Wasserfontänen auf Jupitermond Europa?
von Stefan Deiters astronews.com
20. Dezember 2013
Der Jupitermond Europa könnte der zweite Mond im
Sonnensystem sein, von dessen eisiger Oberfläche Wasserfontänen ins All geblasen
werden. Darauf deuten zumindest Beobachtungen des Weltraumteleskops Hubble
hin, die in der vergangenen Woche vorgestellt wurden. Die Fontänen könnten sich
bis zu 200 Kilometer weit ins All erstrecken.
So könnten die
vermuteten Fontänen auf dem Jupitermond Europa
aussehen.
Bild: NASA, ESA und K. Retherford (Southwest
Research Institute) |
Der Jupitermond Europa wird immer interessanter: Schon länger gab es deutliche
Hinweise darauf, dass sich unter der eisigen Oberfläche des Monds ein Ozean aus
flüssigem Wasser verbirgt. Jetzt wurden bei Beobachtungen mit dem
Weltraumteleskop Hubble Indizien für das regelmäßige Auftreten von
Wasserdampf über dem Südpol des Mondes entdeckt. Ursache dafür könnten
Wasserdampf-Fontänen sein, wie sie von der Saturnsonde Cassini auch auf
dem Saturnmond Enceladus nachgewiesen worden waren.
"Die bei Weitem einfachste Erklärung für diesen Wasserdampf sind Fontänen, die
von der Oberfläche Europas ausgehen", zeigt sich Lorenz Roth vom Southwest
Research Institute überzeugt. "Wenn diese Fontänen mit dem Ozean im
Untergrund in Verbindung stehen, von dem wir sicher sind, dass er unter der
Kruste Europas existiert, bedeutet dies, dass man bei künftigen Untersuchungen
die chemische Zusammensetzung dieser potentiell lebensfreundlichen Umgebung auf
Europa untersuchen kann, ohne durch dicke Eisschichten bohren zu müssen. Das ist
schon begeisternd."
Der Wasserdampf war bei spektroskopischen Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop
Hubble im Dezember 2012 entdeckt worden. Hubble registrierte
dabei ein äußerst schwaches ultraviolettes Leuchten in der Nähe des Südpols des
Monds. Es stammt von angeregten Sauerstoff- und Wasserstoffatomen, die durch das
Auseinanderbrechen von Wassermolekülen entstanden sind. Verantwortlich dafür
wiederum waren Elektronen, die sich entlang der Feldlinien des intensiven
Magnetfelds des Riesenplaneten bewegen.
Gleichzeitig konnten die Forscher exotischere Erklärungen für die Beobachtung,
etwa den Einschlag eines Meteoriten, ausschließen. "Wir sind mit Hubble
bis an die Grenzen des Möglichen gegangen, um diese äußerst schwachen Emissionen
zu sehen", unterstreicht Joachim Saur von der Universität in Köln, der
wissenschaftliche Leiter der Hubble-Beobachtungskampagne.
Ausgangspunkt der Fontänen könnten, wie auch im Falle des Saturnmonds Enceladus,
Risse im Eis der Oberfläche sein. Das Team stellte nämlich auch fest, dass -
ganz wie bei Enceladus - die Aktivität der Fontänen von der Position des Monds
auf seinem Orbit um den Planeten abhängig ist. Sie waren nämlich nur zu
beobachten, als der Mond am weitesten von Jupiter entfernt war.
Eventuell werden also die Risse in größerer Nähe zum Jupiter durch die stärkere
Gezeitenwirkung des Planeten auf den Mond quasi verschlossen und öffnen sich
erst wieder, wenn der Mond weiter vom Planeten entfernt und der gravitative
Einfluss dadurch etwas geringer geworden ist.
Da Europa deutlich massereicher ist als der Saturnmond Enceladus dürfte der
Wasserdampf hier nicht ins All entkommen, sondern nach Erreichen einer Höhe von
rund 200 Kilometern wieder auf die Oberfläche zurückfallen. So könnten diese
Fontänen in der Südpolarregion des Mondes für sichtbare helle Ablagerungen
sorgen.
Letztlich Gewissheit darüber dürfte die ESA-Sonde Jupiter Icy Moons Explorer,
kurz JUICE, bringen, die die Eismonde des Gasriesen erforschen soll. Sie wird
das System allerdings erst im Jahr 2030 erreichen. Solange wird man noch auf
detaillierte Beobachtungen von Hubble und von anderen leistungsfähigen
Teleskopen angewiesen sein, um mehr über diesen faszinierenden Mond zu erfahren.
Über ihre Beobachtungen berichteten die Wissenschaftler in der vergangenen Woche
im Wissenschaftsmagazin Science.
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