Mission Sunrise 2 hat begonnen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
12. Juni 2013
Das ballongetragene
Sonnenobservatorium Sunrise hat seinen zweiten Flug begonnen. Das
Teleskop hob heute Morgen von der Weltraumbasis Esrange in Nordschweden ab. In
den kommenden Tagen soll Sunrise aus einer Höhe von rund 35 Kilometern
die Sonne unter die Lupe nehmen. Landen wird das Teleskop schließlich in Kanada.
Während des
Startvorgangs wird der obere Teil des Ballons mit
Helium gefüllt. Während des Aufstiegs auf eine
Reiseflughöhe von mehr als 35 Kilometern bläht
sich der Ballon auf, bis er einen Durchmesser von
etwa 130 Metern erreicht. Das Teleskop selbst ist
unten zu erkennen.
Foto: MPS |
Das ballongetragene Sonnenobservatorium Sunrise ist heute
erfolgreich von der Weltraumbasis Esrange in Nordschweden abgehoben. Um 7.37 Uhr
MESZ gab das Startfahrzeug die Gondel frei und der riesige Heliumballon trug
Sunrise in den Himmel. Nach letzten Tests am Boden in der vergangenen Woche
hatte das Team seit Tagen auf günstige Wetterbedingungen gewartet.
Ein erster Startversuch am vergangenen Donnerstag musste wegen plötzlich
auffrischenden Windes abgebrochen werden. Beim heutigen zweiten Versuch hat das
Wetter nun mitgespielt. Polarwinde werden Gondel und Ballon jetzt erfassen und
in den nächsten Tagen in mehr als 35 Kilometern Höhe um den Nordpol herum nach
Westen tragen.
Das Sonnenobservatorium Sunrise, das unter Leitung des Max-Planck-Instituts
für Sonnensystemforschung (MPS) entstanden ist, trägt das größte Sonnenteleskop
an Bord, das jemals den Erdboden verlassen hat. Während seines mehrtägigen
Fluges wird es seinen einzigartigen Blick fest auf die Sonne richten.
Gegen 2 Uhr heute früh hatte das riesige Kranfahrzeug Sunrise aus der großen
Halle, die das Sonnenobservatorium seit etwa zwei Monaten beherbergt, abgeholt
und zum Startfeld gebracht. Nachdem Mitarbeiter der Columbia Scientific
Ballooning Facility der NASA den leeren Ballon, der sich während des
Aufstiegs aufbläht und in 35 Kilometern Höhe einen Durchmesser von etwa 130
Metern erreicht, ausgelegt hatten, war gegen 5 Uhr klar: Das Wetter hält; der
Ballon kann mit Helium gefüllt werden. Um 7.37 Uhr dann der erlösende Moment:
Unter dem Beifall des Sunrise-Teams steigt Sunrise in den
Himmel über der Weltraumbasis Esrange nahe Kiruna in Nordschweden.
"Die Wetterbedingungen sind für den Start entscheidend", erklärt Prof. Dr.
Sami K. Solanki, wissenschaftlicher Leiter der Mission und Direktor am MPS.
"Damit Sunrise unbeschadet die richtige Reiseflughöhe erreichen kann,
darf in den darunterliegenden Luftschichten höchstens ein nur leichter Wind
wehen. Das gilt vor allem für die untersten paar Kilometer". Da die Winde in 35
Kilometern Höhe hingegen derzeit recht kräftig wehen, rechnet das Sunrise-Team
mit einem recht kurzen Flug. Bereits in vier bis fünf Tagen könnte das
Observatorium den Norden Kanadas erreichen, wo es von einem Fallschirm getragen
landen soll.
Bis dahin wird das Sunrise-Team jede Sekunde nutzen, um den
einzigartigen Blick des Observatoriums auf die Sonne zu richten. Neben dem
Teleskop trägt Sunrise weitere wissenschaftliche Instrumente an Bord,
welche die Magnetfelder der Sonne mit hoher Auflösung vermessen. In diesen
Feldern vermuten Wissenschaftler den Schlüssel zu vielen unbeantworteten Fragen
der Sonnenphysik. So ist etwa noch völlig ungeklärt, warum die Aktivität der
Sonne in einem etwa elfjährigen Zyklus schwankt. Derzeit befindet sich unser
Zentralgestirn in einer Phase hoher Aktivität. In diesen Phasen sind die
Magnetfelder der Sonne besonders dynamisch. Zudem schleudert sie immer wieder in
kleineren und größeren Eruptionen Strahlung und geladene Teilchen ins All.
Bereits vor vier Jahren startete Sunrise zu seinem ersten Flug.
Damals gelang es, die kleinsten magnetischen Strukturen auf der
Sonnenoberfläche, die Grundbausteine des solaren Magnetfeldes, sichtbar zu
machen. Allerdings verharrte die Sonne damals in einem ungewöhnlich langen
Aktivitätsminimum.
Die Sunrise-Mission wird geleitet vom Max-Planck-Institut für
Sonnensystemforschung im niedersächsischen Katlenburg-Lindau. Weitere Partner
der Mission sind das High Altitude Observatory (Boulder, USA), das
Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik (Freiburg im Breisgau), ein spanisches
Konsortium unter Leitung des Instituto de Astrofísica de Canarias, das
Lockheed-Martin Solar and Astrophysics Laboratory (Palo Alto, USA) und
die Columbia Scientific Ballooning Facilty der NASA.
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