Erdgroßer Planet um Proxima Centauri
von Stefan Deiters astronews.com
25. August 2016
Im Rahmen der Initiative Pale Red Dot ist es Astronomen
gelungen, um den sonnennächsten Stern Proxima Centauri einen etwa erdgroßen
Planeten nachzuweisen, der seinen Zentralstern alle elf Tage umrundet. Auf ihm
sollte es Temperaturen geben, die die Existenz von flüssigem Wasser möglich
machen könnten. Ansonsten ist über die ferne Welt jedoch kaum etwas bekannt.
So könnte ein Blick von der Oberfläche des
entdeckten Planeten aussehen: Groß am Himmel
steht Proxima Centauri, doch auch das
Doppelsternsystem Alpha Centauri AB ist zu
erkennen.
Bild: ESO / M. Kornmesser [Großansicht] |
Proxima Centauri liegt im Sternbild Zentaur und ist mit einer Entfernung von
4,2 Lichtjahren der sonnennächste Stern. Zwar wurden inzwischen schon mehr als
2000 Planeten um andere Sonnen nachgewiesen, im Fall unseres direkten Nachbarn
gab es bislang aber allenfalls wage Hinweise darauf, dass um den Zwergstern
ein Planet kreisen könnte. Um nun endlich Klarheit zu schaffen, wurde Proxima
Centauri in den letzten Monaten im Rahmen des Projekts Pale Red Dot gründlich
unter die Lupe genommen.
Gestern Abend nun stellten Astronomen die Ergebnisse ihrer Beobachtungen vor:
Um Proxima Centauri scheint tatsächlich ein Planet zu kreisen, der seinen
Zentralstern alle elf Tage einmal umrundet. Zwar kreist der Planet damit in einem deutlich geringeren Abstand
um seinen Stern als die Erde um unsere Sonne, da
es sich bei Proxima Centauri aber um einen roten Zwergstern handelt, sollten auf
dem Planeten trotzdem Temperaturen herrschen, die die Existenz von flüssigem
Wasser möglich machen könnten.
In der ersten Hälfte des Jahres wurde Proxima Centauri regelmäßig mit dem
Instrument HARPS anvisiert, das am 3,6-Meter-Teleskop der ESO in La Silla
montiert ist. Mit HARPS, einem äußerst empfindlichen Spektrographen, wurden
schon unzählige extrasolare Planeten aufgespürt. Dabei wird nach einem leichten
Wackeln eines Sterns gefahndet, das durch den umlaufenden Planeten verursacht
wird.
"Die ersten Hinweise auf einen möglichen Planeten wurden bereits 2013
entdeckt, aber die Ergebnisse waren nicht überzeugend", erinnert sich Guillem
Anglada-Escudé von der Queen Mary University in London. "Seither haben
wir mit Hilfe der ESO und anderen Partnern hart daran gearbeitet, weitere
Beobachtungen durchführen zu können. Die Planung für unser nun durchgeführtes
Red Pale Rot-Projekt dauerte fast zwei Jahre."
Doch die Arbeit hat sich nun ausgezahlt: Die Daten des Pale Red Dot-Projektes
wurden mit früheren Beobachtungen mit ESO-Teleskopen und an anderen
Observatorien kombiniert und ergaben nun ein klaren Hinweis auf einen Planeten,
der Proxima Centauri alle 11,2 Tage umrundet und etwa die 1,3-fache Masse der
Erde aufweist. Sein Abstand zu Proxima Centauri beträgt etwa sieben Millionen
Kilometer. "Während der Pale Red Dot-Kampagne überprüfte ich jeden Tag die
Konsistenz des Signals. Die ersten zehn Tage waren vielversprechend, die ersten 20
entsprachen den Erwartungen und nach 30 Tagen war das Resultat ziemlich klar, so
begannen wir den Fachartikel zu schreiben!", so Anglada-Escudé.
Das Ergebnis ist auch deswegen spannend, weil weitere Untersuchungen ergeben
haben, dass auf der Oberfläche des Planeten durchaus Bedingungen herrschen
könnten, die die Existenz von flüssigem Wasser möglich machen. Ob es allerdings
Wasser gibt oder nicht, ist bislang reine Spekulation. Auch wäre der Planet
nicht wirklich erdähnlich: Da er seiner Sonne sehr nahe ist, könnte er diese
beispielweise in gebundener Rotation umrunden, so dass immer die gleiche Seite
dem Stern zugewandt ist. Auch für andere modellierte Fälle erhielten die
Astronomen Klimadaten, die den Planeten nicht wirklich erdähnlich erscheinen
lassen.
Trotzdem lässt sich natürlich nicht ausschließen, dass es auf dem nun
entdeckten Planeten irgendwo Regionen gibt, die die Entstehung und die Existenz
von Leben ermöglichen würden. Und dies ist angesichts der geringen Entfernung
zweifelslos ein spannender Befund. Die nächste Generation von Teleskopen wird
dann auch in der Lage sein, weitere Informationen über Proxima Centauri und
seinen Planeten in Erfahrung zu bringen.
Über ihre Beobachtungen berichten die Astronomen in einem Fachartikel, der in
der Zeitschrift Nature erschienen ist. Die Bewohnbarkeit des Planeten um Proxima
Centauri wird in zwei weiteren Beiträgen behandelt, die in der Zeitschrift
Astronomy & Astrophysics erscheinen sollen.
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