Die Infrarotstrahlung der Erde im Visier
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
25. September 2019
Die europäische Weltraumagentur ESA hat eine Entscheidung
über den neunten Earth Explorer getroffen: Ab 2026 soll die Mission
FLEX die Ferninfrarotstrahlung der Erde aus dem Orbit erfassen und damit
wichtige Daten für Klimamodelle liefern, die bislang nicht zugänglich waren.
FLEX hat sich gegen ein Missionskonzept zur Beobachtung der Meeresoberfläche
durchgesetzt.

Mit den Earth-Explorer-Missionen untersucht
die ESA verschiedene Aspekte unseres
Heimatplaneten.
Bild: ESA [Großansicht] |
Eine neue europäische Mission, genannt Far-Infrarot Outgoing Radiation
Understanding and Monitoring Mission, kurz FORUM, soll eine entscheidende
Messmethode zum besseren Verständnis des Klimawandels auf der Erde beitragen.
Die Messungen mit dem neuen Satelliten, so die europäische Weltraumagentur ESA
in einer Pressemitteilung, werden das Vertrauen in die Genauigkeit von
Bewertungen des Klimawandels stärken, die die Grundlage für künftige politische
Entscheidungen bilden.
FORUM wird die von der Erde in den Weltraum abgegebene ferne
Infrarotstrahlung aufzeichnen und so über die Bereiche des bislang gemessenen
Infrarotspektrums hinausgehen. Mit den Messungen wird eine bessere Beurteilung
des Strahlungshaushalts der Erde möglich sein - dem Gleichgewicht zwischen der
einfallenden Strahlung, die hauptsächlich von der Sonne mit kurzen Wellenlängen
einfällt, und der ausgehenden Strahlung, die eine Kombination aus reflektierter
Sonnenstrahlung und der Strahlung des Erdsystems ist, und meist in größerer
Wellenlänge abgegeben wird.
Durch menschliche Aktivitäten haben sich die Atmosphäre und das Verhalten der
wärmerhaltenden Elemente verändert. Über die Hälfte der abgegebenen
Langwellen-Energie liegt im fernen Infrarotbereich des elektromagnetischen
Spektrums, das erstmals mit FORUM gemessen wird. So erhält man ein präzises Bild
davon, was in den verschiedenen Höhenlagen der Atmosphäre passiert und kann
atmosphärische Komponenten genauer verfolgen, insbesondere Wasserdampf- und
Eiswolken.
"FORUM wird erstmals den fernen infraroten Teil des elektromagnetischen
Spektrums aus dem Weltraum messen, um die Energiebilanz unseres Planeten besser
verstehen zu können und damit der Klimawissenschaft große Vorteile bringen",
erläutert Josef Aschbacher, ESA-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme. "Das
bessere Verständnis der komplexen Zusammenhänge unseres Klimasystems und das
Füllen unserer Wissenslücken ist von entscheidender Bedeutung, denn die Folgen
des Klimawandels sind weitreichend und betreffen alle Aspekte der Gesellschaft
und der Naturwelt." Das Missionskonzept wird nun verfeinert und auf einen Start
im Jahr 2026 ausgerichtet.
FORUM ist die neunte Earth Explorer-Mission der ESA. Im Rahmen des
Earth-Explorer-Programms führt die europäische Weltraumagentur ESA eine
Reihe kleinerer Missionen durch, die auf einzelne Aspekte der Erdbeobachtung
spezialisiert sind. Gestartet wurden bislang fünf Satelliten: GOCE sammelte
Daten über das Schwerefeld der Erde, SMOS untersucht den Wasserkreislauf,
CryoSat-2 das Eis auf unserem Planeten, Swarm das Erdmagnetfeld und Aeolus
misst globale Windprofile. Außerdem geplant sind EarthCARE zur Beobachtung von
Wolken und Aerosolen, Biomass zur Beobachtung der Entwicklung von Regenwäldern
sowie der Fluorescence Explorer (FLEX), der die Fluoreszenz der
Vegetation erfassen soll.
FORUM und sein Mitbewerber, das Konzept des Sea-surface Kinematics
Multiscale Monitoring (SKIM), wurden im Juli auf dem
Anwenderkonsultationstreffen in Cambridge, Großbritannien, ausführlich
vorgestellt und mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft diskutiert. Obwohl beide
Missionen einen hervorragenden Wert für die Wissenschaft darstellen würden,
empfahl der beratende Ausschuss für Erdbeobachtung der ESA, dass FORUM aufgrund
der erwarteten Auswirkungen auf die Klimamodelle durchgeführt werden sollte, da
die Klimavorhersage ein großes globales Anliegen ist.
|