Ende der Mission kündigt sich an
von Stefan Deiters astronews.com
10. Juli 2018
Das Weltraumteleskop Kepler hat in der vergangenen
Woche die Beobachtungen eingestellt. Grund waren Hinweise, dass der Treibstoff
des Teleskops fast verbraucht ist. Bevor weitere Beobachtungen gemacht werden,
sollen nun erst einmal alle Daten zur Erde übertragen werden. Mit dem
endgültigen Ende der Kepler-Mission wird im Laufe der nächsten Monate
gerechnet.

Die Kepler-Mission dürfte in den kommenden
Monaten zu Ende gehen.
Bild: NASA [Großansicht] |
Die Mission des Weltraumteleskops Kepler war schon einmal fast zu
Ende: Es wurde 2009 gestartet, um mithilfe der sogenannten Transitmethode nach
Planeten zu suchen. Dazu wurden vom Teleskop ständig über 150.000 Sterne
anvisiert, deren Helligkeit die Detektoren vermessen haben. Wanderte - aus
Keplers Perspektive - ein Planet direkt vor seiner Sonne entlang,
verdunkelte er seinen Zentralstern ein wenig - ein Helligkeitsabfall, den
Kepler registrieren konnte. Die Stärke des Helligkeitsabfalls erlaubt zudem
Rückschlüsse auf die Größe des Planeten relativ zu seiner Sonne.
Unerlässlich für solche Beobachtungen ist aber eine präzise Ausrichtung des
Teleskops. Diese sollte mithilfe von vier Kreiselinstrumenten gewährleistet
werden, von denen mindestens drei funktionieren müssen, um die notwendige
Genauigkeit zu erreichen. Als 2013 ein zweiter Kreisel ausfiel, schien die
Kepler-Mission beendet zu sein. Doch das Kepler-Team wollte ihr
Teleskop so schnell nicht aufgeben: Sie entwickelte ein alternatives "K2"
genanntes Missionskonzept, das auch einen Betrieb von Kepler mit nur
zwei funktionierenden Kreisel ermöglicht. Allerdings musste dazu ein anderer
Bereich des Himmels anvisiert werden.
Doch das Prinzip funktionierte: Waren schon mit der Original-Kepler-Mission
Tausende von potentiellen Planeten aufgespürt worden, kamen dank K2 nun ständig
weitere hinzu. Seit Mitte Mai lief die 18. Beobachtungskampagne, bei der sich
das Team auf einen Himmelsbereich im Sternbild Krebs konzentrierte, den das
Teleskop bereits im Jahr 2015 für einige Zeit anvisiert hatte. Dieser zweite
Blick soll es nun erlauben, die Existenz von vermuteten extrasolaren Planeten zu
bestätigen und natürlich auch neue zu entdecken.
Dabei war den Astronomen schon seit einige Monaten eines klar: Dem Teleskop
muss langsam der Treibstoff ausgehen. Ohne diesen Treibstoff aber kann
Kepler seine Antenne nicht mehr Richtung Erde ausrichten und die
gesammelten Daten übertragen. Das Betriebsteam sucht daher in den vom Teleskop
zur Erde gesandten Daten zum Zustand des Teleskops nach Hinweisen, dass der
Treibstoff fast verbraucht ist. Eine Warnanzeige wie beim Auto gibt es dafür
nicht.
In der letzten Woche glaubte man nun bei der NASA genau solche Hinweise
gesehen zu haben. Man hat sich daher entschieden, die Beobachtungen abzubrechen
und das Teleskop zunächst in eine Art Tiefschlaf zu versetzen, bei dem kein
Treibstoff mehr verbraucht wird. Am 2. August soll Kepler dann
aufgeweckt und zur Erde ausgerichtet werden, um über das Deep-Space-Network der NASA, das ab
diesem Zeitpunkt für die Datenübertragung schon gebucht ist, alle Daten der
Kampagne zur Erde zu übermitteln. Verläuft alles nach Plan, sollen die
Beobachtungen dann ab 6. August mit dem noch verbliebenen Treibstoff fortgesetzt
werden.
Klar ist aber, dass das Ende der Mission damit unmittelbar bevorsteht. Die
Daten von Kepler werden die Astronomen vermutlich noch über Jahre
beschäftigen: So wurde erst kürzlich die Entdeckung von 24 neuen Planeten aus
der 10. Beobachtungskampagne bekannt, womit inzwischen 2650 bestätigte Planeten
auf Keplers Konto gehen. Mit weiteren entdeckten fernen Welten ist zu
rechnen.
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