Mission FLEX wird achter Earth Explorer
von Stefan Deiters astronews.com
20. November 2015
Die europäische Weltraumagentur ESA hat den Fluorescence
Explorer (FLEX) als achte Earth-Explorer-Mission ausgewählt. Der
Satellit soll ab 2022 die Fluoreszenz der Vegetation erfassen und so Daten über
die Photosynthese der Pflanzen liefern. Die Forscher versprechen sich davon neue
Informationen über einen der fundamentalsten Prozesse auf der Erde.

Die Mission FLEX soll die vegetative
Fluoreszenz erfassen, die Rückschlüsse auf die
Photosynthese der Pflanzen erlaubt.
Bild: ESA/ATG medialab [Großansicht] |
Die ESA-Mitgliedsstaaten haben jetzt die Mission FLEX als achte
Earth-Explorer-Mission der europäischen Weltraumagentur ausgewählt. Sie folgten
damit einer Empfehlung eines ESA-Komitees für die Erforschung der Erde. Der Fluorescence Explorer soll die vegetative Fluoreszenz aus dem Orbit erfassen und
dadurch die Photosynthese-Aktivität der Pflanzen quantifizieren. FLEX hat sich
in dem Auswahlverfahren gegen die Mission CarbonSat (Carbon Monitoring Satellite)
durchgesetzt, in deren Rahmen die globale Verteilung der Treibhausgase
Kohlendioxid und Methan in der Atmosphäre mit hoher Genauigkeit kartiert werden
sollte.
Die Umwandung von atmosphärischem Kohlendioxid und Sonnenlicht in energiereiche
Kohlenhydrate durch Photosynthese ist einer der fundamentalsten Prozesse auf der
Erde - und zudem ein Prozess, von dem auch unser Leben abhängig ist. Die
Wissenschaftler hoffen, dass die Daten von FLEX zu einem besseren Verständnis
des Austauschs von Kohlenstoff zwischen Pflanzen und Atmosphäre beitragen und
auch mehr über den Einfluss der Photosynthese auf den Kohlenstoff- und
Wasserkreislauf verraten.
Die Daten von FLEX sollen zudem Informationen über den Gesundheitszustand von Pflanzen
liefern, was für die Erzeugung von Lebensmitteln
von großer Bedeutung sein kann. Der FLEX-Satellit, dessen Start für das Jahr
2022 vorgesehen ist, soll zusammen mit einem der Sentinel-3-Satelliten um die Erde kreisen,
so dass dessen Sensoren die Daten von FLEX ergänzen können.
"FLEX wird uns neue Informationen über die aktuelle Produktivität von Vegetation
liefern", so der ESA-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner. "Diese Daten lassen
sich für landwirtschaftliche Planungen und zur Entwicklung einer nachhaltigen
Bewirtschaftung nutzen. Sie werden daher zum Verständnis unseres Ökosystems
beitragen. Mit der Auswahl von FLEX haben die ESA-Mitgliedsstaaten gezeigt, dass
sie auch weiterhin wichtige Daten für die Wissenschaft zum besseren Verständnis
unserer Planeten liefern wollen, die gleichzeitig aber auch einem gesellschaftlichen
Ziel dienen."
Für Volker Liebig, ESA-Direktor für das Erdbeobachtungsprogramm, stellt die
Auswahl von FLEX einen wichtigen Meilenstein in der Reihe der
Earth-Explorer-Missionen dar: "FLEX wird uns ein besseres Verständnis eines
wichtigen Teils des Kohlenstoffkreislaufs erlauben und auch Informationen über
den Gesundheitszustand der Vegetation des Planeten liefern. Dadurch könnte FLEX
helfen, einen Weg zu finden, wie sich die wachsende Bevölkerung des Planeten
besser ernähren lässt."
Die Messung der Photosynthese-Aktivität aus dem All war bislang nicht möglich.
Erst ein neues Spektrometer, das an Bord von FLEX zum Einsatz kommen soll, wird
in der Lage sein, das schwache fluoreszierende Leuchten zu erfassen,
das während der Photosynthese entsteht und von den Umweltbedingungen und dem
Gesundheitszustand der Pflanze abhängt.
Im Rahmen des Earth-Explorer-Programms führt die europäische
Weltraumagentur ESA eine Reihe kleinerer Missionen durch, die auf einzelne
Aspekte der Erdbeobachtung spezialisiert sind. Gestartet wurden bislang vier
Satelliten: GOCE sammelte Daten über das Schwerefeld der Erde, SMOS untersucht
den Wasserkreislauf, CryoSat-2 das Eis auf unserem Planeten und
Swarm das Erdmagnetfeld. Weiterhin geplant sind bereits die Missionen
ADM-Aeolus zur Messung von globalen Windprofilen, EarthCARE zur
Beobachtung von Wolken und Aerosolen und Biomass zur Beobachtung der Entwicklung
von Regenwäldern.
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