Astronomen entdecken kühlsten Braunen Zwerg
von Stefan Deiters astronews.com
1. Februar 2010
Ein internationales Team von Astronomen könnte das bislang
kälteste substellare Objekt entdeckt haben. Der nahegelegene Braune Zwerg hat
eine Temperatur von knapp über 200 Grad Celsius und wurde mit Hilfe des
United Kingdom Infrared Telescope (UKIRT) auf Hawaii aufgespürt. Er
bildet mit einem anderen Braunen Zwerg ein Doppelsystem.
Das eigentümliche Paar aus zwei Braunen
Zwergen in einem Bild des Gemini Observatory. Der
kühlere, jetzt entdeckte Braune Zwerg ist das
obere Objekt.
Bild: University of Hertfordshire |
Was die Astronomen an dem Fund besonders begeistert, sind die sehr
speziellen Farben des Objektes, das zur Klasse der Braunen Zwerge gehört. Je
nachdem in welchen Bereich des Spektrums man den Zwerg beobachtet, erscheint er
entweder äußerst "blau" oder sehr "rot". Das Objekt trägt den Namen SDSS1416+13B
und befindet sich in einem weiten Orbit um den etwas helleren und wärmeren
Braunen Zwerg SDSS1416+13A, der im Rahmen des Sloan Digital Sky Survey entdeckt
wurde. Der kühlere Partner ist nur im Infraroten zu sehen. Das Paar hat eine
Entfernung zwischen 15 und 50 Lichtjahren von der Erde und liegt damit praktisch
in unserer Nachbarschaft.
"Das sieht ganz so aus, als hätte das United Kingdom Infrared Telescope
(UKIRT) zum vierten Mal innerhalb von drei Jahren einen rekordverdächtigen
kühlen Braunen Zwerg entdeckt, der eine Temperatur von nicht viel mehr als 200
Grad Celsius hat", sagte Dr. Philip Lucas von der University of
Hertfordshire. "Wir müssen bei diesem allerdings ein wenig vorsichtiger
sein, weil seine Farben sich so von allem unterscheiden, was wir bislang kennen
und wir sie noch nicht verstehen. Aber selbst wenn die Temperatur keinen neuen
Rekord brechen sollte, sind die Farben so besonders, dass das Objekt jede Menge
Physiker beschäftigen wird, um sie zu erklären."
SDSS1416+13B war als erstes Dr. Ben Burningham von der University of
Hertfordshire im Rahmen einer Suche nach kühlen Braunen Zwergen in den
Daten des UKIRT Infrared Deep Sky Survey (UKIDSS) aufgefallen. Das
Objekt erschien darin sehr viel blauer im nahen Infraroten als alle anderen
zuvor beobachteten Braunen Zwerge. Ein Spektrum im nahen Infrarot, das mit dem
japanischen Subaru-Teleskop aufgenommen wurde, zeigte dann, dass es
sich um einen Braunen Zwerg mit sehr viel Methan in der Atmosphäre handelte, der
zudem einige Eigentümlichkeiten in seinem Spektrum aufwies. Burningham fand
zudem heraus, dass es sich auch bei dem zuvor entdeckten Stern SDSS1416+13A um
einen Braunen Zwerg handelte.
Teammitglied Dr. Sandy Leggett vom Gemini Observatory beobachtete
SDSS1416+13B dann mit dem Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer. Sie
interessierte sich für die Farben des Zwergs bei mittleren Infrarotwellenlängen,
die als zuverlässigster Temperaturindikator gelten. Dabei stellte sich heraus,
dass SDSS1416+13B der mit Abstand röteste Braune Zwerg in diesem
Wellenlängenbereich ist. Ein Vergleich mit theoretischen Modellen ergab eine
Temperatur von rund 500 Kelvin oder 227 Grad Celsius.
"Die Tatsache, dass der Braune Zwerg sich mit einem wärmeren Braunen Zwerg in
einem Doppelsternsystem befindet, der auch ein ungewöhnliches Spektrum hat,
hilft uns dabei, etwas mehr über diese Objekte zu erfahren", so Burningham.
"Beide Braune Zwerge scheinen recht arm an schwereren Elementen zu sein. Dies
würde sich durch ein hohes Alter erklären lassen, was wiederum gut mit der
extrem niedrigen Temperatur des Begleiters zusammenpasst." Die Forscher
berichten über ihren Fund in Kürze in der Fachzeitschrift Monthly Notices of
the Royal Astronomical Society.
Braune Zwerge sind Objekte, die eine so geringe Masse haben, dass es ihnen
nicht gelungen ist, das nukleare Feuer in ihrem Inneren zu entzünden und zu
einem richtigen Stern zu werden. Sie sind aber größer als etwa der Planet
Jupiter. Wegen ihrer geringen Temperatur sind sie im sichtbaren Bereich des
Lichtes äußerst leuchtschwach und daher am besten durch ihr Glimmen im
Infraroten zu entdecken.
Update (2. Februar 2010): Auch Ralf-Dieter Scholz vom
Astrophysikalischen Institut in Potsdam berichtet in einem zur Veröffentlichung
akzeptierten Artikel der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics über
die unabhängige Entdeckung des kühlen Braunen Zwergs SDSS1416+13B. Die
Temperatur schätzt er auf ungefähr 600 Kelvin.
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