In der jüngsten
Ausgabe des amerikanischen Wissenschaftsmagazins Science berichten Louis
Prockter vom Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins Universität
und sein Kollege Robert Pappalardo von der Brown Universität über die
Entdeckung von gebirgsähnlichen Geländestrukturen, die direkte Rückschlüsse
auf die geologische Geschichte des Jupitermondes zulassen. Die Aufnahmen, auf
denen die Forscher die Formationen identifizierten, wurden am 26. September 1998
von der NASA-Sonde Galileo gemacht.
"Von den Voyager-Bildern wussten wir, dass die Oberfläche von
Europa ständig gedehnt wurde und neues Material durch die entstandenen Spalten
nach oben drang", erläutert Prockter. Wo dieses Material dann aber
geblieben ist, konnte bisher nicht geklärt werden. "Nun haben wir aber
endlich Stellen gefunden, wo das eisige Oberflächenmaterial zusammengedrückt
wird und das sollte uns helfen, zu verstehen, wie Europa sich entwickelt und der
Mond seine Oberfläche verändert."
Aufgefallen sind die Faltenstrukturen den Wissenschaftlern erstmals in einer
Region in der man viele Brüche in der Oberfläche erkennen kann. In der Nähe
dieser Brüche entdeckten sie kleine Strukturen, die man gewöhnlich bei
Faltengebirgen wie etwa den nordamerikanischen Appalachen antrifft. Die
Ausrichtung dieser Falten passt gut zu den anderen Geländestrukturen, wie etwa
den Brüchen in der Oberfläche, die auf die Gravitationswirkung des Jupiter
zurückzuführen sind. Die Faltenstrukturen selbst, so glauben die
Wissenschaftler könnten zehn aber auch einige hundert Meter hoch sein und
dürften sich
über 25 Kilometer erstrecken.
Die Eigenschaften der Faltenstrukturen lässt auch Rückschlüsse auf
die Oberfläche selbst zu: Danach liegt unter einer dünnen und brüchigen
Schicht eine beweglichere, Gletschereis-ähnliche dicke Schicht. Die Falten
blieben lange Zeit unentdeckt, weil es Europa offenbar gelang, sie gut versteckt
zu halten: Die Falten könnten nämlich, so eine These der Wissenschaftler, mit
der Zeit wieder verschwinden und dabei wieder einiges Material in die Tiefe
nehmen. Ähnliche Strukturen haben die Forscher noch in zwei weiteren
Regionen des Jupitertrabanten entdeckt und wollen außerdem nicht ausschließen,
dass auch andere Eismonde ein ähnliches Verhalten zeigen - entdeckt hat man
solche Strukturen allerdings noch auf keinem anderen Mond.