Blick auf
mysteriösen Saturnmond Titan
von Stefan
Deiters
astronews.com
5. Juli 2004
Bei
einem ersten entfernten Vorüberflug am Saturnmond Titan hat die Sonde Cassini
am Freitag mit Hilfe ihrer Instrumente einen Blick auf die Oberfläche des
Trabanten werfen können. Titan präsentierte sich als fremde Welt mit einer
exotischen Oberfläche, die aus verschiedensten Materialen besteht. Auch einen
Krater glaubt das Cassini-Team erkannt zu haben.
Cassini erster detaillierter Blick auf die Oberfläche des
Saturnmondes Titan. Foto:
NASA/JPL/University of Arizona |
Die dichte Atmosphäre des Saturnmondes Titan erlaubt normalerweise keinen
direkten Blick auf die Oberfläche des mysteriösen Trabanten. Doch in einigen
Wellenlängenbereichen kann man den Wolkenschleier durchdringen und genau so
machte die Saturnsonde Cassini am Freitag die ersten Bilder von der
Oberfläche des Mondes. "Obwohl die ersten Aufnahmen recht langweilig auszusehen
und schwer interpretierbar scheinen, können wir doch sagen, dass wir durch eine
Kombination von verschiedenen Instrumenten einen Blick auf die Oberfläche von
Titan geworfen haben - und das mit bislang unerreichter Klarheit. Wir freuen uns
nun auf weitere dichtere Vorüberflüge, bei denen wir die Oberfläche auch mit
Radar genauer abtasten wollen", so Dr. Dennis Matson, Cassini-Projektwissenschaftler
am Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena.
Cassini blickte mit Hilfe des Visible and Infrared Mapping Spectrometer
durch die Wolkendecke des Titan. Mit dem Instrument ist es möglich, die
Zusammensetzung der Oberfläche des Mondes zu analysieren und chemische
Besonderheiten zu erkennen. Im Falle von Titan entdeckte das Team eine Vielzahl
unterschiedlicher Materialien im Süden des Mondes sowie eine runde Struktur im
Norden, bei der es sich um einen Krater handeln könnte.
"In einigen Wellenlängen sehen wir dunkle Bereiche aus relativ reinem Wassereis
aber auch hellere Regionen, in denen der Anteil von anderen Bestandteilen wie
Kohlenwasserstoffen größer ist", erläutert Dr. Kevin Baines vom Jet
Propulsion Laboratory. "Die Ergebnisse sind erst vorläufig, könnten aber die
Art und Weise ändern, wie wir die hellen und dunklen Bereiche auf der
Titanoberfläche interpretieren. Wir können am Südpol außerdem eine Methan-Wolke
erkennen. Alles spricht für eine dynamisch aktive Atmosphäre."
Dank Cassini ist es den Forschern jetzt zum ersten Mal möglich, den
Saturnmond in den unterschiedlichsten Wellenlängenbereichen zu untersuchen und
so die Mineralienvorkommen auf der Oberfläche des Trabanten zu studieren. "Wir
sehen eine absolut fremde Oberfläche", zeigt sich Dr. Elisabeth Turtle von der
University of Arizona begeistert. "Da gibt es längliche und runde
Oberflächenstrukturen, die auf geologische Aktivität hindeuten, aber wir wissen
noch nicht, wie wir sie interpretieren sollen. Wir haben noch eine faszinierende
Arbeit vor uns."
Das Studium von Titan gehört mit zu den Hauptaufgaben der Cassini-Mission.
Der Saturnmond hat, so die Vermutung vieler Forscher, eine Atmosphäre, die der
frühen Erde gleichen könnte. Am Freitag flog die Sonde in einer Entfernung von
339.000 Kilometern am Titan vorüber, doch innerhalb der nächsten vier Jahre soll
die Sonde insgesamt 45 Mal am Saturnmond vorüberfliegen - in Abständen bis zu
unter 1.000 Kilometern. Noch mehr Details wird aber, so die Hoffnung der
Forscher, der Titanlander
Huygens liefern, der am 25. Dezember von Cassini abgekoppelt
werden und im Januar
2005 in die Atmosphäre des Titan eintauchen soll.
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Huygens, Sonde zur Erkundung des Saturnmondes
Titan (ESA)
Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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