Der erste Exoplanet der neuen Mission
von Stefan Deiters astronews.com
19. Dezember 2014
Vor einem Jahr schien die Mission des Weltraumteleskops
Kepler zu Ende zu sein: Durch den Ausfall zweier Kreiselinstrumente ließ
sich das Teleskop nicht mehr exakt genug ausrichten, um extrasolare Planeten
aufzuspüren. Doch dann entwickelte das Team eine Methode, durch die sich
Kepler doch noch zur Planetensuche einsetzen lassen sollte. Jetzt wurde der
erste Exoplanet dieser neuen Mission bestätigt.

Das
Weltraumteleskop Kepler ist wieder erfolgreich
auf der Suche nach extrasolaren Planeten.
Bild: NASA Ames / JPL-Caltech / T. Pyle
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Das Weltraumteleskop Kepler ist wieder im "Planetensuch-Geschäft": Das
Kepler-Team verkündete nämlich jetzt die
Entdeckung des ersten extrasolaren Planeten, die mithilfe der neuen
Beobachtungsmethodik gelungen ist. Dabei war die Mission von der NASA eigentlich
schon für beendet erklärt worden, nachdem zwei der vier Kreiselinstrumente an
Bord nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert hatten. Mindestens
drei dieser Kreiselinstrumente sind nämlich nötig, um das Teleskop stabil auf einen
Punkt am Himmel ausrichten zu können.
Kepler sucht mithilfe der sogenannten Transitmethode nach Planeten. Dazu wurden in der primären Missionsphase ständig über 150.000 Sterne
anvisiert und deren Helligkeit sorgfältig vermessen. Wanderte - aus Keplers
Perspektive - ein Planet direkt vor seiner Sonne entlang, verdunkelte er seinen
Zentralstern ein wenig - ein Helligkeitsabfall, den Kepler registrieren
konnte. Die Stärke des Helligkeitsabfalls erlaubt zudem Rückschlüsse auf die
Größe des Planeten relativ zu seiner Sonne.
Nach Ausfall von zwei der vier Kreiselinstrumente hatte die NASA die
Kepler-Mission im August 2013 für beendet erklärt. Bis dahin war Kepler
außerordentlich erfolgreich gewesen und hatte unzählige extrasolare Planeten
aufgespürt. Das Team wollte sich daher mit dem Aus für Kepler nicht abfinden und
suchte nach einer neuen Methode, um das Teleskops weiterhin sicher ausrichten zu
können (astronews.com berichtete).
Man entwickelte ein Verfahren, das schließlich im Frühjahr auch von der NASA
akzeptiert wurde. Die Mission von Kepler konnte unter der Bezeichnung "K2"
weitergehen. "Im Sommer des vergangenen Jahres war nach dem Ausfall des
Kreiselinstruments eine wissenschaftlich produktive Fortsetzung der
Kepler-Mission kein Thema mehr", erinnert sich Paul Hertz, Direktor der
Astrophysik-Abteilung am NASA-Hauptquartier in Washington. Doch hätte sich dies
nun deutlich geändert.
Der jetzt vorgestellte Planet wurde in Daten entdeckt, die mit Kepler
im Februar während des Testens des neuen Verfahrens aufgenommen wurden. Der Fund
wurde inzwischen durch Auswertung von Beobachtungen des Instruments HARPS-Nord am
Telescopio Nazionale Galileo auf La Palma bestätigt. Mit HARPS
werden extrasolare
Planeten mit einem anderen Verfahren aufgespürt, nämlich mit der sogenannten
Radialgeschwindigkeitsmethode. Dabei wird nach einem leichten Wackeln eines
Sterns gefahndet, das durch einen umlaufenden Planeten verursacht wird.
Der neu entdeckte Planet trägt die Bezeichnung HIP 116454b und hat einen
Durchmesser, der etwa dem 2,5-fachen Durchmesser der Erde entspricht. Er
umrundet seinen Zentralstern, der etwas kleiner und kühler als die Sonne ist,
alle neun Tage. Er ist dem Stern damit so nah, dass die Temperaturen auf dem
Planeten uns vertrautes Leben unmöglich machen sollten. HIP 116454 ist rund
180 Lichtjahre von der Erde entfernt und liegt im Sternbild Fische.
Seit dem offiziellen Beginn der K2-Mission von Kepler hat das Teleskop mehr
als 35.000 Sterne anvisiert und zudem noch weitere Beobachtungen von
Sternhaufen, Sternentstehungsregionen und Objekten in unserem Sonnensystem
gemacht. Aktuell läuft die dritte Beobachtungsphase.
Über ihre Entdeckung berichten die Wissenschaftler in einem
Fachartikel, der in der Zeitschrift The Astrophysical Journal
erschienen ist.
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