Forscher zufrieden mit Mission
Redaktion
/ Pressenotiz des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
10. Juli 2009
Die an der SUNRISE-Mission beteiligten Wissenschaftler sind mit dem Verlauf
des Fluges des Sonnenteleskops am Ballon sehr zufrieden. Das Teleskop war im
Juni sechs Tage lang in einer Höhe von etwa 30 Kilometern von Schweden nach
Kanada geflogen. Diese einmalige Perspektive erlaubte Beobachtungen der
Sonne mit einer bislang unerreichten Genauigkeit.
Bergungsmannschaft mit dem einen Meter großen
Spiegel des SUNRISE-Teleskops nach der Landung
auf dem steinigen Hochplateau der Insel Somerset
Island in Nordkanada.
Foto: Werner Deutsch (MPS) [Großansicht] |
Das Sonnenobservatorium SUNRISE, das in mehr als 6-jähriger Arbeit am
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Katlenburg-Lindau in
Zusammenarbeit mit Partnern in Deutschland, USA und Spanien entwickelt worden
ist, hat seinen ersten wissenschaftlichen Flug erfolgreich beendet. Nach dem
Ablösen des Ballons landete SUNRISE am 14. Juni 2009 um 1.44 Uhr sicher an einem
Fallschirm auf Somerset Island, einer großen Insel im kanadischen Territorium
Nunavut an der Nordwestpassage, dem Seeweg durch das Nordpolarmeer zwischen
Atlantik und Pazifik.
Obwohl zum Zeitpunkt der Landung recht starker Wind herrschte, sind alle
wesentlichen Komponenten, wie zum Beispiel der große Hauptspiegel des Teleskops
mit einem Meter Durchmesser, ohne jegliche Beschädigung. Das Instrument wurde
vor Ort in kleinere Einheiten zerlegt und mit einem Hubschrauber und
Transportflugzeugen zunächst nach Resolute Bay und später dann nach Yellowknife
gebracht. Während die Instrumentkomponenten in einem Seecontainer die Reise von
Kanada zurück nach Deutschland angetreten haben und erst in einigen Wochen im
Institut eintreffen werden, sind die Mitarbeiter zusammen mit den Daten bereits
wieder sicher zuhause angekommen.
Während seiner etwa 6-tägigen Mission konnte SUNRISE eine Fülle von Daten
gewinnen, mit denen die Wissenschaftler ein besseres Verständnis der Vorgänge
auf der Sonnenoberfläche erreichen wollen. Von besonderem Interesse sind die
Wechselwirkungen zwischen den Magnetfeldern der Sonne und Strömungsstrukturen
des heißen Sonnenplasmas.
Die Magnetfelder sind die Ursache für eine Vielzahl von Phänomenen, die unter
dem Begriff "Sonnenaktivität" zusammengefasst werden können und auch Einfluss
auf unsere Erde haben. Der Direktor der Sonnenabteilung am MPS Prof. Sami K.
Solanki sagte nach der Landung: "Alle Instrumente an Bord von SUNRISE
funktionierten einwandfrei, so dass die Feinstrukturen und Magnetfelder mit
hoher Präzision gemessen werden konnten." Die Daten werden derzeit aufbereitet
und analysiert. Erste Ergebnisse sind nach Angaben des Projektleiters Dr. Peter
Barthol vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung sehr vielversprechend:
"Die ersten Datensätze zeigen bereits eine hervorragende Qualität. Allerdings
wird die Auswertung der enormen Datenmenge von mehr als einem Terabyte noch
einige Zeit in Anspruch nehmen".
Der Start des größten Teleskops zur Erforschung der Sonne, das je die Erde
verlassen hat, erfolgte am Montag, den 08.Juni 2009 um 8:27 Uhr vom Startplatz
der Europäischen Weltraumbasis ESRANGE bei Kiruna in Nordschweden (astronews.com
berichtete). Das Startgewicht der gesamten Ausrüstung betrug mehr als sechs
Tonnen. Getragen von einem gigantischen Heliumballon mit einem Fassungsvermögen
von 1 Million Kubikmetern und einem Durchmesser von rund 130 Metern erreichte
das Teleskop eine Flughöhe von etwa 37 Kilometern in der Stratosphäre. Dort
herrschen bereits Bedingungen ähnlich denen im Weltraum. Hierdurch sind
Beobachtungsmöglichkeiten gegeben, die vom Erdboden aus nicht erreicht werden
können. Zum einen sind Bildbeeinträchtigungen durch Luftturbulenzen nicht mehr
vorhanden, zum anderen kann die Sonne bei Wellenlängen im ultravioletten Licht
beobachtet werden, das sonst durch die Ozonschicht absorbiert würde.
Die in der Stratosphäre im Sommer vorherrschenden Windsysteme trugen das
Sonnenteleskop von Nordschweden über Grönland bis nach Nordkanada. Schon kurz
nach dem Start hatten sich Mitarbeiter von SUNRISE von Nordschweden auf den Weg
nach Yellowknife in Kanada gemacht, um schnellstmöglich nach der Landung die
Bergung der wissenschaftlichen Daten und des Instruments vornehmen zu können.
Die Bergungsmannschaft erreichte das gelandete Observatorium auf der Polarinsel
wegen schlechter Wetterbedingungen erst einige Tage später.
Neben dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung sind an der Mission
zahlreiche weitere Forschungseinrichtungen beteiligt: das Kiepenheuer-Institut
für Sonnenphysik in Freiburg, das High Altitude Observatory in Boulder
(Colorado), das Instituto de Astrofisica de Canarias auf Teneriffa, das
Lockheed-Martin Solar and Astrophysics Laboratory in Palo Alto (Kalifornien),
die Columbia Scientific Ballooning Facility der NASA und natürlich die
Weltraumbasis ESRANGE. Das SUNRISE-Projekt wird gefördert vom Bundesministerium
für Wirtschaft durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
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