ESA hofft
erneut auf weihnachtliche Bescherung
Redaktion
astronews.com
9. Dezember 2004
Ein Jahr nach der Ankunft von Mars Express beim Roten Planeten haben die
Gesetze der Himmelsmechanik zur Folge, dass wieder ein herausragendes Ereignis
der ESA im fernen Weltraum auf Weihnachten fällt. Diesmal fiebert man in
Darmstadt der Abtrennung des Titan-Landers Huygens von der Muttersonde
Cassini entgegen. Erste vorbereitende Manöver starten bereits in der
nächsten Woche.
Abtrennung der ESA-Sonde Huygens von Cassini. Bild: NASA/JPL/Caltech |
Nach einer 7-jährigen Reise durch das Sonnensystem steht in 1,25 Milliarden
Kilometern Entfernung von der Erde die Abtrennung der ESA-Sonde Huygens
vom Cassini-Orbiter und ihr Eintritt in eine ballistische Abstiegsbahn
zum Titan bevor, dem größten und geheimnisvollsten Mond des Saturn, in dessen
Atmosphäre sie am 14. Januar eintauchen wird. Dann wird diese einzigartige
Umgebung, von der angenommen wird, dass ihre Chemie stark der der Erde kurz vor
Beginn des Lebens vor rund 3,8 Milliarden Jahren ähnelt, erstmals vor Ort von
einem künstlichen Objekt erforscht.
Das Sondenpaar Cassini-Huygens, eine Gemeinschaftsmission der NASA,
der ESA und der italienischen Raumfahrtagentur (ASI), wurde am 15. Oktober 1997
gestartet. Nach knapp sieben Jahren und mehreren Vorbeischwungmanövern an der
Venus, der Erde und am Jupiter trat der Cassini-Orbiter mit der an seiner
Seite befestigten Huygens-Sonde am 1. Juli dieses Jahres in eine
Umlaufbahn um den Saturn ein und begann mit seiner Erkundung des Ringplaneten
und seiner Monde, die mindestens vier Jahre dauern soll.
Der erste ferne
Vorbeiflug an Titan am 2./3. Juli lieferte Daten über die Atmosphäre des Mondes,
die von den beim ersten nahen Vorbeiflug am 26. Oktober in 1.174 Kilometern
Entfernung gesammelten Daten bestätigt wurden (astronews.com berichtete); diese
Angaben wurden zur Validierung der Eintrittsbedingungen für Huygens
verwendet. Für den 13. Dezember ist ein zweiter naher Vorbeiflug des
Sondenpaares an Titan in 1.200 Kilometern Entfernung geplant, bei dem im
Hinblick auf den Atmosphäreneintritt der Sonde zusätzliche Daten gesammelt
werden sollen.
Am 17. Dezember wird der Orbiter dann auf einen kontrollierten Kollisionskurs
mit Titan gebracht, um Huygens auf die richtige Bahn zu bringen, worauf
am 21. Dezember alle Systeme für die Abtrennung der Sonde bereit gemacht und die
Timer der Sonde aufgeladen werden, um die Sonde wenige Stunden vor ihrer Ankunft
am Titan reaktivieren zu können. Einige der Termine und Uhrzeiten können sich
aus betrieblichen Gründen geringfügig ändern, ausgenommen die Uhrzeit für den
Eintritt von Huygens in die Atmosphäre des Titan am 14. Januar, die mit
einer Genauigkeit von unter 2 Minuten feststeht.
Huygens soll am Morgen des 25. Dezember um etwa 05.08 Uhr MEZ
ausgeklinkt werden. Da der Orbiter für die Abtrennung eine präzise Ausrichtung
gewährleisten muss, werden keine Echtzeit-Telemetriedaten zu empfangen sein, bis
er seine Hauptantenne wieder der Erde zuwendet und die gespeicherten Daten der
Abtrennung übermittelt. Die Signale werden uns erst nach über einer Stunde (67
Minuten) erreichen. Die endgültigen Daten zur Bestätigung der Abtrennung werden
zu einem späteren Zeitpunkt am 1. Weihnachtstag vorliegen.
Nach ihrer Loslösung wird sich Huygens mit einer Geschwindigkeit von
rund 35 Zentimetern pro Sekunde von Cassini wegbewegen und etwa siebenmal
pro Minute um ihre eigene Achse rotieren, um auf Kurs zu bleiben. Erst nach der
Öffnung ihres Hauptfallschirms nach dem Eintritt in die Atmosphäre des Titan
wird Huygens wieder Kontakt zu Cassini aufnehmen. Am 28. Dezember
wird der Orbiter seinen Kollisionskurs mit Titan verlassen, um seine Mission
fortzusetzen und sich auf den Empfang der Daten von Huygens und ihre
spätere Weiterleitung zur Erde vorzubereiten.
Erst wenige Stunden vor ihrer Ankunft beim Titan am 14. Januar wird
Huygens vollends reaktiviert. Der Eintritt in die Atmosphäre ist für 11.15
Uhr MEZ geplant. Der Abstieg der Sonde soll etwa zwei Stunden und fünfzehn
Minuten dauern, in denen sie ihre wissenschaftlichen Daten an den Cassini-Orbiter
funken wird, der sie später am Nachmittag zur Erde weiterleiten soll. Sollte
Huygens, die als Atmosphärensonde und nicht als Landegerät ausgelegt ist,
den Aufprall auf die Oberfläche des Titan "überleben", könnte sie noch für zwei
weitere Stunden Daten übermitteln, bevor ihr Kontakt zu Cassini abbricht.
Die unmittelbar von Huygens ausgestrahlten Funksignale werden den
Weltraum mit Lichtgeschwindigkeit durchqueren und die Erde nach 67 Minuten
erreichen. Funkspezialisten haben ein Experiment vorbereitet, bei dem eine ganze
Reihe von Radioteleskopen rund um den Pazifik nach jedem kleinsten Signal von
Huygens spähen wird. Mit dem Empfang von Daten ist frühestens um 11.30 Uhr
MEZ herum zu rechnen.
Die Europäische Weltraumorganisation ist Eigentümerin der Huygens-Sonde
und nimmt von ihrem Kontrollzentrum in Darmstadt aus ihren Betrieb wahr. Der
Cassini-Orbiter wurde vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA im
kalifornischen Pasadena entworfen, entwickelt und gebaut. Das ebenfalls vom JPL
betriebene Bodenstationsnetz der NASA für interplanetare Missionen wird die
Kommunikation über den Cassini-Orbiter unterstützen und die Daten an das
Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt zur Verarbeitung weiterleiten. Die ASI hat
die Breitbandantenne, einen Großteil des Funksystems und Komponenten für
zahlreiche wissenschaftliche Instrumente für Cassini beigesteuert. Die
Nutzlast von Huygens wurde von verschiedenen Teams bereitgestellt und vom
französischen CNES, vom deutschen DLR, von der italienischen ASI, vom britischen
PPARC sowie von der NASA finanziert.
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Huygens, Sonde zur Erkundung des Saturnmondes
Titan (ESA)
Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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