Titanlander
vor Landung auf Saturnmond
Redaktion
astronews.com
13. Januar 2005, Update 14. Januar 2005
Am
Freitagmittag wird es spannend: Gegen 11:15 Uhr deutscher Zeit soll die Sonde
Huygens in die Atmosphäre des Saturnmondes Titan eintauchen und rund zwei
Stunden später auf der Oberfläche aufschlagen. Auch deutsche Wissenschaftler
fiebern den ersten Daten der Sonde entgegen, die kurz nach 16 Uhr erwartet
werden.
Die Sonde Huygens soll am Freitagmittag in die Titanatmosphäre
eintreten. Bild: ESA / D. Ducros |
Die höchste jemals auf der Erde registrierte Windgeschwindigkeit beträgt 510
Kilometer pro Stunde- gemessen am 3. Mai 1999 in einem Tornado in Oklahoma. Auf dem
Saturnmond Titan bläst der Wind vermutlich noch stärker - und das dauerhaft: In
den oberen Atmosphärenschichten des Trabanten stürmt es wahrscheinlich mit über
700 Kilometern pro Stunde.
Am Freitag, 14. Januar, wird man es noch genauer wissen:
Mit Hilfe der Raumsonde Huygens soll dann während ihres etwa
zweistündigen Flugs durch die Titanatmosphäre die Windgeschwindigkeit in
verschiedenen Höhen genau gemessen werden. Konzipiert wurde das Experiment von
Wissenschaftlern der Universität Bonn; es soll Aufschluss über die Mechanismen
geben, die derartig starke Stürme hervorrufen.
Am 14. Januar gegen 11:15 Uhr deutscher Zeit soll die Titansonde Huygens
in die Atmosphäre des Saturnmondes eintreten. Bereits ein paar Minuten später
beginnt sie mit der Datenübertragung an die "Muttersonde" Cassini, die
während der Mission in etwa 60.000 Kilometer Entfernung an Titan vorbeifliegt.
Zunächst wird Huygens mit einem Hitzeschild und schließlich durch eine
Serie von Fallschirmen gebremst, so dass der Flug durch die Atmosphäre des
Mondes etwa 2 bis 2,5 Stunden dauern wird.
Zur Messung der Windgeschwindigkeit wollen die Wissenschaftler vom
radioastronomischen Institut den so genannten Dopplereffekt nutzen. "Dieser
Effekt ist uns aus dem Alltag bekannt: So erscheint uns die Sirene eines
Polizeiwagens höher, wenn er sich auf uns zu bewegt; wir hören dagegen eine
niedrigere Frequenz, wenn er sich von uns entfernt", erklärt der Bonner
Radioastronom Dr. Michael Bird. "Das gleiche Phänomen tritt auch bei der
Datenübertragung von Huygens zu Cassini auf."
Der Radiosender auf Huygens hat eine besonders stabile und genau
bekannte Frequenz. "Daher ist es möglich, mit Hilfe der
Doppler-Frequenzverschiebung die Geschwindigkeit der Sonde relativ zur
Muttersonde Cassini genau zu messen", so Bird. "Da wir außerdem die Position und
Geschwindigkeit von Cassini gut kennen, lässt sich aus diesen Daten die
Geschwindigkeit von Huygens relativ zur Titanoberfläche berechnen." Dabei
handelt es sich nicht nur um die bloße Sinkgeschwindigkeit durch die Atmosphäre,
sondern die Sonde wird zusätzlich von den herrschenden Winden horizontal
"verweht".
"Wir wollen auf diese Weise die Windgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der
Höhe über dem Titanboden bestimmen", erläutert der Radioastronom. "Vermutlich
ist es dort viel stürmischer als auf der Erde: Aufgrund von Messungen mit Hilfe
von Teleskopen auf der Erde glauben wir, dass in 200 Kilometern Höhe Winde mit
Geschwindigkeiten von rund 700 Stundenkilometern herrschen könnten." Der Wind
weht dabei wahrscheinlich stets nach Osten, also gleichgerichtet mit der
Rotation des Titans. Der genaue Mechanismus, der derart hohe
Windgeschwindigkeiten hervorruft, ist noch nicht im Detail verstanden. Die
Ergebnisse des Dopplerwindexperiments werden daher mit großer Spannung erwartet.
Nach Ende der gesamten Mission richtet Cassini seine Antenne in
Richtung Erde, um die Daten zu übermitteln, die er von Huygens empfangen
hat. Erst kurz nach 16 Uhr - etwa 5 Stunden nach Huygens Eintritt in die
Atmosphäre - werden die ersten Daten im Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt
eintreffen.
Update (14. Januar 2005): Erste von Radioteleskopen auf der
Erde empfangene Signale von Huygens deuten darauf hin, dass die Sonde
sich wie vorgesehen aktiviert und auch den Eintritt in die Titanatmosphäre
überstanden hat. Ob aber auch die Experimente funktioniert haben, werden erst
die Daten zeigen, die Cassini im Laufe des Nachmittags und der Nacht zur
Erde funkt.
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Huygens, Sonde zur Erkundung des Saturnmondes
Titan (ESA)
Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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