Ein sehr kühles Paar Brauner Zwerge
von Stefan Deiters astronews.com
23. März 2011
Mit Hilfe des Very Large Telescope
der europäischen Südsternwarte ESO und zwei anderer Teleskope könnten Astronomen
einen vielsprechenden Kandidaten für den Titel des kühlsten bekannten Sterns
gefunden haben. Sie entdeckten in 75 Lichtjahren Entfernung einen Braunen Zwerg,
der kaum heißer ist, als eine frisch zubereitete Tasse Tee.
Eine Aufnahme des Keck II-Teleskops des
Systems CFBDSIR 1458+10.
Bild: Michael Liu, University of Hawaii |
Braune Zwerge sind stellare Objekte, deren Masse nicht ausreichend
groß ist, um Fusionsprozesse in ihrem Inneren dauerhaft in Gang zu setzen. Nun
entdeckten Astronomen mit CFBDSIR 1458+10B ein neues, extrem kühles Exemplar,
das der leuchtschwächere Partner in einem Doppelsternsystem aus zwei Braunen
Zwergen ist, das rund 75 Lichtjahre von der Erde entfernt liegt.
Mit Hilfe eines Spektrographen am Very Large Telescope der ESO auf
dem Gipfel des Paranal in Chile hatten die Astronomen festgestellt, dass das
System zusammengenommen schon eine für einen Braunen Zwerg äußerst geringe
Temperatur besitzt. "Wir waren begeistert, als wir herausfanden, dass dieses
Objekt eine so niedrige Temperatur hat", erinnert sich Philippe Delorme vom
Institut de planétologie et d’astrophysique de Grenoble. "Wir konnten
damals noch nicht ahnen, dass es sich um ein Doppelsystem handelt, dessen einer
Partner noch einmal deutlich kühler ist." CFBDSIR 1458+10 ist das bislang
kühlste bekannte Paar aus Braunen Zwergen.
Dass es sich bei CFBDSIR 1458+10 in Wirklichkeit um zwei Sterne handelt,
stellte sich bei Beobachtungen mit dem Keck II-Teleskop auf Hawaii
heraus. Mit einer Infrarotkamera am Canada-France-Hawaii Telescope, das
sich auch auf Hawaii befindet, konnte dann die Entfernung des Systems bestimmt
werden. Und schließlich wurde mit dem Very Large Telescope das
Infrarotspektrum des Paares untersucht, um seine Temperatur zu ermitteln.
Der leuchtschwächere der beiden Braunen Zwerge hat danach eine Temperatur von
gerade einmal 100 Grad Celsius. "Bei solchen Temperaturen sollten sich die
Eigenschaften des Braunen Zwergs von denen bekannter Brauner Zwerge
unterscheiden und mehr den von großen extrasolaren Gasplaneten ähneln", so
Michael Liu von der University of Hawaii, der auch Erstautor eines
Fachartikels über die Beobachtung ist, der in der Zeitschrift Astrophysical
Journal erscheint. "Wenn wir bald Bilder von Gasriesen um andere
sonnenähnliche Sterne machen, werden sie vermutlich ganz ähnlich wie CFBDSIR
1458+10B aussehen."
Die Suche nach kühlen stellaren Objekten ist ein sehr aktiver
Forschungsbereich. In den vergangenen Jahren wurden unzählige Kandidaten für den
Titel des "kühlsten Braunen Zwergs" entdeckt (astronews.com berichtete). Liu und
seine Kollegen planen weitere Beobachtungen von CFBDSIR 1458+10B, um noch mehr
über seine Eigenschaften zu erfahren. Sie wollen zudem den Orbit des
Doppelsternsystems verfolgen und sollten so - nach etwa zehn Jahren - auch die
Masse der beiden Sterne bestimmen können.
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