Planetensystem entsteht um Braunen Zwerg
von Stefan
Deiters
astronews.com
8. Februar 2005
Planeten,
so ergaben jetzt Beobachtungen mit dem Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer, müssen
nicht unbedingt um Sterne kreisen: Sie können auch einen so genannten Braunen
Zwerg umrunden, der nicht viel größer ist als der Gasriese Jupiter. Konkret
beobachteten die Astronomen ein entstehendes Planetensystem um den Braunen Zwerg OTS 44, der nur 15-mal massereicher ist als Jupiter.
So stellt sich ein Künstler die Staubscheibe um OTS 44 vor, in
der mehrere Planeten entstehen könnten. Bild: NASA / JPL |
"Es könnte eine Vielzahl von Miniatur-Sonnensystemen da draußen geben, in
denen Planeten Braune Zwerge umkreisen", erläutert Dr. Kevin Luhman von
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics im amerikanischen Cambridge. "Und
damit stellen sich alle möglichen Fragen, beispielsweise, ob auf solchen
Planeten Leben existieren könnte oder aber wie man diese Planeten, die ein nur
Planeten-großes Objekt umrunden, eigentlich korrekterweise bezeichnet. Sind es
Monde oder Planeten?"
Bei Braunen Zwergen handelt es sich um Objekte, denen es nicht gelungen ist,
ausreichend Masse aufzusammeln, um das nukleare Feuer in ihrem Inneren zünden zu
können. Im Inneren von Braunen Zwergen laufen also keinerlei Fusionsprozesse ab. In
dieser Hinsicht ähneln sie somit Planeten. Allerdings findet man Braune Zwerge
häufig auch allein im Weltraum, was wieder den normalen Sternen ähnlicher ist.
Die Bezeichnung "gescheiterter Stern", die gerne verwendet wird, um Braune
Zwerge zu beschreiben, ist deswegen wohl recht zutreffend.
"Bei unseren Beobachtungen konnten wir alle nötigen Bestandteile für Planeten
um einen Braunen Zwerg entdecken, der wirklich von der Masse her gerade an der
Grenze zwischen Planet und Brauner Zwerg liegt", so Dr. Giovanni Fazio, der auch
in Cambridge arbeitet. "Das wirft die interessante Frage auf, ob tatsächlich
auch Planeten-große Objekte Planeten haben können.
Die entdeckte so genannte protoplanetare Scheibe ist die Vorstufe zu einem
Planetensystem. Die Scheibe, die um den Braunen Zwerg OTS 44 kreist, hat nach
Auffassung der Wissenschaftler genug Masse, um einen Gasriesen und mehrere
erdähnliche Planeten zu produzieren. Und damit fragt man sich natürlich sofort,
ob Leben auf solchen Planeten existieren könnten.
"Wenn Leben dort tatsächlich
existiert, müsste es in der Lage sein, sich ständig an die zurückgehenden
Temperaturen des Braunen Zwerges anzupassen. Und flüssiges Wasser wäre nur in
deutlich geringerer Entfernung zum Braunen Zwerg möglich als in unserem
Sonnensystem," so Luhmann. "Es ist aber faszinierend, über Leben auf diesen
Planeten zu spekulieren. Wir beginnen allerdings gerade erst, diese
ungewöhnlichen Planeten zu verstehen."
Braune Zwerge sind relativ schwierig zu beobachten, weil sie sehr dunkel
sind. Zwar wurde unlängst über ein direktes Bild eines Planeten um einen Braunen
Zwerg berichtet (astronews.com berichtete), doch weiß man über die Entstehung
von Planeten um diese Objekte so gut wie gar nichts - insbesondere, wenn es sich
um massearme Braune Zwerge handelt.
OTS 44 wurde von Luhmann und seinen Kollegen vor sechs Monaten mit dem
Gemini-Teleskop in Chile entdeckt. Der Braune Zwerg ist 500 Lichtjahre von der
Erde entfernt und liegt im Sternbild Chamäleon. Später benutzten sie
Spitzer, um mit dem empfindlichen Infrarot-Teleskop, den schwachen Schein der
Staubscheibe um OTS 44 zu beobachten.
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