Anfang des Jahres flog die NASA-Sonde Galileo am
Jupitermond Europa vorüber und untersuchte detailliert dessen Magnetfeld.
Die nun ausgewerteten Daten liefern neue Indizien für einen flüssigen
Ozean unter der Eiskruste des Jupitertrabanten.
In einer Höhe von nur 351 Kilometern überflog Galileo am 3.
Januar den Jupitermond, der schon seit längerem als möglicher Kandidat
für einen Ozean unter seiner eisigen Oberfläche im Gespräch ist. Unter
anderem deuteten Aufnahmen der zerklüfteten Oberfläche des Mondes darauf
hin. Für die Wissenschaft ist der Beweis der Existenz dieses Ozeans auch
deshalb interessant, weil dieser auch als Lebensraum für primitives Leben
in Frage käme. Diese Vorstellung erhielt erst im Dezember durch den Fund
von Bakterien in einem See unter der Antarktis neue Nahrung.
Beim
jüngsten Vorbeiflug an Europa waren die Wissenschaftler nun besonders am
Magnetfeld des Mondes interessiert. Und die Daten, die das Magnetometer
von Galileo lieferte, waren tatsächlich mit den Messwerten
vergleichbar, die man erwarten würde, wenn sich unter der Oberfläche
eine Schicht mit elektrisch-leitendem Material - etwa ein flüssiger,
salziger Ozean - befinden würde.
"Ich glaube, diese
Entdeckungen sagen uns ganz deutlich, das dort eine Schicht flüssigem
Wassers unter der Oberfläche Europas ist", meinte Dr. Margaret
Kivelson, leitende Forscherin für das Magnetometer. "Ich bin von
Natur aus vorsichtig, aber diese neuen Beweise, sprechen sehr deutlich
für einen Ozean."
"Das Magnetfeld des Jupiter ändert
seine Richtung an dem Ort, an dem sich Europa befindet, alle 5,5
Stunden", erläutert Kivelson die Beweiskette. "Dieses sich
ändernde Magnetfeld kann zu einem Fluss von Ladung in einem elektrischen
Leiter führen, wie es etwa ein Ozean sein würde. Und diese Ladung würde
dann wiederum ein Magnetfeld produzieren, welches dem der Erde ähnelte,
nur mit dem magnetischem Nordpol in Äquatornähe."
Doch der
Ort dieses magnetischen Nordpols, also der Punkt zu dem eine Kompassnadel
zeigen würde, wenn man sich auf der Oberfläche von Europa befände,
sollte sich ständig verändern. Und bei früheren Passagen von Galileo
an Jupiter wurde zwar ein magnetischer Nordpol gefunden, allerdings gab es
keine Hinweise darauf, dass er sich bewegt. "Wir haben uns gewundert,
warum es möglich ist, dass sich der Nordpol nicht bewegt", sagte
Kivelson.
Beim jüngsten Vorbeiflug war daher eines der ersten Ziele
herauszufinden, ob sich der magnetische Nordpol des Mondes bewegt oder
nicht. Und in der Tat: Die neuen Daten zeigen eindeutig, dass sich der
magnetische Nordpol des Mondes verändert hat - ein wichtiges Beweisstück
für die Ozeantheorie. Denn andere Materialen, die als gute elektrische
Leiter auf Europa in Frage kommen könnten und so zu diesen Effekten
führen, sind den Wissenschaftlern nicht bekannt.
Nun sind Kivelson
und ihr Team gespannt, wie es bei einem anderen Jupitermond aussieht:
"Es wird interessant sein zu sehen, ob bei Ganymed das gleiche
Phänomen zu beobachten sein wird." Galileo soll Ganymed in
diesem Jahr gleich zweimal besuchen.