmanagement
in Bonn vorbereitet.
|