Mission des Planetenjägers vor dem Aus?
von Stefan Deiters astronews.com
16. Mai 2013
Die Mission des NASA-Weltraumteleskops Kepler
könnte beendet sein: Wegen des Ausfalls eines weiteren Kreisels, der zur
Lageregelung dient, kann das Teleskop gegenwärtig nicht mehr exakt ausgerichtet
werden. Doch selbst wenn keine weiteren Beobachtungen möglich sein sollten, gilt
die Mission als großer Erfolg.
Das
Weltraumteleskop Kepler der NASA.
Bild: NASA / Kepler Mission / Wendy
Stenzel |
Schon seit einiger Zeit hat es mit dem Weltraumteleskop Kepler immer
mal wieder technische Probleme gegeben, wegen der die Beobachtungen unterbrochen
werden mussten. Ursache war oft einer der Kreisel, die das Teleskop zur exakten
Ausrichtung benötigt. Kepler verfügt über insgesamt vier dieser
Kreiselinstrumente, mindestens drei müssen für eine präzise Ausrichtung
fehlerfrei arbeiten. Mitte letzten Jahres war nun ein Kreisel ausgefallen, bei
einem zweiten Kreisel stellte man eine erhöhte Reibung fest.
Am Dienstag bemerkte das Kepler-Team, dass sich das Teleskop erneut
in einem Safe-Mode befand und seine Ausrichtung im All lediglich mithilfe der
Steuerdüsen regelt. Das Teleskop war mit seinen Solarzellenpaneelen zur Sonne
ausgerichtet. Da sich Kepler langsam drehte, war eine Kommunikation nur
zeitweise möglich.
Es gelang dem Team, die Drehung zu stoppen und die Kreisel wieder in Gang zu
setzen. Allerdings zeigte sich dabei, dass das Kreiselinstrument, das schon
zuvor Probleme gemacht hatte, nicht mehr zuverlässig rotierte. Dies wertet das
Team als eindeutigen Hinweis darauf, dass das Instrument defekt ist. Man
vermutet, dass das Lager des Kreisels kaputt ist. Kepler befindet sich
weiterhin im Safe-Mode. Die Ausrichtung wird durch die Steuerdüsen geregelt.
Ziel ist es nun, die Sonde treibstoffsparend grob auszurichten, so dass eine
dauerhafte Kommunikationsverbindung zur Erde ermöglicht wird. Treibstoff zur
Steuerung ist noch für viele Monate ausreichend vorhanden. Das Team will in den
kommenden Tagen in Ruhe überlegen, ob und wie die Mission weitergehen soll. So
wird untersucht, ob sich der Kreisel nicht vielleicht doch wieder aktivieren
lassen könnte oder ob sich das Teleskop auch nur mit zwei Kreiseln und den
Steuerdüsen präzise genug ausrichten lassen würde.
Gegenwärtig geht das Team aber davon aus, dass mit nur zwei Kreiseln keine
ausreichend präzise Ausrichtung von Kepler möglich sein wird, um dann
weitere Daten sammeln zu können. Eine Entscheidung über das Ende der
Beobachtungen ist allerdings noch nicht gefallen. Die Wissenschaftler betonen
zudem, dass auch bei einem Ende der Beobachtungsphase bis heute schon so viele
Daten gesammelt wurden, dass die Mission als voller Erfolg gelten muss.
Unzählige Beobachtungen seien noch nicht ausgewertet. In den kommenden Monaten
und Jahren wäre daher noch mit zahlreichen Entdeckungen zu rechnen.
Kepler wurde im März 2009 gestartet. Bis heute wurden von dem
Teleskop über 2.700 Planetenkandidaten aufgespürt und 132 Planeten sicher
entdeckt. Seit November 2012 befindet sich Kepler, nach Abschluss der
dreijährigen Primärmission, in einer erweiterten Missionsphase.
Kepler hat
mithilfe der Transitmethode nach Planeten gesucht und visierte dazu ständig über 150.000
Sterne an, deren Helligkeit die Detektoren des Teleskops vermessen haben. Wanderte -
aus Keplers Perspektive - ein Planet direkt vor seiner Sonne entlang,
verdunkelte er seinen Zentralstern ein wenig - ein Helligkeitsabfall, den
Kepler registrieren konnte. Die Stärke des Helligkeitsabfalls erlaubt zudem
Rückschlüsse auf die Größe des Planeten relativ zu seiner Sonne.
Im Gegensatz zur Radialgeschwindigkeitsmethode, bei der nach einem durch
einen umlaufenden Planeten verursachten Wackeln eines Sterns gesucht wird, lassen
sich mit dem Transitverfahren auch Planeten aufspüren, die eine relativ
geringe Masse haben und damit auch Welten, die in Bezug auf Masse und Umlaufbahn
unserer Erde ähnlich sind.
|