Oberfläche und Kern der Erde im Visier
Redaktion /
Pressemitteilung der ESA astronews.com
25. August 2008
Am 10. September soll vom russischen Kosmodrom Plessezk aus
der ESA-Satellit GOCE in eine Erdumlaufbahn gebracht werden, um das Schwerefeld
sowie die Bezugsform unseres Planeten, den sogenannten Geoid, mit bisher
unerreichter Auflösung und Genauigkeit zu bestimmen. GOCE ist eine von
zahlreichen Missionen, die die ESA in den kommenden Jahren zur Erforschung der
Erde geplant hat.
Der Satellit GOCE bei den Startvorbereitungen in
Plessezk.
Foto: ESA |
Die Europäische Weltraumorganisation startet demnächst die bisher
anspruchsvollste Mission zur Erforschung des Schwerefelds der Erde und zur
Kartierung der Bezugsform unseres Planeten – des Geoids – mit bisher
unerreichter Auflösung und Genauigkeit. Eine russische Rockot-Trägerrakete
wird den Satelliten zur Bestimmung des Schwerefelds und der stationären
Ozeanzirkulation (GOCE) am Mittwoch, den 10. September um 16.21 Uhr MESZ vom
rund 800 Kilometer nördlich von Moskau gelegenen Kosmodrom Plessezk aus in eine
quasi sonnensynchrone niedrige Erdumlaufbahn befördern. Der Träger wird von
Eurockot Launch Services betrieben, einem Gemeinschaftsunternehmen zwischen
EADS Astrium und dem russischen Raumfahrtzentrum Chrunitschew.
Der ESA-Satellit, der eine Tonne auf die Waage bringt, führt sechs
hochmoderne Präzisions-Beschleunigungssensoren zur Messung der Bestandteile des
Schwerefelds entlang aller drei Achsen mit. Die erfassten Daten werden eine
Karte des Geoids, der Bezugsfläche der Erde, und von Anomalien des Schwerefelds
in hoher Auflösung liefern. Eine solche Karte wird nicht nur unser Wissen über
und unser Verständnis der inneren Strukturen der Erde erheblich erweitern,
sondern auch als weitaus verbesserte Referenz für Ozean- und Klimastudien
einschließlich Veränderungen des Meeresspiegels, der Ozeanströmungen und
Untersuchungen der Dynamik der Eiskappen dienen. Es wird mit einer Vielzahl von
Anwendungen in Klimaforschung, Ozeanografie und Geophysik sowie Geodäsie und
Ortungstätigkeiten gerechnet.
Um diese Mission zu ermöglichen, mussten die ESA, ihre Partner in der
Industrie (45 europäische Unternehmen unter der Federführung von Thales
Alenia Space) und die Wissenschaftler eine gewaltige technische
Herausforderung meistern, nämlich einen Satelliten zu entwerfen, der seine
Kreise so erdnah zieht, dass er hochgenaue Daten des Schwerefelds sammeln kann,
gleichzeitig jedoch auch in der Lage ist, die durch die Restatmosphäre in seiner
Umlaufbahn in nur 260 Kilometern Höhe verursachten Störungen herauszufiltern.
Das Ergebnis ist ein schlankes, pfeilspitzenförmiges aerodynamisches Design
von fünf Metern Länge, ausgerüstet mit Niedrigleistungs-Ionentriebwerken, mit
denen der atmosphärische Widerstand ausgeglichen werden kann. GOCE ist die erste
Kernmission des Erdforschungsprogramms, das die ESA 1999 in die Wege geleitet
hat, um die Erforschung der Atmosphäre, der Biosphäre, der Hydrosphäre, der
Kryosphäre und des Inneren unseres Planeten, ihrer Wechselwirkungen und der
Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf diese Naturprozesse zu fördern.
Mit fünf Starts in den nächsten zwei Jahren steht noch eine ganze Reihe
weiterer Erdforschungsmissionen an. Bei zwei weiteren öffentlichkeitswirksamen
Kernmissionen ist die Entwicklung bereits angelaufen: Es handelt sich um
ADM-Aeolus zur Erforschung der Dynamik der Atmosphäre (2010) und
EarthCARE zur Untersuchung der Strahlungsbilanz (2013). Auch drei kleinere
Erdforschungs-Gelegenheitsmissionen sind in der Vorbereitung, nämlich
Cryosat 2 zur Messung der Dicke der Eisschichten (2009), SMOS zur
Untersuchung der Bodenfeuchtigkeit und des Salzgehalts der Ozeane (2009) und
Swarm zur Erforschung der Entwicklung des Magnetfelds (2010).
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